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12.12.2022

„Die Aufbruchstimmung in der Branche ist deutlich zu spüren“

„Die Aufbruchstimmung in der Branche ist deutlich zu spüren“

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Interview mit Birgit Mücklich, Projektleiterin der therapie-Events

In diesem Jahr gab es mit den Messen in Leipzig, Düsseldorf, Hamburg und München gleich vier Events der therapie-Reihe. Wie fällt das Resümee aus, in welchem Takt geht es ab 2023 weiter und wohin steuert die Branche? Darüber sprachen wir mit Projektleiterin Birgit Mücklich von der Leipziger Messe.

Frau Mücklich, Glückwunsch zu vier erfolgreich absolvierten therapie-Messen in diesem Jahr. Wie fällt ihr Fazit aus?

Birgit Mücklich: Vielen Dank. Wir sind sehr glücklich, das therapieMessejahr 2022 erfolgreich gemeistert zu haben. Bei jeder einzelnen der vier Veranstaltungen hat uns die Resonanz von Seiten der Therapeuten und der Aussteller deutlich das Potenzial und die Aufbruchstimmung in der Branche vor Augen geführt. Verstärkt wurde und wird das unter anderem durch den Megatrend Gesundheit, die zunehmende Anerkennung der therapeutischen Leistungen im deutschen Gesundheitsmarkt sowie die Krisenresistenz der Heilmittelerbringer.

Die Messen in Düsseldorf und München feierten ihre Präsenz-Premiere. Wie gut wurden die Konzepte vom Markt angenommen?

Wir wussten, dass wir in NordrheinWestfalen in eine große Konkurrenzsituation eintreten. Der hohe Fachbesucheranteil der therapie DÜSSELDORF hat jedoch bewiesen, dass wir das richtige Konzept am richtigen Ort etabliert haben. Die Veranstaltung und der Standort Düsseldorf haben unheimlich viel Potenzial. Die therapie MÜNCHEN Ende November war ein voller Erfolg. Aussteller wie auch Besucher waren durchweg zufrieden. Bereichernd war zudem die Parallelität zur ISPO Munich. Von einer Weltleitmesse kommunikativ mitgetragen zu werden, hilft natürlich enorm bei der Bekanntmachung einer neuen Veranstaltung.

In welchem Takt soll es für die therapie-Messen ab 2023 weitergehen?

Wie die therapie LEIPZIG werden auch alle Regionalveranstaltungen zukünftig im Zweijahresrhythmus durchgeführt. Dadurch können wir unseren Ausstellern eine deutschlandweite Marktabdeckung bieten und ermöglichen ihnen und uns natürlich auch, mehr Kraft in die Entwicklung der jeweiligen Veranstaltungen zu stecken. Die therapie HAMBURG wird gemeinsam mit der therapie MÜNCHEN in den geraden Jahren stattfinden. Die therapie DÜSSELDORF und die therapie LEIPZIG in den ungeraden Jahren. Ab 2023 geht es also mit Leipzig und Düsseldorf weiter.

Was spricht aus ihrer Sicht für vier regionale Messen statt eines Events als zentraler Treffpunkt für Austausch, Begegnung und Handel?

Mit den regionalen Messen in Düsseldorf, Hamburg und München möchten wir das Veranstaltungsangebot der therapie LEIPZIG in kleinerer Form näher an die therapeutischen Berufsgruppen im Westen, Norden und Süden bringen. Wie gut dieses Konzept aufgeht, beobachten wir bereits seit drei Jahren in Hamburg. Die Therapeuten sind in ihren Praxen und Kliniken extrem ausgelastet und dankbar, dass wir mit unseren Veranstaltungen direkt vor ihre Haustür kommen. Gleichzeitig ist der Bedarf an Plattformen für Austausch, Weiterbildung und Handel da. Fest steht aber auch, dass die therapie LEIPZIG das führende und größte Event der Branche bleibt. In ihrer Themenbreite- und Vielfalt und der interdisziplinären Verknüpfung verschiedener Zielgruppen ist sie einmalig.

Wie nehmen Sie die Stimmung in der Physiobranche im krisengeprägten Herbst/Winter 2022 wahr?

Recht durchwachsen. Es herrscht eine allgemeine Ungewissheit gepaart mit vielen offenen Fragen bezogen auf die Energiepreisentwicklungen. Die meisten Heilmittelerbringer rechnen mit höheren finanziellen Belastungen, hinzu kommt der Druck, „am Ball zu bleiben“, weil die Nachfrage nach physiotherapeutischen Leistungen ungebrochen hoch ist und im Gegenzug der Personalmangel kaum noch auszuhalten. Die Vakanzzeit für eine zu besetzende Stelle in der Physiotherapie betrug im letzten Jahr 203 Tage und liegt damit weit über dem Bundesdurchschnitt anderer Professionen.

Was sind aktuell aus ihrer Sicht die größten Herausforderungen der Branche?

Nach wie vor ist der Fachkräftemangel eine der größten Herausforderungen. Damit verbunden sind weitere berufspolitische Themen wie die Akademisierung oder die Teilakademisierung der Ausbildung, die Integration ausländischer Fachkräfte und die Vergütung. Angemessene Gehälter sind die Voraussetzung für attraktive Heilmittelberufe. Eine bessere Bezahlung und eine starke akademische Ausbildung könnten helfen, wieder mehr junge Menschen für die therapeutischen Berufe zu gewinnen.

Stichwort Digitalisierung. Schon heute ist die Anbindung an die Telematikinfrastruktur (TI) möglich, ab 2026 wird sie verpflichtend. Wie gut sind die Physiotherapeuten darauf vorbereitet?

Das Interesse der Therapeuten an der TI ist groß, bietet sie doch enorme Vorteile in der Praxisorganisation sowie dem Austausch mit Patienten und Ärzten. Allerdings ist noch immer viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Vor allem in Bezug auf die technischen und administrativen Voraussetzungen, die mit der TI einhergehenden Kosten oder auch Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung. Unabhängig von der TI ist das Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen so präsent wie nie. Denn Digitalisierung findet in allen Bereichen des Praxisalltags statt und bietet große Chancen – sei es für das Praxismanagement, die Vereinfachung von einigen Behandlungen und Trainingsprozessen oder die diagnostischen Tätigkeiten der Therapeuten.

Auf der therapie LEIPZIG 2023 wird die Digitalisierung definitiv wieder eines der Schwerpunktthemen sein. Wir haben zahlreiche spezialisierte Aussteller an Bord, die zu allen Fragestellungen rund um die TI und weiteren digitalen Lösungen gern beratend zur Seite stehen.

Welche Chancen sehen Sie für die Physiotherapie in den nächsten Jahren?

Die Physiotherapeuten haben während der Corona-Pandemie mal wieder bewiesen, dass sie ein wichtiger Baustein im Gesundheitswesen sind. Die Rolle, die sie und alle anderen Heilmittelerbringer für die Gesunderhaltung unserer Gesellschaft spielen, wird sich zukünftig noch weiter ausbauen. Diese Erkenntnis ist endlich auch in der Politik angekommen und wird in den nächsten Jahren zu deutlich mehr Anerkennung und Zutrauen führen. Bereits jetzt sind die Vorbereitungen für die Einführung von Modellvorhaben zum Direktzugang weit fortgeschritten. Dadurch erhalten die Therapeuten endlich die berufliche Autonomie, die ihnen zusteht, und können als gleichberechtigte Partner im Gesundheitswesen agieren.

Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Philipp Hambloch.


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