Digitalisierung

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27.06.2022

Was können Apps und Online-Angebote?

Was können Apps und Online-Angebote?

Digitale Gesundheit

Gesundheitsfördernde Maßnahmen mussten ab März 2020 dramatisch umgestellt und verändert werden. Viele Menschen waren dabei auf sich allein gestellt. Obwohl mittlerweile etwas Ruhe in den 2. Gesundheitsmarkt Einzug gehalten hat und die meisten Angebote wieder in Präsenz zugänglich sind, haben sich alternative Möglichkeiten etabliert, bei denen man räumlich und auch zeitlich wesentlich unabhängiger und flexibler agieren kann.

Die Rede ist von smarten oder auch digitalen Fitness- und Gesundheitsangeboten in Form von Apps sowie entsprechenden Online-Formaten, welche sich in den letzten zwei Jahren entwickelt haben und die bereits vor der Corona-Pandemie einsetzende digitale Transformation weiter vorantreiben. Sie werden sicherlich das Tagesgeschäft vieler Akteure im 1. und 2. Gesundheitsmarkt zukünftig beeinflussen.

Fitness- und Gesundheits-Apps

Vergleicht man das weltweite Volumen von Fitness- und GesundheitsApps im Apple Store, so stellt man fest, dass sich die Zahl verfügbarer Anwendungen im Zeitraum von fünf Jahren (2015 – 2020) von 37.000 auf 82.500 mehr als verdoppelt hat (vgl. Statista – Total Apps by quarter-category 3Q2020). Dabei sind diese Apps, die sich auf die verschiedenen Bereiche der Fitness- und Gesundheitsförderung erstrecken, durchaus umsatzstark im mittleren Millionenbereich, wie beispielsweise Fitbit mit fast 3 Mio. US-Dollar.

Und auch in Deutschland ist ein entsprechender Trend zu beobachten, wenngleich die Umsätze hierzulande nicht annähernd erreicht werden. So setzt etwa Freeletics mit seinen Fitness- Workouts im Vergleich nur ca. 150.000 US-Dollar um. Zudem sind die Inhalte der Apps sehr unterschiedlich.

Inhaltlich geht es bei der Nutzung von Apps grundlegend um Handlungsempfehlungen und Anleitungen im Kontext von Fitness- und Gesundheitsangeboten. Fitness-Workouts, Ernährungstipps und Rezepte kommen dabei ebenso zum Einsatz, wie das Schlaftracking oder das Tracking von Vitalwerten, die dann teilweise sogar an betreuende Trainer, Ärzte oder Therapeuten übermittelt werden können.

Digitale Gesundheitsanwendungen DiGAs

Zudem können in Deutschland seit Oktober 2020 Ärzte sogenannte digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) auf Rezept verordnen, sodass die Nutzungskosten durch die Krankenkasse refinanziert werden. Diese Apps auf Rezept sind Teil des digitalen Versorgungsgesetzes (DVG), das am 6. Oktober 2020 in Kraft getreten ist, um die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzubringen. Dabei handelt es sich konkret um Apps – stellenweise inkl. begleitender Hardware wie zum Beispiel ein Blutzuckermessgerät – für das Smartphone oder den Internet-Browser, die verordnet werden können, wenn es als Begleitung einer Behandlung sinnvoll erscheint.

Online-Angebote im Bereich Fitness und Gesundheit

Neben den Apps auf dem Handy oder Tablet hat sich ein zweiter Trend in den letzten zwei Jahren rasant entwickelt. Online-Angebote on demand oder im Livestream. Aus der Not geboren, haben viele Fitnesseinrichtungen und Vereine ihre Kursformate aus den Kursräumen und Sporthallen in die Wohnzimmer übertragen, um weiterhin ihre Kunden zu erreichen.

Parallel hat sich auf Youtube ein Markt für Fitnessinfluencer und deren Workouts entwickelt, welcher bei den Top 5 in den mittleren einstelligen Millionenbereich an Followern geht und in der Spitze knapp 9 Mio. erreicht. Zu den abostärksten Fitnessinfluencern auf Youtube in Deutschland gehören Pamela Reif, Mady Morrison, Sascha Huber, albertoson und Sophia Thiel (Quelle: Statista, HitchOn, 2022).

Während viele Vereine und Fitnesseinrichtungen ihre Angebote nach und nach zurückfahren und sich wieder auf das Kerngeschäft von Präsenzkursen fokussieren, entwickelt sich der professionelle Markt an Online-Angeboten weiter. Was zunächst kostenlos war, wird jedoch zunehmend auf Bezahlangebote mit unterschiedlichen Abo-Formaten umgestellt und kann für spezielle Zielgruppen wie Berufsreisende oder Schichtarbeitende oder Kunden mit größtmöglichem Wunsch an Flexibilität und an Freiheit ein zukunftsfähiges Modell sein.

Dass dieser Markt noch ausbaufähig ist, zeigen dabei aktuelle Zahlen. So sagen gemäß Global Consumer Survey 2022 mehr als 90 Prozent der Bevölkerung in Deutschland, dass sie kein Geld für Online-Fitness ausgeben. Doch nicht nur im Rahmen individueller Einsatzmöglichkeiten etablieren sich Onlineformate. Auch die betriebliche Gesundheitsförderung hat sich unter Corona weiterentwickelt. Und so haben sich ebenso in diesem präventiven Setting digitale Formate entwickelt, um am Arbeitsplatz, im Betrieb oder sogar im Homeoffice die Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern. Beispiele hierfür sind:

  • › Webinare zu verschiedenen Themen der betrieblichen Gesundheitsförderung, insbesondere „Gesunde Führung im Homeoffice“
  • › Online-Gesundheitstage
  • › Gesunde Tagesbegleitung an Bildschirmarbeitsplätzen oder im Homeoffice, u.a. als Activity Day

Pro und Contra Apps & Co.

Was zunächst nach einem tollen Angebot aussieht und eine möglichst große Flexibilität für die Nutzer von Online-Angeboten und Apps bereitstellt, bietet auf der anderen Seite, aber auch Risiken und Nachteile (siehe Tabelle 1). So kann man sicher aufgrund der Pros und Contras über die fortschreitende Digitalisierung auch in der Fitness und Gesundheitsförderung diskutieren, denn nicht alles, was grundsätzlich möglich ist, ist stets sinnvoll. Zudem bleibt das Thema Datenschutz zu beobachten. Trotz steigender Akzeptanz von Fitness- und Gesundheits-Apps & Co. in der Bevölkerung schwingen noch immer Bedenken mit, was eigentlich mit den gesammelten Daten passiert.

Doch insgesamt steckt im Thema „digitale Gesundheit“ eine Menge Potenzial für die Zukunft und schon jetzt auch eine breite Palette an Chancen. Insbesondere das digitale Screening gesundheitsrelevanter Vitaldaten, mit der Möglichkeit eines Datentransfers an einen behandelnden Arzt oder Therapeuten, hat dabei Relevanz.

Inwieweit sich jedoch digitale Workouts on demand bzw. im Livestream durchsetzen, bleibt fraglich, denn der direkte und persönliche Bezug der Teilnehmenden zu einer Kursleitung oder einen Trainer ist für viele immer noch das A und O.

Christian Kunert

Bild: © Shutterstock.com_1680426730_Mirage_studio


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