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06.10.2023

„Wir haben eine fantastische Entwicklung genommen!“

„Wir haben eine fantastische Entwicklung genommen!“

Interview mit Dr. Hartmut Wolff

In diesem Jahr feierte die „Rückenmarke“ Dr. Wolff das 30-jährige Firmenjubiläum. Wir sprachen mit Firmeninhaber Dr. Hartmut Wolff über die Anfänge als „Exot“, seine Sicht auf aktuelle Entwicklungen in der Branche und seine nächsten Pläne.

TT-DIGI: Lieber Hartmut, herzlichen Glückwunsch zu 30 Jahren Dr. Wolff. Die Marke hat sich eindrucksvoll in der deutschen Gesundheitsbranche etabliert. Was sind aus deiner Sicht die Erfolgsfaktoren?

Hartmut Wolff: Vielen Dank! Ich war damals im Bereich der Rückenfitness mit meiner Idee gewissermaßen ein Pionier, denn vergleichbare Angebote gab es nicht. Unsere Produkte wie der BackCheck oder der Präventionspark haben den Studios als Bausteine für ein gesundheitsorientiertes Angebot tolle Möglichkeiten zur Positionierung geboten. Dank der konsequenten Weiterentwicklung des Produktportfolios und der relativ frühen Zulassung als Medizinprodukthersteller sind wir bis heute erfolgreich in den Bereichen Fitness und Therapie vertreten. Wir haben eine fantastische Entwicklung genommen, das hätte ich 1993 nie gedacht.

Wie kam es zur Umsetzung der Idee und der Firmengründung?

Ich habe bereits während meines Studiums (Sport und Sozialpädagogik) nebenbei als Trainer in einem Studio gearbeitet und Geräte anfertigen lassen. In meiner Dissertation habe ich mich dann mit dem Thema Rückenfitness intensiv beschäftigt. Den entscheidenden Impuls zur Gründung hat mir damals Helmut Klein, der Gründer von emotion fitness, gegeben. Es brauchte eine Weile, um das Verständnis für die positive Wirkung von Training und Dehnung auf die Rückenstruktur zu etablieren.

Welchen Stellenwert nimmt Rückentraining heute im Studio ein?

Ein gesundheitsorientiertes Studio ohne explizites Rückentrainingsangebot begeht für mich einen Managementfehler. Es braucht eine Lösung für den Rückenschmerz, weil dieser so verbreitet ist. Ebenso wie Lösungen im Bereich Ernährung/Abnehmen und Entspannung.

Welche wichtigen Entwicklungen gab es in der Fitnessbranche seit den 1980er Jahren?

In meinen Anfängen haben Bodybuilder die Szene geprägt, dann kamen Fitness, Cardio und Aerobic dazu. Es folgten zwei Wellen mit WellnessAngeboten und Geräten mit Elektromotor für ein automatisches Training. Rainer Schaller hat dann mit McFit die Discounter-Bewegung gegründet und Studios damit auch für die breite Masse attraktiv gemacht. Sein Slogan „Einfach gut aussehen“ passte perfekt. Seit 2010 waren auch BGM und Functional Training wichtige Entwicklungen. Fitnessstudios haben sich im Laufe der Jahre von Athletenschmieden über „Fit & Fun“ hin zu Gesundheitsanbietern ausdifferenziert.

In den Anfängen hast Du dich u.a. mit dem Back-Check stark im Fitnessbereich positioniert. Welche Rolle spielt in der Gegenwart die Physiotherapie?

Die therapeutische Ausrichtung ist elementar. Wir machen 50 Prozent des Umsatzes in der Therapie und werden weiter an Lösungen für indikationsspezifisches Training arbeiten.

Die Fitnessbranche ist nach dem rapiden Aufstieg bis 2018 zuletzt durch Corona und Inflation ausgebremst worden. Wie optimistisch bist Du für die Zukunft?

Aus meiner Sicht hat der Fitnessmarkt in Bezug auf die Reaktionsquote schon ein sehr hohes Niveau erreicht. Bereits vor Corona ging das Mitgliederwachstum vor allem auf die Ketten und Discounter zurück. Wer nicht als Premiumstudio positioniert ist, hat aus meiner Sicht mittelfristig nur mit einem gesundheitsorientierten Angebot Chancen. Der Bedarf an Gesundheit wird aufgrund der Demographie wachsen. Spannend wird aber auch die Frage, wie viele der jungen Menschen noch ins Studio kommen werden. Ich glaube nicht an einen Wachstumsschub wie in den vergangenen 20 Jahren. Wir können glücklich sein, wenn das Vor-Corona erreicht wird und es anschließend ein moderates Wachstum gibt.

Warum ist es Dir wichtig, Deinen Kunden nicht nur Geräte, sondern ein komplettes Konzept mit an die Hand zu geben?

Zum einen sollen die Produkte korrekt angewendet und optimal vermarktet werden. Aber das Konzept dient auch der Positionierung. Als Beispiel nenne ich das Physio-Training. Grundsätzlich ist die Anbindung einer Physiotherapiepraxis an ein Studio eine sinnvolle Idee. Allerdings braucht es dazu viel Know-how und eine fachliche Leitung für die meistens fachfremden Betreiber. Zudem fehlen bekanntermaßen Physiotherapeuten. Unser Physiotraining ermöglicht es auch Studiobetreibern ohne angeschlossene Praxis eine vergleichbare Leistung anzubieten und sich mit einem gesundheitsorientierten Angebot als Dienstleister zu positionieren. Die Wirkung auf das Image des Studios sollte nicht unterschätzt werden.

Wie kam es zur Idee der Yoga Zone und wie ist das bisherige Feedback?

Die Yoga-Zone ist ein sehr neues Produkt und geht zurück auf die Idee einer Studiobetreiberin und Yogalehrerin. Sie suchte Geräte für Anfänger in Kleingruppen bzw. für selbstständiges Training. Bei Yogakursen wird oft ein gewisses Niveau vorausgesetzt. Wir wollen mit der Yoga Zone jeden dort abholen, wo er steht. Die erste Resonanz auf diesen Ansatz ist positiv. Dennoch ist auch etwas Geduld gefragt, denn der Markt zeigt sich gerade nicht sehr investitionsbereit. Die Yoga Zone ist ein Angebot für Betreiber, die neue Wege wagen möchten und beispielsweise auch für Frauenclubs eine gute Idee (siehe dazu auch TT-DIGI 04/2023, S. 96 – 97).

Hast Du noch weitere ProduktIdeen?

Ich bin noch nicht fertig! (lacht)

Du bist seit mehr als 40 Jahren in der Branche aktiv. Gibt es schon Pläne für den Ruhestand? Ist ein Leben ohne die Firma für Dich überhaupt denkbar?

Ich arbeite nun seit 45 Jahren und die Energie eines jeden Menschen ist endlich. Arbeit ist nicht alles im Leben und ich habe auch noch andere Pläne. Wir bemühen uns seit einiger Zeit um eine gute Nachfolgelösung. Ich würde gern noch weiter mitmachen, dann allerdings eher „mit halber Kraft voraus“.

Vielen Dank für das Interview!

Das Interview führte Philipp Hambloch.


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