Therapie

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14.04.2025

Wunder der Anatomie

Wunder der Anatomie

Die Füße in Therapie & Training, Teil 1

Nach Schulter und Knie widmet sich unser Autor Kay Bartrow nun einer weiteren wichtigen Körperregion: den Füßen. Diese müssen große Belastungen aushalten können, auch wenn sie in der Gegenwart nicht mehr ganz so häufig zur Fortbewegung eingesetzt werden. Ein Blick auf die Anatomie und die Funktion der Füße.

Beim Flamenco-Tanz können geübte Füße schon mal mehr als 880 Schritte pro Minute aufs Parkett legen, die größten Füße messen mehr als 40 cm in der Länge und passen damit in Schuhgröße 70. Fun Fact am Rande: die Fußlänge entspricht in etwa der Länge des eigenen Unterarmes (von der Ellenbeuge bis zur Handgelenkslinie).

Füße können auch schwitzen: Jeder Fuß verfügt über etwa 500.000 Schweißdrüsen. In einem durchschnittlichen Leben machen wir etwa 150 bis 200 Millionen Schritte. Füße tragen uns im wahrsten Sinne des Wortes durch ein ganzes Leben und bei dieser durchschnittlichen Anzahl an Schritten entspricht die dabei zurückgelegte Strecke einer zweifachen Umrundung der Erde – zu Fuß. Die höchste Geschwindigkeit zu Fuß beträgt 44,72 km/h und der Rekord im 24h-Lauf liegt bei über 300 km.

Füße & Fortbewegung

Waren die Füße in den frühen Tagen der Menschheitsgeschichte noch das übliche Fortbewegungsmittel, verlassen sich die Menschen heute doch weitgehend auf die technischen Errungenschaften in Sachen Mobilität. Heute verbringen wir einen Großteil des Alltags in einer sitzenden Haltung (bis zu 14 Stunden), was den Gebrauch und die dringend benötigte Bewegung der Füße drastisch eingrenzt.

Mit 26 Knochen und mehr als 30 Gelenkverbindungen ist der Fußkomplex ein hochfunktionelles und äußerst anpassungsfähiges Konstrukt. Die Füße stellen die Verbindung zum Boden her, tragen uns durchs Leben, sorgen in erster Instanz für Gleichgewicht und können sich dabei an die unterschiedlichsten Untergründe anpassen.

Füße – individuell wie ein Fingerabdruck

Die äußere Erscheinung der Füße ist im Detail variabel, was sich einmal in verschiedenen Grundformen zeigt. Die Grundformen geben dem Fuß ein individuelles charakteristisches Aussehen, sind alle normal und erfüllen alle die Anforderungen für einen optimalen Gebrauch und bestmögliche Funktionalität.

Grundform & Anpassung

Je nach Grundform der Füße und je nach individuellem Belastungsgefüge im Alltag, sind entsprechend angemessene Schuhe zu empfehlen. Diese sollten vor allem in Breite und Länge immer an die Fußform angepasst ausgewählt werden und sollten die Füße in ihrem Entfaltungsbedürfnis nicht allzu lange einengen.

Die Grundform der Füße hat eine genetische Disposition (Veranlagung) und wird somit überwiegend von der familiären Situation bestimmt. Der menschliche Organismus kann sich an äußere Bedingungen und Anforderungen anpassen. Das gilt auch für die Füße. So können sich Füße im Laufe eines Lebens, durch gewohnheitsmäßigen Gebrauch oder auch Nichtgebrauch, durch die Wahl der Schuhe, durch die tägliche Pflege und durch sportliche Aktivitäten, verändern. Veränderungen der Füße sind im Laufe eines Lebens so normal wie graue Haare und Falten der Haut.

Veränderungen: Spreizfuß & Co.

Füße verändern sich durch die Belastungen in der täglichen Benutzung, aber auch durch Überlastung und Verletzung. Überlastung und Verletzung können bei alltäglichen Aktivitäten (auch durch unpassendes Schuhwerk) oder im sportlichen Kontext entstehen. Spreizfuß, Hohlfuß, Knickfuß oder Plattfuß fallen einem dabei sofort ein und dies sind tatsächlich häufig vorkommende Veränderungen, die sich in einer sich langsam verändernden Fußform und in einem neuen Funktionsprofil zeigen.

Dabei handelt es sich um Veränderungen, die sich meist über längere Zeitabschnitte entwickeln. Die Verwandlung vom "Normalfuß" zum Spreizfuß passiert nicht über Nacht. Solange diese Veränderungen nur gering vorhanden und nicht sehr stark ausgeprägt sind, ergeben sich meist auch keine größeren Störungen für die Fußgesundheit. Sobald sich jedoch die ersten Symptome wie Steifigkeit, Schmerzhaftigkeit oder Bewegungseinschränkungen einstellen, sollte über bewusste und nachhaltige Veränderungen und entsprechende Übungen und Training nachgedacht werden, um die Grundsituation wieder zu verbessern.

Einfache Testbatterie für die Funktionsbereiche der Füße

Um die Patienten in der Praxis oder Kunden im Fitnessclub besser einschätzen zu können, ist eine effektive Testbatterie für die Kernkompetenzen der Füße hilfreich. Füße müssen beweglich sein, Kraft aufbauen können, das Gleichgewicht halten und Sicherheit in Form von Stabilität gewährleisten. Mit den folgenden Tests können Sie Schwächen und bestehende Einschränkungen in den Bereichen Beweglichkeit, Kraft, Gleichgewicht und Stabilität finden.

Beweglichkeit

Die Mobilität der Füße kann einfach im Sitzen getestet werden. Die Füße sind dabei möglichst flächig auf dem Boden aufgestellt. So können alle Bewegungsrichtungen überprüft und mit dem Normwert verglichen werden. Auch eventuell auftretende Beschwerden (wie z.B. Schmerz oder Steifigkeit etc.) sollten registriert werden.

Kraft & Ausdauer

Die Muskulatur der Füße ist wichtig für Bewegungen wie Gehen, Rennen oder Treppensteigen. Je mehr Kraft die Muskulatur aufbringen kann, desto müheloser sind diese Aktivitäten im Alltag machbar. Für sportliche Höchstleistungen sind die Kraftwerte der aktiven Muskulatur das Maß der Leistungsfähigkeit. Um bei Patienten oder Kunden einen soliden Basiswert zu erhalten, haben sich zwei einfache Tests bewährt: Zehenstand und Fersenstand.

Gleichgewicht

Um das Gleichgewicht aufrecht zu halten, nutzt unser Organismus unter anderem den sogenannten Fußausgleich. Zum Testen der Gleichgewichtsfähigkeit eignet sich daher auch der Einbeinstand sehr gut. Die Standzeit wird auf jedem Bein gemessen und sollte im Normalfall mehr als 45 Sekunden betragen. Im rechts-links Vergleich sollten es nahezu gleiche Standzeiten sein.

Stabilität

Bei den Fußgelenken kommt der seitlichen Stabilität eine große Bedeutung sowohl im Sport als auch im Alltag zu. Deshalb sind einbeinige Sprungtests sehr zweckdienlich.

Kay Bartrow


Autor

Kay Bartrow arbeitet als Physiotherapeut. Gleichzeitig verbindet ihn mit der Fitnessbranche der Spaß an Sport, Training und Bewegung, weshalb er examinierte Physiotherapeuten unter anderem in Trainingstherapie fort bildet. E-Mail: physiotherapie4u@gmx.de



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