Therapie

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03.07.2023

Verkürzte Regenerationszeiten und verbesserte Gesundheit

Verkürzte Regenerationszeiten und verbesserte Gesundheit

Intermitterende Intervall-HypoxieHyperoxie (IHHT)

Die diesjährige FIBO hat es deutlich gezeigt. Neue Therapie-Strategien, die konventionelle therapeutische Verfahren unterstützen oder vielleicht sogar ablösen können, sind im Kommen. Gleich drei Anbieter im Bereich der Intervall-Hypoxie präsentierten dort ihre Lösungen in der Halle 8. Was aber macht den zunehmenden Erfolg dieser Therapieform aus, die im Leistungssport bereits fest etabliert ist?

Ebenso wie beim Höhentraining (zwischen 1.800 und 3.000 Metern) wird bei dem Intervall-Hypoxie-Training am Gerät die Produktion von Erytropoetin (kurz: Epo) angeregt. Epo ist ein Glykoprotein-Hormon, welches die Bildung roter Blutkörperchen im Körper stimuliert. Je höher die Anzahl roter Blutkörperchen, desto höher ist die Sauerstoffbindekapazität im Körper.

Bei gleichem Trainings- und Leistungsniveau kann dieser Effekt über die verbesserte Sauerstoffversorgung der Muskeln den entscheidenden Wettbewerbsvorteil ausmachen.

Medizinnobelpreis für Hypoxieforschung

Deutlich mehr an Popularität gewann das Hypoxietraining im Jahre 2019, als die drei Wissenschaftler William Kaelin, Gregg Semenza und Peter Ratcliffe den Medizinnobelpreis für ihre Hypoxieforschung erhielten. Sie wiesen anhand molekularer Mechanismen rund um den neu entdeckten Proteinkomplex HIF nach, dass die Hypoxie zu positiven Reaktionen, die es dem Körper ermöglichen, alle Organe und Organsysteme mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen, beitragen kann.

Höhentraining – entspannt im Liegen oder Sitzen

Inspiriert von diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen haben eine Hand voll Unternehmen in den vergangenen Jahren Lösungen für das stationäre Hypoxie-Training entwickelt.

Das wohl effektivste Konzept ist das des Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Trainings (kurz IHHT). Das IHHT-basiert auf einer technischen Nachahmung des Höhentrainings. Der Anwender erhält während einer Trainingseinheit in Phasen Atemluft mit weniger Sauerstoff (Hypoxie) und Atemluft mit angereichertem Sauerstoff (Hyperoxie) im Vergleich zur normalen Umgebungs-, respektive Atemluft.

Anders als beim Höhentraining wird dieses Training vollkommen entspannt im Sitzen oder in Liegeposition mit leicht erhöhtem Oberkörper absolviert. Die Dauer einer Trainingseinheit richtet sich dabei nach den persönlichen körperlichen Voraussetzungen und den individuellen Zielen der trainierenden Person und liegt durchschnittlich bei 30 bis 45 Minuten.

Die Prozesse in der Zelle

Während des Intervalls, in dem sauerstoffarme, also hypoxische Luft geatmet wird, sinkt die Sauerstoffsättigung im Blut. Die Zellen versuchen über eine durchlässigere Membran Sauerstoff in die Zelle zu bekommen.

Durch den schnellen Wechsel von Hypoxie auf Hyperoxie kann die Zelle beim Training an einem IHHT-System ihre Membran nicht schnell genug schließen. Dementsprechend kommt es zu einem sehr schnellen Anstieg des SPO2 Wertes im Blut. Durch die geöffnete Zellmembran gelangt nun deutlich mehr O2 in die Zelle als dies unter normalen Umständen möglich wäre. In seiner Eigenschaft als Radikal sorgt dieser Sauerstoffüberschuss dafür, dass geschwächte und geschädigte Zellorganellen abgebaut werden. Daraus resultierend muss jede Zelle die abgebauten Zellorganellen ersetzen, sprich neue gesunde Zellorganellen werden produziert.

Mit der Zeit regeneriert der IHH-Trainierende seinen Körper so auf Zellebene, insbesondere die Mitochondrien. In der Folge steht über eine verbesserte ATP Synthese nun deutlich mehr Energie in der Zelle und somit im Körper zur Verfügung. Diese Energiesteigerung ist für die meisten Trainierenden der wohl signifikanteste und am schnellsten spürbare Effekt des IHHT.

IHHT zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte

Ein weiterer nennenswerter Effekt des IHHT ist die Balancierung der Sympathikus/Parasympathikus Aktivitäten, also Flucht-Modus und Regeneration. Die meisten Menschen befinden sich den Großteil ihrer Lebenszeit vorwiegend im sympathischen Tonus. Langfristige Folgen können dann z.B. Infektanfälligkeit, Gewichtszunahme oder Leistungsverlust sein.

Mit fortschreitendem IHH-Training zeigt sich eine deutlich verbesserte HRV, und damit eine deutlich verbesserte Fähigkeit des Körpers, auf kurzfristige Belastungszustände angemessen zu reagieren, um dann wieder rasch in den regenerativen Zustand zu wechseln.

Großes Anwendungsspektrum

Das Anwendungsspektrum der Hypoxie ist nahezu endlos – Sportler mit dem Ziel der Leistungssteigerung, im Rahmen von gesundheitsfördernden oder Reha-Maßnahmen oder als unterstützende Therapie bei der Behandlung von Stressverletzungen und körperlichen Dysfunktionen.

Besonders hervorzuheben ist das gesamte Spektrum der metabolischen Erkrankungen und Diabetes. Hier konnten mit der Intervall-HypoxieHyperoxie zahlreiche positive körperliche Reaktionen nachgewiesen werden. Viele weitere Studienergebnisse legen nahe, dass IHHT eine vielversprechende Methode etwa bei der Behandlung von LongCovid sowie zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit, Atemfunktion und endothelialer und kognitiver Funktionen ist.

Wie immer muss man einschränkend darauf hinweisen, dass aufgrund der recht jungen Forschung, weitere wissenschaftliche Untersuchungen notwendig sind, um die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit des IHHT zu bestätigen.

Marion Massafra-Schneider


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