Therapie

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10.04.2025

Mehr Nachhaltigkeit für die Patienten

Mehr Nachhaltigkeit für die Patienten

– durch zusätzliche Behandlungszeit & aktive Trainingstherapie

Nachhaltigkeit. Nicht nur aus ökologischer Sicht spielt das Konzept eine immer größere Rolle. Im Alltag werden wir an Nachhaltigkeit oftmals erinnert, um endliche Ressourcen zu sparen und begrenzte Ressourcen nicht zu sehr zu belasten. Das lässt sich auch auf die Physiotherapie übertragen: Wenn Sie bei Ihren Patienten einen nachhaltigen Therapieerfolg erreichen, schonen Sie Ihre „Ressource“ Therapie und können Ihre Leistungen einem breiteren Patientenkreis schneller zur Verfügung stellen. Doch das bedeutet ein Umdenken in den Prozessen der Physiotherapie.

Durch Gespräche mit Kollegen aus der Branche bekomme ich ein klares Bild: Bei 20 % der Patienten tritt ein nachhaltiger Therapieerfolg durch die physiotherapeutische Behandlung ein, wobei bei 80 % der Patienten sich nur ein geringer bis gar kein nachhaltiger Therapieerfolg zeigt. Deshalb stehen letztere Patienten viel schneller wieder auf der Matte der Praxis, als es den Therapeuten lieb ist. Doch woran liegt das? Sind die Maßnahmen der Physiotherapie nicht wirkungsvoll genug?

Engpass 1: Zeit

An den Maßnahmen liegt es keineswegs, denn deren Wirkung ist wissenschaftlich nachgewiesen. Allerdings ermöglichen die gegebenen Rahmenbedingungen der Krankenkasse für den Patienten meist nicht mehr als eine Symptombehandlung. Im gesetzlichen Krankenkassensystem ist ein bestimmtes Zeitintervall bzw. eine Häufigkeit für die Behandlungen vorgesehen, welches vom Therapeuten nicht groß beeinflussbar ist. Es sei denn, man möchte als Praxis freiwillig auf den so notwendigen Umsatz verzichten und therapiert länger, als es die Krankenkasse der Praxis bezahlt.

Aus diesem Altruismus und der „Hilflosigkeit“ der Praxen sind mit dem Hintergedanken die Konstrukte „25-Minuten-Takt“ oder sogar „30-Minuten-Takt“ entstanden, die Praxisinhaber immer wieder vor große wirtschaftliche Herausforderungen stellen. Der Grundgedanke von „mehr Zeit“ ist jedoch nicht verwerflich: Die von der Krankenkasse definierte Zeit reicht meist nicht aus, um eine tiefgehende Ursachenanalyse beziehungsweise eine adäquate Behandlung stattfinden zu lassen. Unter diesen Bedingungen lässt sich kein nachhaltiger Therapieerfolg um - setzen. Vom Arzt verordnete Doppelbehandlungen und die Blankoverordnung in der Testphase sind bisher nur relativ kleine Ansätze, um gegenzusteuern.

Engpass 2: Eigenverantwortung

Der zweite Engpass liegt dann nicht mehr in der Therapie, sondern beim Patienten. Viele Therapeuten geben dem Patienten Hausaufgaben mit auf den Weg. Eine eigenständige Umsetzung geschieht bei den Patienten außerhalb der Praxis eher selten.

Ich habe dafür auch Verständnis: Das eigene Verhalten im Alltag beziehungsweise seine Gewohnheiten ohne fremde Hilfe zu ändern fällt jedem schwer. Es ist wie beim Zahnarzt, der zusätzlich zum Zähneputzen die Zahnseide und regelmäßige Mundspülung empfiehlt, doch Zuhause fehlt es an der eigenen Motivation dafür. Ähnlich geht es unseren Patienten: Die notwendige wiederkehrende Anleitung für die Verhaltensveränderung in puncto „eigenständiger Übungen“ beziehungsweise „eigenständigem Training“ fehlt und führt zum Engpass „Eigenverantwortung“.

Da Sie nun die beiden Engpässe kennen, lässt sich auch Abhilfe schaffen. 

Lösung 1: Mehr Zeit = Mehr Erfolg

Zur Problemlösung des Engpasses Zeit müssen Sie in Ihrer Praxis die Patienten insgesamt besser aufklären. Der Patient muss wissen, dass die Grundversorgung durch die Krankenkasse laut §12 SGB V oft nicht mehr als einen „ausreichenden“ Behandlungserfolg vorsieht.

Das Wort „ausreichend“ kennen Sie und ich aus der Schulzeit: Es entspricht einer Note 4. Damit lässt sich ein sehr guter – und somit auch nachhaltiger – Behandlungserfolg per Definition schon schwierig umsetzen. Deshalb empfiehlt es sich eine systematische Empfehlungsstruktur in Ihrer Praxis zu etablieren, indem die Rezeptionskräfte sowie Ihre Therapeuten die Patienten mit dem Bedarf und Wunsch nach mehr Therapiezeit entsprechend aufklären und beraten.

Ihre Terminbücher sind schon voll? Sie können aber dennoch Patienten mit zusätzlicher Behandlungszeit versorgen. Das erlebe ich tagtäglich. Und aus der Erfahrung von über 150 Therapiepraxen buchen mindestens 25 % der akuten Neupatienten diese Möglichkeit eines „besseren“ Therapieerfolgs durch zusätzliche Zeit mit dem Therapeuten auch dankend hinzu. Sie müssen nur optimal über den Nutzen aufgeklärt werden.

In der Praxis steht dem Therapeuten dann zusätzlich zu den sechsmal 20 Minuten Krankengymnastik nun sechsmal 20 Minuten zusätzliche Zeit zur Verfügung. Dieser Aufenthalt von 40 Minuten pro Besuch des Patienten ermöglicht nicht nur eine bessere Ursachenanalyse, sondern schafft auch die Grundlage für das Begleitbzw. Nachsorgeprogramm beim Patienten: die aktive Trainings - therapie. In dieser zusätzlichen Zeit können jetzt die sonst so selten umgesetzten Hausaufgaben auch direkt mit dem Patienten geübt bzw. als Routine verankert werden. Die Chance für einen nachhaltigen Therapieerfolg steigt.

Den Preis für die zusätzliche Zeit können Sie selbst festlegen. Dazu möchte ich Ihnen einen Einblick aus meiner Erfahrung aus der Praxis geben. Das Ziel der zusätzlichen Zeit ist bei den meisten Praxen keineswegs die Gewinnabsicht! Das Ziel ist es, den Mitarbeitern und Patienten sinnvollere und bessere Rahmenbedingungen zu ermöglichen. Denn die Win-Win-Win-Situation ist doch klar: Der Therapeut hat weniger Stress und kann auch „zeigen, was er draufhat“. Der Patient hat einen längeren Aufenthalt und besseren Behandlungserfolg. Das Unternehmen hat dadurch glückliche Mitarbeiter und Patienten. Selbst an der Rezeption ist nun weniger Stress, da der Durchlauf an Patienten auch abgenommen hat.

Also kommen wir nun noch mal zur Preisfrage: Ich bin kein Steuerberater, aber die zusätzliche Zeit mit dem Therapeuten muss aller Voraussicht nach mit 19 % versteuert werden, da es kein Heilmittel ist. Also sollten Sie mindestens den GKV-Preis für eine Krankengymnastik + 19% dieser Vergütung verlangen.

Als Beispiel: 27,80 € plus 19% MwSt = 33,08 €

So haben Sie keinen finanziellen Nachteil. Ob jetzt ein weiterer Patient mit einer Krankengymnastik oder der gleiche Patient mit zusätzlicher Zeit den nächsten 20-Minuten-Slot füllt, ist wirtschaftlich uninteressant. Genau diese Systematik ist in so vielen Physiotherapiepraxen in Deutschland heute schon Realität und wird von Patienten und Therapeuten dankend angenommen!

Und hier noch ein kleiner Einschub: Die neuen Richtlinien in der Blankoverordnung gehen ja schon in die richtige Richtung, da hier durch die Selbstbestimmung des Therapeuten auch Doppeltermine möglich sind und die Krankengymnastik ja auch „aktiv“ gestaltet werden kann/sollte. Doch bis dies flächendeckend für alle Diagnosen der Fall ist, verbessert die Empfehlung der zusätzlichen Zeit mit dem Therapeuten nach der verordneten Grundversorgung die Rahmenbedingungen der Physiotherapiepraxen enorm.

Lösung 2: Eigenverantwortung unter Anleitung

Die Eigenverantwortung des Patienten kann mit Hilfe der zusätzlichen Zeit dahingehend unterstützt werden, dass Routinen gemeinsam mit dem Patienten aufgebaut werden. Doch sobald das Rezept „abgearbeitet“ und der Patient wieder seinem Schicksal überlassen wird, verschwindet der gute Vorsatz. Zumeist ist der Zeitraum für die verhaltensverändernden Maßnahmen unter Anleitung oft zu gering.

Deshalb sollte der nächste logische Schritt für einen nachhaltigen Therapieerfolg erfolgen: Nämlich die Empfehlung der Durchführung einer aktiven Trainingstherapie als Selbstzahlerleistung. Der Großteil der modernen Physiotherapiepraxen hat dies schon erkannt und eine Trainingstherapiefläche etabliert. Allerdings gilt es diese auch den Patienten strukturiert zu empfehlen. Sowohl während, aber insbesondere nach der Therapie, muss es für die Patienten eine Möglichkeit geben, die aktive Trainingstherapie unter fachkundiger Anleitung auch außerhalb der Rezeptverordnung durchzuführen.

Damit knüpfen die Patienten direkt an die Therapie an und die Patienten übernehmen immer mehr Eigenverantwortung für ein aktiveres Leben, welches sie sich nun unter Anleitung „aneignen“ können. Wie beim Beispiel des Zähneputzens mit den Eltern oder wie es ein jeder von uns machen würde, der Tanzen lernen möchte: man holt sich regelmäßige Hilfe, bis man es selbst beherrscht. Nur so werden Patienten durch die Trainingstherapiefläche zu Mitgliedern, welche regelmäßig in Ihre Praxis kommen, um ihre Gesundheit in Eigenverantwortung zu verbessern und zu erhalten.

Entscheidend ist die Schnittstelle von „Therapie zu Training“, die durch eine Gesundheitsberatung mit dem Patienten hergestellt werden kann. Diese Gesundheitsberatung kann als obligatorischer Termin mit jedem (Neu-) Patienten vereinbart werden, zum Beispiel nach der 3. Behandlung. Diese Gesundheitsberatung dient als Rahmen zur Aufklärung und Selbsterkenntnis des Patienten und wird durchgeführt vom Sporttherapeuten. So kann der Patient mit allen wichtigen Informationen die Entscheidung treffen, das eigene gesundheitsfördernde Training – beispielsweise auch als Selbstzahler im Trainingstherapiebereich der Physiotherapie – (begleitet) durchzuführen.

Das klingt alles logisch, doch Sie brauchen Hilfe?

Sie haben schon eine aktive Trainingstherapie, die Sie noch besser strukturieren möchten oder Sie spielen erst mit dem Gedanken, eine solche zu integrieren? Sie wollen durch die zusätzliche Zeit die Rahmenbedingungen Ihrer Physiotherapie verbessern? Melden Sie sich einfach bei mir.

Thomas Kämmerling


Thomas Kämmerling ist Physiotherapeut, Sachverständiger für Gesundheitsanbieter des DSSV, Physio-Spezialist der Experten Allianz für Gesundheit e.V., internationaler Referent zum Thema Leistungskommunikation und Geschäftsführer der KWS GmbH. E-Mail: kontakt@kws-schwerte.de


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