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15.12.2025

Telematikinfrastruktur: Was auf Physiotherapiepraxen zukommt

Telematikinfrastruktur: Was auf Physiotherapiepraxen zukommt

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So gelingt der TI-Anschluss in der Physiotherapie, Teil 1

Die Telematikinfrastruktur (TI) gilt als Rückgrat der digitalen Gesundheitsversorgung in Deutschland. Nach Ärzten, Zahnärzten und Apotheken sollen künftig auch Physiotherapiepraxen angebunden werden. Was bedeutet das konkret? Welche Anwendungen sind relevant – und welcher Zeitplan ist realistisch? Dieser Artikel gibt einen verständlichen Überblick und zeigt, warum es sinnvoll ist, sich frühzeitig vorzubereiten.

Die Telematikinfrastruktur

Die Telematikinfrastruktur ist das sichere digitale Netzwerk des deutschen Gesundheitswesens. Ihr Ziel ist es, Gesundheitsinformationen dort verfügbar zu machen, wo sie gebraucht werden – geschützt, eindeutig zugeordnet und jederzeit nachvollziehbar. Die TI soll die Versorgung effizienter machen, Doppeluntersuchungen vermeiden und Patienten stärker in ihre Behandlungsprozesse einbinden.

Gesetzlich verankert ist die TI im Sozialgesetzbuch V (SGB V). Die gematik – eine Gesellschaft unter Beteiligung des Bundesministeriums für Gesundheit – koordiniert den Aufbau, die Technik und die Standards. Sie legt fest, wie Daten verarbeitet und geschützt werden und wie verschiedene Leistungserbringer sicher miteinander kommunizieren.

Die wichtigsten Akteure

  • gematik: entwickelt technische Vorgaben und zertifiziert Geräte.
  • ❯ Krankenkassen: finanzieren TI-Anwendungen und fördern digitale Angebote wie die elektronische Patientenakte (ePA).
  • ❯ Berufsverbände: verhandeln Fristen, Förderungen und Praxistauglichkeit.
  • ❯ IT-Dienstleister: übernehmen Installation, Wartung und Support in den Praxen.
Für Physiotherapiepraxen ist wichtig zu bedenken: Die Strukturen reichen von kleinen Einzelpraxen bis zu größeren Einrichtungen. Eine gute Vorbereitung und klare Planung sind daher entscheidend.
 

Relevante Anwendungen für Physiotherapiepraxen

Für den Praxisalltag kommen vor allem drei Anwendungen zum Tragen:
 
  • 1. KIM – Kommunikation im Medizinwesen
  • Ein sicherer E-Mail-Dienst für den Austausch sensibler Daten, etwa Befunde oder Rückfragen an überweisende Ärzte.
  • 2. Elektronische Verordnung für Heilmittel (eVO)
  • Heilmittelverordnungen werden künftig digital ausgestellt, von der Praxis digital eingelesen und später digital zurückgemeldet. Das reduziert Fehler und Papieraufwand.
  • 3. Zugriff auf die elektronische Patientenakte (ePA)
  • Damit können relevante Informationen aus medizinischen Vorgeschichten eingesehen werden – hilfreich für Befundung und Behandlungsplanung. Diese Anwendungen vereinfachen Arbeitsabläufe, wenn sie gut in die Praxissoftware eingebunden sind und das Team damit umgehen kann.

Welche Vorteile bringt die TI für die Praxis?

  • ❯ Weniger Rückfragen und Medienbrüche in der Kommunikation
  • ❯ Bessere Informationslage zu Diagnosen und Vorbefunden
  • ❯ Weniger Papier- und Verwaltungsaufwand
  • ❯ Hohe Standards bei Datenschutz und Datensicherheit
  • ❯ Vorbereitung auf zukünftige digitale Prozesse im Gesundheitswesen.
 
Ein gewisser Einführungsaufwand ist unvermeidbar, bringt aber langfristig klare organisatorische Vorteile.
 

Wo steht die Physiotherapie aktuell?

Die Einführung erfolgte bisher in Stufen. So sind Ärzte, Zahnärzte und Apotheken bereits angebunden. Für die Physiotherapie war der 1. Januar 2026 als Starttermin vorgesehen. Dieser wurde aber kürzlich nach hinten verschoben auf den 1. Oktober 2027.
 
Laut aktuellen Zahlen des elektronischen Gesundheitsberuferegisters (eGBR) hat sich bisher nur ein Teil der Branche zumindest auf den Weg zu einem TI-Anschluss gemacht. Ende Oktober 2025 lagen 13.873 Anträge auf einen elektronischen Heilberufsausweises (eHBA) und 6.534 Anträge auf Herausgabe eines Institutionsausweises (SMC-B). Angesichts einer Zahl von etwa 50.000 Physiotherapiepraxen in Deutschland ist es also noch ein weiter Weg.
 
Auch die Eckdaten zur Physiotherapie in Deutschland 2025 zeigen an dieser Stelle Handlungsbedarf. Mit 13,4 Prozent hat sich bisher immer noch nur eine kleine Minderheit sicher dafür entschieden, das Unternehmen bis Ende 2025 an die TI anschließen zu lassen, während die Mehrheit (52,4 %) immer noch unentschlossen ist oder derzeit (eher) keine Anbindung plant (34,1). Diese drei Antworten wurden dabei am häufigsten als Gründe genannt: kein Mehrwert für die Praxis (51 %), noch genug Zeit bis zur Anschlussfrist (41 %) und aktuell keine Zeit für die Umstellung (33 %).
 

Fazit: Wer früh beginnt, arbeitet später entspannter

Der Anschluss an die TI kommt sicher. Wer rechtzeitig mit Planung und Vorbereitung startet, verhindert Stress, unklare Zuständigkeiten und teure Ad-hoc-Lösungen. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, sich über Anbieter, Technik und Abläufe zu informieren und das Team einzubeziehen. Im nächsten Teil der Serie erläutern wir, welche technischen Voraussetzungen eine Praxis benötigt – und wie man die Umstellung sinnvoll organisiert.
 
Redaktion mit KI-Unterstützung
 

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