
Therapie
17.10.2022
Wie die KGG-Auslastung steigern?

Die KGG ist eine lukrative Abrechnungsposition für Physiotherapeuten. Doch wie kann man als Therapeut darauf Einfluss nehmen, diesen Bereich zu stärken? Ein Beispiel aus der Praxis zeigt das auf.
Auslastung vervierfacht! Matthias Schulte führt ein Gesundheitszentrum in Wolfach, eine Stadt im Kinzigtal im Herzen des Schwarzwalds. Innerhalb eines Jahres hat er es in seiner Therapie- und Trainingseinrichtung geschafft, die KG-Gerät-Auslastung von 8 auf 33 Gruppen pro Woche zu steigern. Karsten Wegener sprach mit ihm darüber.
Karsten Wegener: Herr Schulte, was ist KG-Gerät?
Matthias Schulte: Die gerätegestützte Krankengymnastik ist eine ideale Behandlung bei fast allen orthopädischen, chirurgischen und sogar neurologischen Beschwerden, sobald der Gesundheitszustand des Patienten aktive Maßnahmen zulässt. Sie kann in ergänzenden bzw. verstärkenden Einheiten begleitend zur Krankengymnastik oder manuellen Therapie eingesetzt werden. Doch auch alleinstehend ist diese Form des medizinischen Trainings eine gesundheitsfördernde, wirksame und nachhaltige Therapiemethode.
Warum stellt sie eine ideale Behandlung dar?
Patienten in die aktive Therapie zu überführen ist nicht nur ein wichtiger Schritt im begleitenden Genesungsprozess, sondern gewährleistet durch die Betreuung in Kleingruppen eine optimale Nachbehandlung. KG-Gerät ist ferner eine willkommene Abwechslung für entsprechend geschulte Therapeuten zur „Bankarbeit“. Es erweitert ihren Aktionsradius. Da es ohnehin ihr Ziel ist, ihre Patienten wieder besser in Bewegung zu bringen, können sie hier bereits den perfekten Grundstein für eine nachhaltige eigenverantwortliche Gesundheitserhaltung legen. Idealerweise ist KG-Gerät die Vorstufe für ein weiterführendes selbstständiges Training nach Rezeptende.
Rechnet sich denn das Angebot?
Umsatztechnisch rechnet sich die Steigerung der KG-Gerät-Auslastung im Vergleich zur KG-Einzelbehandlung ebenfalls.
Können Sie uns ein Beispiel geben?
Für eine KG-Einzelbehandlung verlangen wir 24,08 Euro für 20 Minuten, das sind 1,20 Euro pro Minute. Bei einer Parallelbehandlung mit drei Personen liegt der Preis pro Person bei 45,34 Euro pro Stunde, sind insgesamt 136,02 pro Stunde, also 2,27 Euro pro Minute. Im Vergleich ist das fast der doppelte Minutenumsatz! Allein diese Rechnung sollte jedem Inhaber und Geschäftsführer die Wichtigkeit der KGG-Auslastung vor Augen führen.
Wie wurde die Auslastung gesteigert?
Vieles läuft auf umfassende und wiederholte Kommunikation hinaus. Die Kommunikation mit Ärzten, besondere Verordnungsbedarfe, hartnäckiges Dranbleiben, das immer wieder Ins-Boot-Holen der Mitarbeiter und letztlich Überzeugungsarbeit auf allen Ebenen, sind wichtige Meilensteine auf dem Weg zum Erfolg.
Sie sprechen die Mitarbeiter an. Wie gehen Sie da vor?
Wir schulen unsere Mitarbeiter, sowohl Therapeuten als auch Rezeptionisten regelmäßig zu den besonderen Verordnungsbedarfen, die von den KBV und dem GKV-Spitzenverband erstellte Diagnoseliste, bei welchen Erkrankungen Patienten oftmals mehr Heilmittel benötigen und daher einen „besonderen Verordnungsbedarf“ haben. Auch das Team zu den Nachbehandlungschemata zu informieren, ist sehr wichtig.
Was ist das Besondere dieser Schemata?
Die Elithera-Nachbehandlungsschemata sind indikationsspezifische Anleitungen zur Nachbehandlung verschiedener Krankheitsbilder. Sie legen der Therapie in unseren Gesundheitszentren Qualitätsstandards fest und geben Berufsanfängern als roten Faden Sicherheit beim Job-Einstieg. Jedes Nachbehandlungsschema enthält eine Übersicht zu den Krankheitsstufen und empfohlenen Heilmitteln. Diese wird an die Behandlungsdokumentation angeheftet und der aktuelle Gesundheitszustand des Patienten wird dort eingeordnet, zu Beginn der Behandlung sowie zum Ende des Rezeptes. Der Aufbau orientiert sich an der Darstellung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie und ihren Nachbehandlungsempfehlungen von 2020 sowie an der Heilmittel-Richtlinie, Heilmittelkatalog 2022.
Wie kommunizieren Sie mit Ihren Verschreibern?
Wir nutzen Marketinginhalte zur Kommunikation unserer Leistungen an die Ärzte im Umkreis. Hier stellen wir ein Paket mit Leistungsbeschreibungen zusammen, die ihre Patienten bei uns in der Praxis erhalten können. Aber auch die Besonderheiten der Praxis bzw. des Gesundheitszentrums sind enthalten. Wir suchen den direkten Kontakt, um unsere Leistungsangebote zum Beispiel in Flyerständern oder im Wartezimmer auslegen zu können. Ebenfalls legen wir sehr großen Wert auf die Therapiedokumentation und den daraus entstehenden Therapiebericht. Da die Ärzte der Behandlung nicht beiwohnen, ist eine ausführliche Dokumentation des Gesundheitszustandes der Patienten zu Beginn der Behandlung sowie zum Ende des Rezepts elementar, um eine Verbesserung des Gesundheitszustands aufzuzeichnen und eine weitere Behandlung zu begründen.
Wie wichtig ist die Kommunikation mit Ihren Patienten?
Auch die direkte Kommunikation mit unseren Patienten ist unabdingbar für den Erfolg der Praxis. Patienten kommen mit zwei Zielen zu uns in die Praxis: Einerseits wollen sie ihren Gesundheitszustand verbessern und andererseits eine Verschlechterung verhindern. Ein positives Behandlungserlebnis führt dazu, dass Patienten die Behandlung fortführen möchten. In diesen Fällen bemühen sie sich oft um ein Folgerezept. Sobald ein Patient mit seiner Diagnose Teil der BVBs ist, wird er von uns darüber informiert.
Wie sieht die Information aus?
Unser Informationsmaterial enthält eine kurze Erklärung, was ein BVB ist, ein Feld, in dem wir den auf den Patienten zutreffenden BVB eintragen können, sowie Informationen, die unser Patient bei einer Argumentation gegenüber seinem Arzt anwenden kann. Zum einen informieren wir sie, dass die Informationen zu BVB auch in der Praxis-Software der Arztpraxen hinterlegt sind. Zum anderen können Sie anhand der Diagnose und Verweis auf die Diagnoseliste zögerlichen Ärzten aufzeigen, dass ein Rezept extrabudgetär verordnet werden kann.
Vielen Dank für das Gespräch.
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