Therapie

Therapie

Therapie


15.12.2023

Cupping – ein neuer Ansatz zur Faszientherapie

Cupping – ein neuer Ansatz zur Faszientherapie

Kreative Techniken mit modernen Cups

Die alte Methode des Schröpfens ist dank neues Wissens in völlig neuem Gewand wieder da. Beim Cupping wird das Bindegewebe durch Unterdruck dreidimensional aufgespannt. Das Ziel: eine teils sensible Adaption zur geschickten Manipulation von Faszie, Matrix, Rezeptoren und Nervensystem. Diese Methode verspricht bessere Ergebnisse bei Störungen im Bewegungsapparat und bei Schmerzen.

Cupping hat eine sofortige Wirkung auf die Durchblutung und den Lymphfluss (der bei dieser Betrachtungsweise Teil des faszialen Systems ist). Außerdem kann über Fußreflexzonen gearbeitet und über HeadZonen können die Organe erreicht werden. Im kosmetischen Bereich, unter anderem also an der unmittelbaren Haut - oberfläche, bietet Cupping durch sanfteste Impulse und die verschiedenen Techniken ebenfalls beste Möglichkeiten. Mit sanften Techniken kann auch versucht werden, neuralgisch bedingte Schmerzen zu lindern.

Das Werkzeug: die Cups

Die aktuell gängigen Cups aus biokompatiblem Silikon sind ergonomisch geformt, dadurch liegen sie sehr gut in der Hand. Die Haptik, die verschiedenen Größen und Intensitäten erlauben ein sehr breites Anwendungsrepertoire (z.B. sanfter Impuls mit weichem Cup bei Neuralgien, starker Impuls zur Lösung bei faszialen Verklebungen).

Die Silikoncups werden fast von allen Patienten als sehr angenehm empfunden (im Vergleich zu Glas- oder Acrylglas). Diese taktile Wahrnehmung (vgl. Martin Grunwalds „Homo Hapticus“) fördert die Aufnahme des Therapieimpulses beim Patienten und trägt somit zu einer verbesserten Reizverarbeitung im menschlichen Organismus bei.

Durch den breiten Aufsatzrand und die innenliegende Scher- bzw. Peeling - kante wird im Gewebe eine Flanke im etwa 45°-Winkel erzeugt, was wiederrum zu einer verbesserten Lösung bei Adhäsionen und Crosslinks führt. Durch das verformbare und anschmiegsame Material lässt sich aber auch sehr gut an Gelenken, knöchernen Bereichen und schlanken Körperstrukturen arbeiten.

Methode Cupping

Grundsätzlich gilt:

  • ››› Besprechen Sie mit Ihrem Patienten den Behandlungsvorgang. Er soll wissen was Sie tun und Sie fokussieren damit seine Achtsamkeit.
  • ››› Der zu behandelnde Körper - bereich muss frei zugänglich sein. Beim CuppingWorkout den Oberbeziehungsweise Unterkörper ab - decken. Für eine warme behagliche Atmosphäre sorgen.
  • ››› Jeder Mensch reagiert verschieden auf mechanische Reize. Die Toleranzschwellen für Schmerz variieren individuell sehr stark. Deshalb ist es wichtig, Rücksprache zu halten, mit schwächeren Impulsen zu beginnen und die Reizdosierung dann im Verlauf der Therapie zu steigern.
  • ››› Cupping kann sowohl mit diversen Gleitmitteln (Öle, Lotion, Faszienwachs) als auch ohne ausgeführt werden. Je nach Technik und Ziel ist die Haftung beim Cupping auf stark behaarter Haut eingeschränkt. Entweder wird dann mehr Öl verwendet oder besser der Hautbereich rasiert.

Verschiedene Techniken

Nicht nur die Reizdosierung und Stärke des Unterdrucks sind wichtig, auch verschiedene Techniken rufen unterschiedliche Reaktionen und Zielwirkungen hervor. Ein sanfter Zupfimpuls (pinching) verursacht den RecoilEffekt und wird zur kosmetischen Gesichtsbehandlung angewendet. Außerdem werden bei zarten Impulsen (ca. 40 mbar) die Fibroblasten in der Dermis angeregt.

Bei starken Impulsen (ca. 240 mbar) geht der Impuls bis zu 3,5 cm in die Tiefe (Nachweis durch Ultraschall). Das wird wiederum genutzt, um zum Beispiel mit der Stretching-Technik eine verklebte Lendenfaszie zu lösen.

Anwendungsbeispiele

Folgend möchte ich Ihnen zwei Beispiele zur praktischen Anwendung des Cuppings näher erläutern. Beim Alterspatienten mit Einschränkungen im Propriozeptiven System, generalisierten Schmerzen, Rheumatismus, Fibromyalgie empfehle ich in vier bis fünf Sitzungen ein komplettes Cupping-Workout durchzuführen. Dabei wird gemäß den Faszienzugbahnen nach T. W. Myers der komplette Körper durchgearbeitet. Die oberflächlichen Faszienverläufe an den Beinen, Körperstamm und Armen werden zunächst sanft und langsam geslidet. Um den Patienten nicht zu überlasten, wird mit einer 15- bis 20-minütigen Anwendung und angepasster Reizstärke begonnen, die bei den weiteren Behandlungen auf 30 bis 40 Minuten erweitert wird.

Narben können verwachsen, verkleben, Schmerzen verursachen und Störfelder in entlegenen Körpergebieten verursachen. Außerdem stellen sie oft ein kosmetisches Problem dar. Mit Tipping, Circling, Spinning und Sliding werden die Verklebungen und Einschränkungen stark verbessert.

Fazit

Cupping bringt Bewegung in den Therapeutenalltag, wird von unseren Patienten sehr gut angenommen und bietet ihnen auch Anwendungsmöglichkeiten für zu Hause, was wiederum den Therapieerfolg steigert. Manche Patienten werden richtige Cupping-Fans. Cupping lässt sich mit vielen Therapieformen und Wellness - anwendungen sehr gut kombinieren. Zum Beispiel vorher Elektrolysefußbad, anschließend Kinesiotapeanlage.

Ernst Albert


‹ Zurück

© TT-Digi 2024