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30.05.2023

Wichtige Kennzahlen für die Physiobranche

Wichtige Kennzahlen für die Physiobranche

Die 1. Eckdatenstudie Physiotherapie

Die 1. Eckdatenstudie Physiotherapie, initiiert von ETL ADVISION und dem Fachmagazin TT-DIGI, wurde im Rahmen der Messe „therapie Leipzig“ am 4. Mai vor zahlreichen Gästen erstmals vorgestellt. Die Studie, deren Ergebnisse vom Meinungsforschungsinstitut Würtenberger bei Betreibern von Physiotherapiepraxen abgefragt wurden, schließt eine strategische Lücke. Bislang existierte kein unabhängig erstelltes Zahlenwerk, das wesentliche Zahlen, Daten und Fakten des Marktes erfasste und der Branche zur Verfügung stellte.

Die Resonanz nach der Veröffentlichung ist erwartungsgemäß sehr groß und es steht schon heute fest, dass die Studie im nächsten Jahr nicht nur wiederholt, sondern auch weiter ausgebaut werden wird. Die Ergebnisse der Studie, die in acht Bereiche gegliedert ist, möchten wir im laufenden Jahr in der TT-DIGI gesondert betrachtet vorstellen und auch kommentieren.

Im ersten Artikel befassen wir uns mit der wirtschaftlichen Situation der Physiotherapiebranche.

Die wirtschaftliche Situation der Physiotherapiepraxen

Vorweg kann man erst einmal auf Basis der Befragung die Aussage treffen, dass es der Branche gut geht. Nur 11,6 % der Befragten Betreiber gaben an, dass sie mit ihrer wirtschaftlichen Situation unzufrieden sind. Dies bedeutet, dass über 88% der Betreiber die wirtschaftliche Situation als sehr gut – befriedigend einschätzen.

Obwohl Physiotherapeuten viele Jahre über ihre Ertragssituation klagten, überrascht dieses Ergebnis nicht wirklich. Durch die Anpassungen der Rezeptvergütungen der Leistungsträger sind die Umsätze gestiegen.

Viele Betreiber (69,9 %) geben auch an, dass sie neben den Rezeptleistungen auch Selbstzahlerleistungen anbieten würden, die in der Regel die Ertragskraft einer Physiotherapiepraxis entsprechend steigern.

Interessant dabei ist, dass mittlerweile 10% aller Physiotherapiepraxen über einen eigenen Trainingsbereich verfügen, in dem Patienten und/oder Selbstzahler trainieren können. Im Schnitt trainieren dort 41,3 Mitglieder. Das bedeutet, dass über 200.000 Trainierende im Physiotherapiebereich aktiv sind.

Geplante Investitionen

Eine weitere Kennzahl bestätigt die gute wirtschaftliche Verfassung der Physiotherapiepraxen. Investierten die Betreiber im Jahr 2022 rund 445 Millionen Euro in ihre Praxis, so prognostiziert die Studie für 2023 rund 500 Millionen Euro an Investitionen oder rund 10.600 € / Praxis.

Dabei ist es interessant, sich vor Augen zu führen, dass diejenigen Betreiber von Physiotherapiepraxen, die investieren möchten, insbesondere in ihre Räumlichkeiten, den Ausbau der Selbtszahlerbereiche und in neue Therapie- bzw. Trainingsgeräte investieren möchten.

Daraus kann abgeleitet werden, dass die Anzahl der Trainierenden in der Physiotherapiebranche zukünftig weiter steigern wird, denn man kann durchaus annehmen, dass die Anzahl der Trainierenden pro Physiotherapiepraxis ebenso steigen wird, wie die Anzahl der Praxen, die Trainingsbereiche einrichten werden.

Diese Entwicklung kann man am Expansionsdrang verschiedener Therapieanbieter beobachten. Schaut man sich beispielsweise die VITAGruppe (Hauptsitz Duisburg an), so ist zu beobachten, dass sich die Gruppe in den vergangenen Jahren von drei Standorten auf heute elf Standorte weiterentwickelt hat. Die meisten Standorte bieten neben den klassischen Therapieangeboten auch Selbstzahlerleistungen in Form von Gesundheitstraining an und sind mit den neuesten Gerätegenerationen ausgestattet. Aktuell sind weitere solcher Anbieter im Markt zu beobachten.

An der Schnittstelle zwischen beendeter Behandlung auf Rezept und Selbstzahlerleistungen auf der Trainingsfläche hat der Betreiber einer Physiotherapiepraxis einen Wettbewerbsvorteil gegenüber FitnessStudios, über den sich die meisten Inhaber einer Physiotherapiepraxis gar nicht bewusst sind. Dieser Wettbewerbsvorteil heißt: Kompetenz!!!

Kompetenz als Erfolgsfaktor im Selbstzahlerbereich

Wenn der Physiotherapeut einen Patienten wiederhergestellt hat oder ihm nahelegt, dass weiterhin ein Training unter Anleitung betrieben muss, um sein Leiden weiter zu kurieren oder den Status Quo zu halten bzw. weitere Leiden zu verhindern, dann ist er als Vertrauensperson im Vorteil.

Denn der Patient weiß, dass der Physiotherapeut seine Leiden und Anfälligkeiten genau kennt. Diese Kompetenz kann in einem Beratungsgespräch, das einem Training im Selbstzahlerbereich vorangestellt sein muss, gezielt zum Wohle des Patienten eingesetzt werden. Mittlerweile gibt es die ersten Physiotherapiepraxen, die speziell geschulte Mitarbeiter an dieser Schnittstelle einsetzen, um für den Patienten aber auch für die Praxis ein gutes Ergebnis zu erzielen. Für Patientenbetreuer, die die Patienten von der Therapie bis hin in den Selbstzahlerbereich betreuen, gibt es mittlerweile auch sehr gute Weiterbildungen, damit die Qualität dieser Betreuung auch gewährleistet werden kann.

Das gilt aber auch für alle anderen Selbstzahlerleistungen, die in der Physiotherapiepraxis angeboten werden. Dabei zu beachten ist jedoch, dass man seine Leistung nicht unter Wert verkauft. Ein Physiotherapeut muss bei der Preisgestaltung nicht auf den vermeintlichen Wettbewerb der ortsansässigen Fitness-Studios schauen, sondern kann durchaus seine eigene Preiskalkulation durchsetzen. 

Das Anbieten von Zusatzleistungen hat, neben der monetären, auch zwei weitere Aspekte, die für Betreiber einer Physiotherapiepraxis von Wichtigkeit sind.

Attraktiver Arbeitsplatz & positive Außenwirkung

Wenn Mitarbeiter die Möglichkeit haben, neben den Klassischen Dienstleistungen auch Selbstzahlerleistungen am Patienten zu erbringen, dann sorgt dies für Abwechslung im beruflichen Alltag. Die Folge ist eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit. Da wir alle wissen, dass es zu wenige Physiotherapeuten gibt und fast jede Praxis händeringend nach neuen Kollegen sucht, ist dieser Aspekt sicherlich nicht zu vernachlässigen.

Dazu kommt dann noch der Punkt, dass es für das Praxismarketing in der Außenwirkung förderlich ist, wenn man über das Leistungsspektrum einer Physiotherapiepraxis spricht. Die Patienten sprechen über die Angebote, die sie in der Physiotherapiepraxis in Anspruch nehmen und außerdem kann man sich mit Testimonials von zufriedenen Patienten vielleicht auch einmal auf der Website der Praxis profilieren.

Fazit: gesunde Basis & Kompetenzvorsprung nutzen

Die wirtschaftliche Situation der Physiotherapiepraxen ist gut. Der Ausblick für 2023 bestätigt den positiven Trend und die Investitionen ziehen in diesem Jahr an. Selbstzahlerleistungen werden von einem Großteil der Branche erbracht. In einigen Bereichen ist jedoch mit einem weiteren Anstieg in der Zukunft zu rechnen, beispielsweise im Bereich Selbstzahlerleistungen auf der Trainingsfläche. Hier hat die Branche große Chancen, sich dauerhaft mit ihrem Kompetenzvorsprung zu positionieren.

Redaktion

Zum Download der Studie.


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