
Gesundheit
27.02.2025
Mehr Studios, aber auch mehr Gesundheit?

Paradigmenwechsel: Vom Fitness-Studio zum Gesundheitsanbieter
Der Fitnessmarkt boomt: Neue Studios eröffnen, Ketten expandieren, und alles scheint sich um Wachstum zu drehen. Doch stellen wir uns die Frage: Werden durch diese Entwicklungen tatsächlich die Probleme der Menschen gelöst? Haben wir weniger Fälle von Bluthochdruck, Krebs, Arthrose oder Diabetes? Die Antwort scheint ernüchternd.
Leider bleibt der Arzt für viele Menschen der primäre Ansprechpartner. Die Empfehlung eines regelmäßigen Krafttrainings in der Arztpraxis ist noch immer eher die Ausnahme. Dabei könnten wir, als Fitness- und Gesundheitsanbieter, viel mehr leisten. Denn, wenn nicht wir – wer dann? Doch die Realität sieht anders aus: Mit Discountern, die sich Premium nennen, und wenig oder gar nicht ausgebildetem Personal, ist die Anerkennung als seriöser Gesundheitsanbieter kaum erreichbar.
Mehr Studios, mehr Probleme?
Obwohl die Zahl der Studios stetig wächst, werden die gesundheitlichen Herausforderungen in unserer Gesellschaft nicht kleiner. Parallel zum Fitnessmarkt wächst ein anderer Bereich: der Medikamentenkonsum. Mehr Kranke (viele Krankenkassen meldeten für 2024 einen höheren Krankenstand als in den Vorjahren). Mehr Studios, mehr teure Medikamente aber keine gesündere Bevölkerung – was läuft hier schief?
Eine Ursache ist klar: Qualifiziertes Personal ist teuer. Doch ohne Fachkräfte bleibt unsere Branche weit unter ihrem Potenzial. Wir können so unglaublich viel mehr als nur Geräte hinstellen. Statt nachhaltiger Gesundheitslösungen gibt es optisch ansprechende Studios mit großen Lampen, elektronischen Trainingszirkeln und niedrigen Beiträgen. Das Ganze wird dann als "Premium" vermarktet – doch der eigentliche Inhalt bleibt oft auf der Strecke.
Die Ketten feiern sich – aber was erreicht wird, bleibt unklar
Immer neue Ketten entstehen, alte Standorte werden übernommen, und die Branche feiert sich selbst, wenn aus einem Studio dann hundert geworden sind. Eine neue Farbe hier ein neues Logo dort – aber die grundlegenden Probleme der Bevölkerung bleiben ungelöst. Selbst die Integration von Physiotherapie in manche Studios bringt kaum Fortschritte im Umgang mit Lebensstilerkrankungen.
Es bleibt bei Symptombehandlungen, während die Ursachen bestehen bleiben. Ein Beispiel: Ein junger Mann mit Bandscheibenvorfall sucht Hilfe. Was er bekommt, ist ein Online-Trainingsplan und ein unbeholfener Hinweis vom überforderten Thekenpersonal, das für diese Aufgabe schlicht nicht ausgebildet ist. Der junge Mann bleibt auf sich allein gestellt. Dieses Szenario wiederholt sich bei Menschen mit Bluthochdruck, Rückenschmerzen oder sogar Jugendlichen, die einen Einstieg in den Sport suchen.
Was uns unterscheidet: Muskulatur und Nährstoffe
Was Ärzte und die traditionelle Medizin oft nicht leisten können, könnten wir bieten: nachhaltige Lösungen für Lebensstilerkrankungen. Muskulatur ist eine zentrale Heilkraft, kombiniert mit gezielter Nährstoffversorgung. Diese beiden Module sind es, die echte Veränderung bewirken können. Ohne sie bleibt jede Gesundheitsstrategie unvollständig.
Doch statt diese Stärken zu kommunizieren, bleibt unsere Branche oft im Schatten. Das Heilmittelwerbegesetz hindert uns daran, offen über unsere Fähigkeiten zu sprechen. Und währenddessen dominiert ein Marktmodell, das auf Online-Anmeldung, digitale Trainingspläne und unpersönliche Prozesse setzt.
Ein Appell für den Wandel
Es ist an der Zeit, dass unsere Branche einen echten Paradigmenwechsel vollzieht. Hin zu hohen Mitgliedschaftszahlen und Wachstum mit Gesundheit. Hin zu einem Ansatz, der echte Gesundheitslösungen bietet. Denn wer, wenn nicht wir, kann die großen Herausforderungen unserer Zeit – von Diabetes bis zu Arthrose – anpacken? Muskulatur und Nährstoffe sind der Schlüssel. Doch dafür brauchen wir qualifiziertes Personal, echte Fachkompetenz und die Bereitschaft, uns als Gesundheitsanbieter zu positionieren. Es geht um mehr als schöne Studios und günstige Preise. Es geht darum, die Gesundheit unserer Bevölkerung nachhaltig zu verbessern.
Wir könnten alle davon profitieren, wenn wir die breite Bevölkerung mitnehmen und nicht nur 10 oder 12 Millionen. Ich plädiere für mehr Fachwissen und Mitglieder und weniger Schein. Dann lieber weniger Premiumlaberei, mehr Fachwissen und mehr Bevölkerung. Denn sonst sind wir wie der Mediziner, der mit Blutdrucktabletten den Blutdruck senkt, aber die Arteriosklerose doch nicht in den Griff bekommt.
Franko Rinner
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