Digitalisierung

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31.08.2022

Wie groß ist das digitale Bedürfnis der Studiomitglieder?

Wie groß ist das digitale Bedürfnis der Studiomitglieder?

Studie zur Bedeutung digitaler Tools bei der Kundenbindung

Fitness-Studios werden immer digitaler. Aber machen digitale Tools die Mitglieder auch zufriedener und stärken die Kundenbindung? Dr. Daniel Schwarzenberger hat sich in seiner Dissertation mit dem Titel „Fitnessstudios im Trend der Digitalisierung – Eine Untersuchung relevanter Aspekte zur Kundenzufriedenheit im Kontext der Kundenbindung“ intensiv und empirisch mit dem Thema auseinandergesetzt. Der vorliegende Artikel basiert auf den Erkenntnissen seiner Arbeit.

Die Zielsetzung der Arbeit war dahingehend geprägt, mehr über die gegenwärtigen Einstellungen und Wahrnehmungen von bestehenden Studiomitgliedern in Bezug auf die qualitätsbestimmenden Merkmale von Fitness-Studios in Erfahrung zu bringen. Ein wesentliches Untersuchungsziel bestand darin, zu identifizieren, inwieweit technische Entwicklungen aus dem Bereich der Digitalisierung bereits in den Fitnessanlagen in Deutschland ihren Einsatz finden als auch digitale Maßnahmen aus Sicht der Fitness-Studiokunden überhaupt gewünscht sind.

Darüber hinaus sollten anhand der neuen Erkenntnisse erste Handlungsempfehlungen für das Management abgeleitet werden.

Befragung von Studiomitgliedern

Dazu wurde anhand eines eigens entwickelten Erhebungsinstrumentes eine Befragung von Fitness-Studiokunden (n= 1.169) durchgeführt. Die Datenerhebung der Studie fand im Zeitraum zwischen dem 1. September und dem 20. Oktober 2019 statt. In der theoretischen Vorarbeit hatte sich gezeigt, dass ein direkter Zusammenhang zwischen der Kundenzufriedenheit und der wahrgenommenen Qualität hinsichtlich der Strukturmerkmale „Angebot“, „Räumlichkeiten und Ausstattung“ als auch „Personal“ besteht (vgl. García-Fernández et al., 2018a; Kriegel, 2012).

Hygiene als wichtiger Faktor

Die Resultate der empirischen Untersuchung bestätigen eine allgemeine Zufriedenheit der Fitness-Studiomitglieder mit den genannten Strukturmerkmalen. Mangelnde Sauberkeit und Hygiene sind dabei für etwa 45 Prozent der Befragten ein absoluter Kündigungsgrund. Daneben bringen die Befragungsergebnisse hinsichtlich der fortschreitenden Digitalisierung in Fitness-Studios interessante Erkenntnisse.

Digitale Erfahrungen & digitale Bedürfnisse

Die Studie zeigt, dass etwa 50 Prozent der Probanden bereits Erfahrungswerte in der Nutzung von digitalen Fitnesstools wie Wearables oder Fitnessapps aufweisen, davon jedoch nur knapp zwei Drittel ihre technischen Hilfsmittel zum Zeitpunkt der Erhebung aktiv verwendet haben. Darüber hinaus geht aus der zugrundeliegenden Onlinebefragung hervor, dass ein Großteil der Teilnehmer angibt, keine digitalen Technologien und Medien im Studio angeboten zu bekommen bzw. keine Kenntnis über ein solches Angebot hat. Allerdings kann auch festgehalten werden, dass innerhalb der untersuchten Mitglieder kein signifikantes Bedürfnis nach einer verstärkten Digitalisierung des Trainings besteht.

Kundenbindung durch Trainerbetreuung

Vielmehr ist für die Mitglieder eine aktive Betreuung durch einen realen Trainer bedeutsam, so dass schlussgefolgert werden kann, dass dieser Aspekt vorrangig zur Kundenbindung beiträgt. Ergänzend zeigt die Auswertung bei etwa 40 Prozent der Befragten den Wunsch nach mehr Abstand zum eigenen Smartphone oder auch zu technischen Entwicklungen, wie chipkartengesteuerten elektronischen Maschinen.

Dieser Wert stützt ebenfalls das Nichtvorhandensein eines Bedürfnisses nach einem digitalisierten Training. Diese Tatsache spiegelt sich dadurch wider, dass ebenso virtuelle Trainingsmöglichkeiten wie auch das Teilen von Trainingsergebnissen über die sozialen Medien nicht genutzt werden.

Wie beliebt sind Apps & Wearables?

Die Analyse hinsichtlich des Nutzungsverhaltens von digitalen Fitnesstools zeigt überraschende Ergebnisse (vgl. Abbildung 1; n= 976). So besitzen über 45 Prozent der Befragten bisher keine Erfahrungswerte in Bezug auf die Nutzung von Wearables, Fitnesstrackern oder Fitnessapps. Auffällig ist außerdem, dass 17 Prozent der Befragungsteilnehmer bereits in der Vergangenheit ein digitales Hilfsmittel für Trainingszwecke eingesetzt haben, dies aber nun nicht mehr tun.

Im Gegensatz dazu äußern lediglich 4 Prozent der Umfragebeteiligten die Absicht, in der Zukunft Wearables, Fitnesstracker oder Fitnessapps zu nutzen oder diese zumindest zu testen. Das bedeutet, dass gegenwärtig ein Drittel der Probanden auf digitale Fitnesstools zurückgreift und diese im Rahmen ihres Trainings nutzt. Von den Befragten im Alter zwischen 18 und 90 Jahren waren 49,7% männlich wobei die Altersgruppe 19 bis 29 Jahre mit knapp 40% am stärksten repräsentiert war.

Einordnung der Ergebnisse

Die Arbeit ist insgesamt als wissenschaftlicher Übersichtsbeitrag zu verstehen, der als Grundstein für darauf aufbauende Forschungsarbeiten dient, in denen, mit noch stärkerem Fokus auf die Digitalisierung, das Bedeutungsfeld der Fitness-Studios analysiert werden kann. Aus meiner Sicht gibt es viele weitere, spannende Ansätze.

Beispielsweise könnte man den Trend zur Selbstvermessung, der sich in der „Quantified Self Movement“ widerspiegelt, tiefergehend untersuchen. Auch nähere Untersuchungen zum Partizipationsverhalten sind denkbar. Interessant wäre ein noch stärkerer Fokus auf relevante Aspekte der Digitalisierung. Eine weiterführende forschungsleitende Fragestellung könnte dementsprechend den Zusammenhang von Nutzung digitaler Fitnesstools und demographischer Indikatoren, wie Geschlecht und Alter, oder auch in Bezug auf die Trainingsmotive untersuchen.

Dr. Daniel Schwarzenberger

Das Buch: Die Dissertation ist auch als Buch erschienen: Fitnessstudios im Trend der Digitalisierung. Hofmann Verlag 2021, ISBN: 978-3-7780-7220-2.

 

Bild:  Shutterstock.com_2151108599


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