
Therapie
05.05.2025
Reha-Sport in der Physiotherapiepraxis?

Ein Thema, welches mich als Sachverständiger für Therapiezentren regelmäßig begleitet, ist der Kursbereich. Wenn mich Kollegen und Kolleginnen kontaktieren, um Unterstützung für Ihre Therapiepraxis anzufordern, dann kommt auf kurz oder lang auch immer der Kursbereich zu Sprache. Warum der Rehabilitationssport bzw. die Reha-Sport-Kurse eine gute Ergänzung in Ihrer Therapiepraxis sein können und wie Sie sie gut ausgelastet bekommen, möchte ich Ihnen in diesem Artikel kurz vorstellen.
Ein Reha-Sport-Kursangebot in Ihrer Physiotherapie kann ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal sein, um Ihr Unternehmen noch attraktiver für Mitarbeitende sowie Patienten zu gestalten und Ihr Kerngeschäft der Therapie finanziell zu unterstützen. Das Thema Reha-Sport ist gewiss kein neuer Trend, sondern ein etabliertes und fest verankertes Konstrukt in unserem Gesundheitssystem. Genau das macht es aus meiner Sicht auch so interessant. Ich bin mir auch sicher, dass viele von Ihnen bereits Kontakt mit dem Reha-Sport hatten. Doch wenn Sie es noch nicht kennen, hier reine kurze Erläuterung.
Was ist der Rehabilitationssport (Reha-Sport)?
Der Reha-Sport kann vom Arzt budgetfrei – z.B. bei orthopädischen Diagnosen – verschrieben werden. Der Reha-Sport erstreckt sich oft über 50 Einheiten in einem Gruppenkurs. Für die Abrechnung des Reha-Sports ist es nicht zwingend notwendig, dass sie an einem „eigenen Verein“ angeschlossen sind. Man kann sich für die Durchführung auch anderen Vereinen – wie bspw. dem Rehasport Deutschland e.V. – anschließen, um für eine „minimale Gebühr“ den Reha-Sport bei Ihnen in der Praxis abbilden bzw. abrechnen zu können.
Reha-Sport-Kurse können mit bis zu 15 Personen durchgeführt werden, wobei für jede Person 5 m² Kursraumfläche notwendig sind. Insgesamt brauchen Sie für die maximale Auslastung also 75 m² (15 Personen x 5 m²). Durchführen kann die Reha-Sport-Kurse jeder, der die entsprechende Qualifikation erworben hat. Hierfür können sowohl Laien als auch Physiotherapeuten ausgebildet werden. Das macht es wiederum auch interessant für Physiotherapiepraxen, da zur Durchführung nicht zwingend auf die knappe Ressource Physiotherapeut zurückgegriffen werden muss. Für einen Kursteilnehmer erhalten Sie von den Krankenkassen großteils um die 6,70 Euro. Natürlich abzüglich der Gebühren, sofern sie den Reha-Sport über einen „Fremdverein“ abrechnen.
Ist es finanziell attraktiv?
Lassen Sie uns doch mal kalkulieren, dass nur 80 % der Einnahmen bei Ihnen bleiben, da Sie 20 % Fremdkosten für den Anschluss an einen „Fremdverein“ pro Teilnehmer haben. Somit erwirtschaften Sie mit einem Rehasportkurs – welcher 45 Minuten dauert – bei 15 Teilnehmern ungefähr 80,40 Euro netto (15 Teilnehmer x 6,70 € Teilnahmegebühr – 20 % Fremdkosten).
Um die Wertschöpfung zu verdeutlichen, können wir uns einmal anschauen, was ein Physiotherapeut in diesen 45 Minuten erwirtschaftet. Kalkulatorisch könnte man in 45 Minuten bei einem 20-Minuten-Takt 2,25 Patienten behandeln. Wir rechnen also 2,25 x 28,91 € = 65,05 €. Das zeigt uns, dass der Reha-Sport im direkten Vergleich mit 1,79 € pro Minute auch finanziell gesehen attraktiv ist. Insbesondere, da kein Physiotherapeut notwendig ist. Möchten Sie den Alltag Ihrer Therapeuten mit dem Rehasport etwas „entschleunigen“ und diverser gestalten, dann ist dies natürlich auch eine gute Möglichkeit. Denn wie oben bereits beschrieben, ist es finanziell kein Verlust, wenn ihr Therapeut anstatt der Krankengymnastik einen Reha-Sport-Kurs anleitet.
Natürlich spielt bei diesem Vergleich die Fortbildung des Therapeuten eine Rolle sowie die Auslastung des Rehasportkurses. Bei 10 Personen pro Kurs würde sich der Reha-Sport finanziell noch besserstellen, als wenn ihr Therapeut Patienten mit einer Krankengymnastik behandelt. Unter 10 Teilnehmern ändert sich die Sichtweise wiederum.
Was kann ich tun, um die Auslastung hoch zuhalten?
Entscheidend beim Reha-Sport ist es, dass Ihre internen Strukturen stimmen, um die Auslastung der einzelnen Kurse hochzuhalten. Das bedeutet der „Reha-Sportler“ muss zu Beginn der Aufnahme der Kurse über Ihre „Spielregeln“ aufgeklärt werden, am besten in Form eines 1:1-Gesprächs inklusive schriftlicher Aufklärung. Wichtig ist, dass der Reha-Sport-Teilnehmer eine gewisse Ernsthaftigkeit an der rehabilitativen Maßnahme und somit der Teilnahme der Kurse vermittelt bekommt sowie einem festen Kurs zugewiesen wird. Es könnte die Regel gelten, dass bei dreimaligem unentschuldigten Fehlern der reservierte Kursplatz für jemand anderen freigegeben wird. So vermeiden Sie, Kursplätze für „No-shows“ freizuhalten und können Ihre Kapazitäten besser planen.
Auch Tools wie eine „Erfolgskarte“ – also eine Art Stempelkarte für die Kursteilnahmen – motiviert viele Teilnehmer am Ball zu bleiben. Vom „Ausfallhonorar“ bis zur „Meldung bei der Krankenkasse oder dem Arzt“ habe ich schon einige Maßnahmen kennengelernt, um zwar voll ausgebuchte, jedoch spärlich besuchte Reha-Sport-Kurse zu vermeiden. Wenn es noch nicht bekannt sein sollte, dass Sie bei sich in der Praxis Reha-Sport-Kurse durchführen, dann sollten Sie über ein gewisses Marketing (Google, Flyer, Internetseite) die Menschen in Ihrer Stadt darüber aufklären. Zum einen darüber, dass Sie den Reha-Sport bei Ihnen in der Praxis durchführen können sowie dass dieser vom Arzt bei den verschiedensten Problematiken verschrieben werden kann, um die Sensibilität dafür zu erhöhen.
Was bringt mir der Reha-Sport noch?
Der Reha-Sport kann auch als Marketing-Kanal betrachtet werden. Denn selbst ohne großes Marketing-Budget werden Menschen auf Ihre Praxis aufmerksam, da die Reha-Sport-Verordnung vom Arzt verschrieben worden ist und ein Anbieter gesucht wird. Somit kann der Reha-Sport auch zu einer Art „Zulieferer“ für Ihren Mitgliederbereich auf der Trainingsfläche werden. Dann ist selbst - verständlich der Beratungsprozess und die Struktur der Aufklärung entscheidend, damit die Menschen auch den Nutzen von zusätzlichem Gerätetraining verstehen und dies mit gutem Gefühl in Ihren Alltag integrieren.
Aus der Erfahrung kann ich Ihnen sagen, dass ca. 50 % der „Reha-Sportler“ den Nutzen für eine individuelle Trainingstherapie im Mitgliederbereich für sich erkennen und eine Mitgliedschaft abschließen. Und das auch zu Beiträgen von über 60 € im Monat bei 24-monatiger Laufzeit. Ein weiterer guter Grund, den Reha-Sport strukturiert in Ihrem Therapiezentrum zu integrieren.
Fazit
Für mich ist der Reha-Sport eine optimale Ergänzung für Ihr Kurs-Portfolio, insbesondere bei einer bestehenden Trainingsfläche im Mitgliedschaftsmodell. Ich freue mich, wenn ich Sie zum Hinterfragen ihres bestehenden Kurskonzeptes anregen oder sie sogar für eine Investition in einen Kursraum unter den richtigen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen begeistern konnte.
Wenn Sie wissen möchten, wie Sie Effizienz in Ihr Kurssystem bekommen, dann stehe ich Ihnen selbst - verständlich als Sachverständiger für Gesundheitsanbieter für ein individuelles Gespräch zur Verfügung.
Thomas Kämmerling
Der Autor
Thomas Kämmerling ist Physiotherapeut, Sachverständiger für Gesundheitsanbieter des DSSV, Physio-Spezialist der Experten Allianz für Gesundheit e.V., internationaler Referent zum Thema Leistungskommunikation und Geschäftsführer der KWS GmbH. E-Mail: kontakt@kws-schwerte.de
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