
Gesundheit
24.04.2025
Von A wie authentisch bis Z wie Zukunft
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PhysioKotsch präsentiert: Die VITALplus Physio-Gruppe
Es war einmal einer, der auszog, um die Prozesse und Abläufe aus Sicht der Mitarbeiter und Patienten zu optimieren und effektiver zu gestalten. Es klingt wie ein Märchen und wahrscheinlich hat nicht mal er selbst es geahnt. Die Rede ist von Stefan Blank und seiner VITALplus Physio-Gruppe mit derzeit sieben Standorten und mehr als 40 Mitarbeitern.
Der eine oder andere Leser kann sich vielleicht erinnern an meinen Artikel in der TT-DIGI 01/2022, als ich schon einmal über den besonderen Entrepreneur und seine Gesundheitseinrichtungen geschrieben habe. Da sich seitdem so viel getan hat, knüpfe ich an den sehr lesenswerten Bericht direkt an, hole aber bewusst etwas weiter aus.
Start als Studioleiter
Stefan startete in Neuruppin/ Brandenburg als Studioleiter in seine berufliche Karriere. Dort haben wir uns auch kennen- und schätzen gelernt. Dann zog es ihn nach Mecklenburg-Vorpommern und er etablierte seine eigenen Fitnessunternehmen als Franchisenehmer von clever fit.
Mit hoher Professionalität in der Organisation und Struktur der Studios erkannte er um 2016/2017, dass sein Weg und der gesamten Branche an PHYSIO nicht vorbeikommt. Gott sei Dank mein Spezialgebiet, so konnten wir gemeinsam die erste Physiopraxis am clever fit in HGW entwickeln.
Entstehung einer Gesundheitsgruppe
Seitdem haben sich nicht nur sechs weitere Praxen und ein EMS-Studio dazugesellt, sondern Stefan und sein Team um Tim Bräuer und Katrin Brede haben tagtäglich quasi jeden Stein in der Ablauforganisation und inhaltlichen Planung einer Physiopraxis gedreht und neu geschaffen oder interpretiert. Hervorzuheben sind vor allem die digitalen Prozesse, die in hervorragend organisierten Webseiten und Social-Media-Profilen, aber auch einer eigenen Physio-App, digitalen Info-Points auf der Physio-Fläche und natürlich digitalen Angeboten zur Betreuung der Patienten mündeten.
Schon unglaublich, was möglich ist, wenn sich Talent, Fleiß, Ausdauer und Disziplin treffen in einer Person. Neugier und Unternehmergeist dürfen wir nicht vergessen. Und Stefan hat noch lange nicht genug. Auf meinem Netzwerktreffen von aconcept im September 2024 habe ich Stefan mit einem Award für seine exzellente Entwicklung ausgezeichnet. Der dort ebenfalls anwesende Chefredakteur dieses Magazins, Philipp Hambloch, bat mich im Anschluss, das Thema unbedingt noch einmal aufzugreifen und dabei auch über die Herausforderungen zu schreiben, die Stolpersteine bei so einer gigantischen Entwicklung. Und hier sind einige davon.
1. Personal
Dieses branchenbekannte Problem hatte Stefan zum Start zunächst noch nicht. Mit den Jahren entwickelte sich aber der leider inzwischen normale Engpass, dem er auch mithilfe von polnischen Fachkräften begegnete. Die deutsche Bürokratie ist sicherlich kein Door-Opener und unterschiedliche Muttersprachen und Mentalitäten bleiben immer eine Herausforderung, aber gewuppt ist gewuppt.
Ein weiterer Vorteil ist natürlich die Unternehmensgröße und die damit verbundene Flexibilität, was Einsatzort, aber auch -zeiten und -felder betrifft. Es gibt die kleine Praxis genauso wie das Therapiezentrum (fast schon EAP) und Passive Physiotherapie, Aktive Physiotherapie und Prävention als Handlungsfelder. Dazu noch Betriebliches Gesundheitsmanagement, auch das ist ein interessantes Betätigungsfeld für Therapeuten. Beim Thema Personal dürfen wir auch nicht verschweigen, dass sich der Gesundheitszustand nicht nur unserer Patienten, sondern auch unseres Teams spätestens seit Corona extrem verschlechtert hat. Die AU-Tage nehmen jährlich zu und die Zeitspanne, wo geplantes Therapieren möglich ist, wird immer kleiner.
2. Kostenträger: Anforderungen & Abhängigkeiten
Ebenso wie bei der Steuererklärung oder dem Hausbau ist es in einigen Dingen ratsam, auf externe Hilfe zu setzen, statt es selber zu versuchen. Es ist ein unglaublicher Wust an Zulassungsvoraussetzungen für verschiedene Praxisinhalte, noch dazu, wenn unterschiedliche Kostenträger dazu kommen. Die Erweiterung einer Physiopraxis um KGG mag noch recht einfach sein, aber wenn T-RENA dazukommt, wird es schon kniffeliger.
Noch dazu, wenn alles auch kompatibel mit Präventiv- und Zusatz - angeboten für die Patienten gestaltet werden soll. Spätestens bei der Beantragung der EAP, der Erweiterten Ambulanten Physiotherapie, mit der DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung), wird es eine kleine Wissenschaft aus räumlichen, personellen, gerätetechnischen und strukturellen Voraussetzungen. Es gibt wohl nur wenige Branchen, wo ‚man‘ gesagt bekommt, mit wem, in welchen Räumen, wie lange, wie oft … und mit welchen Geräten was funktioniert und wie viel man dafür bekommt. Wird Farbe teurer, wird eben auch der Maler teurer … aber nicht so in der Gesundheitsbranche. Und das führt dann auch zu weiteren Herausforderungen.
3. Wirtschaftlichkeit
Sicherlich haben die Physiopraxen in den vorigen Jahren Vergütungserhöhungen bekommen, was zuvor mehr als zehn Jahre ausgeblieben war. Gerade erst gab es 4 % mehr. Das ist aber nicht mehr als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein! Angesichts der gestiegenen Preise für Betrieb, Personal, Versicherungen, Fahrzeuge etc. ist die Erhöhung weit entfernt von einem Inflationsausgleich. Der Kostendruck ist wirklich enorm! Gemeinsam mit YOLii haben wir die Aktive Therapie in Stefans Praxen eingeführt, auch das ist KEIN Selbstläufer. Gleichzeitig mussten in den Praxen die Taktungen der Behandlungen an die gesetzlich vorgeschriebenen Zeiten angepasst werden, mit der Option, zusätzliche Therapiezeit als Selbstzahlerleistung „Physio plus“ für Patienten buchbar zu machen – was uns zur nächsten Herausforderung bringt.
4. Verwaltungs- und Planungssoftware
Natürlich genügen viele Anbieter von Praxis–Software Standardansprüchen, viele bieten darüber hinaus eine hohe Flexibilität. Aber angesichts der Vielzahl an therapeutischen und präventiven Programmen mit den unterschiedlichen Kostenträgern und darüber hinaus erweisen sich die meisten als überfordert. Die Praxissoftware in neue Hände zu geben oder geben zu müssen ist so unnötig und schön wie Zahnschmerzen oder der Wechsel des Steuerberaters. Aber Jammern bringt nichts, auch durch diese Tür sind Stefan und sein Team gegangen – mit wachsendem Erfolg!
5. Rezeption
Bewusst habe ich die Kosten für die ‚rückwärtigen Dienste‘ wie Rezeption, Reinigung, Abrechnung etc. vorhin noch nicht mit eingepreist – aber gestiegen sind auch sie. Habe ich beim Personal schon von der hohen Volatilität geschrieben, steigt natürlich auch die Flexibilität bei der An- und Abmeldung von kranken Patienten, Termine müssen verschoben werden etc. Die Ansteckungsgefahr erhöht sich am ‚Point of First Contact‘, die Ansprüche der Patienten und die Anforderungen insgesamt steigen. Nirgendwo sind ‚eierlegende Wollmilchsäue‘ in Sicht.
Stefan begegnet dieser Herausforderung mit der Neugestaltung und -Entwicklung auch dieses Bereiches und so wird es ab 2026 eine zentrale Telefonverwaltung für alle seine Praxen geben. Anfang 2024 wurde die Online-Terminvergabe in einer Praxis getestet, also nur über die Homepage und PC-Stele in der Praxis und damit personallos die Online-Terminverwaltung getestet – als eine der Ersten in Deutschland!
6. Gesundheitspolitik und das ewige Jammertal
Das Jammertal wollte Stefan verlassen, will gestalten und mithelfen bei der Reform der Branche – und zack, ist er im Vorstand des VDB in Mecklenburg-Vorpommern. Interessant, hilfreich und aufreibend zugleich, so könnte man dieses Betätigungsfeld zusammenfassen. Ehrenamt, viele Termine, interessante Kontakte auf der ‚anderen Seite des Ufers‘, es ist alles dabei seit einigen Jahren.
Kommen wir langsam zum Schluss von Teil 1 des ‚Updates‘ – auch wenn es noch ein paar weitere Herausforderungen zu beschreiben gäbe. Des Weiteren wollen wir auch einen kleinen Cliffhanger installieren und Lust auf Teil 2 im September 2025 machen, denn Stefan hat ja auch noch einiges MEHR zu bieten: die Planung eines neuen Zentrums, seine Concept+- Agentur für Betriebliches Gesundheitsmanagement und seine tragende Rolle im ‚Silicon Valley‘ Mecklenburg-Vorpommerns (digitale Gesundheitswirtschaft).
Ich bin gerne an deiner und eurer Seite, lieber Stefan, auf weiterhin prächtige Zusammenarbeit und prosperierende Unternehmensentwicklung in allen Bereichen, auf glückliche Patienten und ein glückliches Team – auf immer ein Handbreit Wasser unter dem Kiel! Und ab und an einen Backfisch mit korrespondierenden Getränken am Ostseekai, dein PhysioKotsch® Thomas.
Thomas Kotsch
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