Therapie

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13.07.2023

Zielführende Kombination aus Training und Therapie

Zielführende Kombination aus Training und Therapie

Der KGG-Zertifikatskurs als Basis für ein aktives Therapieangebot

In der Physiotherapie werden Patienten in der Progression gerne unterfordert und die Bedeutung von bestehenden Symptomen in diesem Kontext nicht selten etwas überbewertet. Zeitgleich steht die Notwendigkeit im Raum, die Eigenaktivität und die Eigenverantwortung von Patienten vermehrt in den Fokus der Therapie zu stellen und die Bedeutung von gesundheitsorientiertem Training bereits in der Therapie zu betonen. Kay Bartrow plädiert daher für das Therapieangebot ‚KGG‘ und stellt die Anforderungen zur Durchführung dieses Ansatzes vor.

Die Schnittstelle zwischen Therapie und Training ist der Übergangsritus vom therapiebedürftigen Patienten mit seinen nachlassenden Symptomen, zu einem trainingswilligen Menschen mit zunehmender Symptomkontrolle und einem ausgeprägten Gesundheitsbedürfnis.

Kooperation zwischen Training & Therapie

Da sich die Ziele in den Bereichen Therapie und Training nahezu deckungsgleich präsentieren und diese Ziele auch mit denselben Leistungsfaktoren (Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Koordination und Beweglichkeit) erreicht werden können, liegt eine Kooperation zwischen Therapie & Training hier sehr nahe (siehe Artikel „Therapie = Training“ in der TT-DIGI 01/23). Die Schnittmenge zwischen Physiotherapie und Training heißt: KG Geräte oder gerätegestützte Therapie.

KGG als aktive Behandlungsform

Dafür wurde in der Physiotherapie eigens von den Kassenverbänden und der Bundesarbeitsgemeinschaft der Heilmittelverbände e.V. (BHV), eine Abrechnungsposition und eine zertifizierte Fortbildung geschaffen, die diese Lücke schließen soll. So wird die Physiotherapie gezielt an trainingswissenschaftliche Erkenntnisse herangeführt und für Therapeuten und Patienten eine sportlich orientierte, aktive Behandlungsoption ermöglicht.

Unter expliziter Berücksichtigung verschiedener Faktoren wie individueller Erkrankung und deren Symptome, individueller Betroffenheit der Patienten durch die Erkrankung und verschiedenster Motivationslagen, werden im Bereich KG Gerät Trainingspläne erstellt und aktive Bewältigungsstrategien gegen eine Vielzahl neuro-muskulo-skelettaler Erkrankungen erarbeitet.

KGG-Anforderungen: Raum und Geräte

Um dieses Therapiekonzept in der Praxis anbieten zu können, gibt es räumliche, fachliche und sachliche Voraussetzungen, die zu erfüllen sind. Dazu gehört ein Trainingsraum von mindestens 35 m² Fläche und die KG Geräte Grundausstattung.

Zu dieser gehören eine Beinpresse (Funktionsstemme), zwei Zugapparate die im Abstand von 1,5m aufgestellt werden können, ein Vertikalzug (Lat-Zug) – der auch an einem Zugapparat befestigt sein kann, eine Trainingsbank, ein Winkeltisch (mit der Möglichkeit, die Wirbelsäulenextension zu beüben), Kleingeräte und Zubehör für die Zugapparate (Griffe und Schlaufen). Bei räumlicher Nähe zu einem Fitness-Studio kann eventuell auch an eine Kooperation gedacht werden. Alles in allem ein überschaubarer Aufwand, der zudem das gesamte therapeutische Angebot einer Physiotherapiepraxis enorm aufwerten kann.

Fortbildung erforderlich

Zusätzlich zu den räumlichen Voraussetzungen und den Geräten, wird auch eine fachliche Erweiterung in Form einer zertifizierten Fortbildung verlangt. Diese umfasst 40 Unterrichtseinheiten (UE), welche meist an vier Tagen mit je zehn UE angeboten werden. Der KG Geräte Zertifikatskurs darf ausschließlich von zertifizierten Fachlehrern angeboten werden und stellt das schnellste und einfachste Zertifikat in der Physiotherapie dar. Zudem gibt es in dieser Ausbildung bisher auch noch keine Prüfung.

Fundierte Trainingspläne möglich

Die Inhalte der Zertifikatsfortbildung umfassen aktuelle Erkenntnisse aus den Trainingswissenschaften, neueste Erkenntnisse über gesundheitliche Effekte von Training bei verschiedensten Erkrankungen, Assessmentverfahren für akute und chronische Patienten, Physiologische Grundlagen der Wundheilung und Schmerz, sowie jede Menge Übungen und der fundierte Umgang mit den Trainingsgeräten.

Auch bei Berührungsängsten werden die Teilnehmer an eine gezielte und geplante Trainingsplanerstellung herangeführt und können diese neuen Erkenntnisse und Fähigkeiten nach Kursabschluss sofort in der Praxis einsetzen und für Patienten zielorientiert anwenden.

Vorteile einer gerätegestützten Physiotherapie

Die Vorteile einer gerätegestützten Physiotherapie reichen von einem gezielten lokalen Ausdauertraining (auch Kraftausdauer), bis zu einem intensiven Krafttraining in den Bereichen Hypertrophie und Intramuskuläre Koordination.

So kann die Intensität der Therapie sukzessive an das Leistungsspektrum eines sportlichen Trainings herangeführt werden und so manche Patienten finden durchaus Gefallen an intensiven Trainingseinheiten und führen die erlernten Trainingsformen danach selbständig weiter.

Kay Bartrow

Bild: ©Shutterstock.com_736009573


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