Therapie

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11.04.2022

Zukunftsmarkt Diabetes

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Teil 3: Die Rahmenbedingungen für eine Bewegungstherapie

Diabetiker brechen oft eine Bewegungstherapie, die auch von der WHO empfohlen wird, ab. Das liegt mitunter daran, dass Therapeuten zu wenig auf die individuelle Situation eines jeden Diabetikers eingehen, denn nicht jeder Patient mit Diabetes mellitus ist gleich.

Bei Sport, Training und körperlicher Aktivität wird immer wieder der mentale Effekt auf Diabetes-Patienten angesprochen, das Gefühl der gesteigerten Lebensqualität. Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung hat im Dezember 2021 die Bedeutung der Bewegung nochmals im Vergleich zu früheren Empfehlungen ausdrücklich betont, vor allem hinsichtlich einer Prädiabetes: „Eine intensive Lebensstil-Intervention mit viel Bewegung hilft Menschen mit einer Vorstufe des Diabetes (Prädiabetes), über Jahre ihre Blutzuckerwerte zu verbessern und so Typ-2-Diabetes hinauszuzögern oder gar zu vermeiden.“

Relevanz der Bewegungstherapie als nicht-medikamentöse Therapie

Der Blutzuckerwert kann neben Ernährung und Medikamente maßgeblich durch Bewegung beeinflusst werden. Die körperliche Aktivität kommt vor allem im Hinblick auf die Selbstmaßnahmen eines Patienten zur Sprache.

So betont es die Patienteninformation des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ), die auf der Nationalen Versorgungs-Leitlinie Typ-2-Diabetes beruht: „Was Sie selbst tun können: Bewegung und körperliche Aktivität sind auch bei Diabetes empfehlenswert. Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, welche Aktivitäten bei Ihnen günstig sind. Beachten Sie, dass körperliche Anstrengung den Blutzucker meist sinken lässt. Wenn er zu tief sinkt, hilft Traubenzucker.“ Aus diesem Grund sollten Diabetiker beim körperlichen Training die Gefahr einer kurzfristigen Unterzuckerung im Blick behalten und immer Traubenzucker dabeihaben.

Die Relevanz der Bewegungstherapie betont ebenso die WHO, internationale wissenschaftliche Studien belegen die Evidenz. Werden Muskeln durch körperliche Aktivität beansprucht, verbrennen sie Blutzucker, wodurch auch langfristig der Blutzuckerspiegel sinken kann. Also ein probates Mittel bei einem erhöhten Blutzuckerspiegel? Doch ganz so einfach ist das nicht.

Die Rahmenbedingungen für eine spezielle Bewegungstherapie

Da die Beeinträchtigungen eines Diabetikers unterschiedlich sein können, sollte die Bewegungstherapie differenziert werden. Individuelle Konzepte benötigen hier bei der Begleitung des Patienten oder als Selbstmaßnahme des Erkrankten viel mehr als ein Standardprogramm.

Dem kommt die Fortbildung Fachsporttherapeut Diabetes mellitus IHK entgegen. Die Ausbildung basiert auf der Grundlage von Komplexitätstheorien, vor allem der Bewegungsund Sportwissenschaft, Sportmedizin, Medizin, Physiologie und Pathologie, Gehirnforschung, Neurowissenschaften, Epigenetik und Psychologie sowie des Erfahrungsmanagements. Ein sinn-, werteorientierter, integrativer und ganzheitlicher Ansatz für die Methodik, Didaktik und Praxis in der Bewegungstherapie. Dieser Paradigmenwechsel in der Bewegungstherapie berücksichtigt nicht nur metabolische, sondern auch psychische Prozesse, den Energiehaushalt sowie das Botenstoffsystem und die Wechselwirkung der Organe untereinander.

Funktionieren die Botenstoffe wieder richtig, kann das die Organe wieder ins Lot bringen. So kann durchaus die Bauchspeicheldrüse wieder gesunden, schleichende Entzündungswerte zurückgehen, die Niere sich etwas erholen. Das ist eine Chance und Hoffnung für alle Beteiligten.

Der neue Blick auf das Ganze

Das erklärt denn auch, weshalb für manche Patienten eine Lebensstilintervention mit einer Bewegungstherapie von der Stange nicht greift. Wichtig sind die Rahmenbedingungen als Ausgangsbasis, wie eine effektive Maßnahme ins Gesamtbild passt. Die wesentliche Frage ist: Welche zusätzlichen Faktoren spielen eine Rolle?

In der Therapie können das die epigenetischen Aspekte wie auch Subtypen einer Krankheit sein. Erst dann lässt sich beantworten, welche Art von Bewegung in welcher Intensität sich für den Diabetiker eignet.

Es kommt darauf an, den Patienten in seinem Grundbedürfnis nach Lebenszufriedenheit abzuholen und Lösungen gemeinsam anzusprechen. Erst das ermöglicht kurative Prozesse. Finden sich die optimalen Maßnahmen, können die gewünschten Verbesserungen eintreten.

Christoph Anrich & Reinhild Karasek


Literatur:

Deutsches Zentrum für Diabetesforschung, www.dzd-ev.de NetDoktor, www.netdoktor.de Bundesministerium für Gesundheit, www.bundesgesundheitsministerium.de DocCheck, www.doccheck.com World Health Organization, www.who.int Weltgesundheitsorganisation, Regionalbüro für Europa, www.euro.who.int


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