Therapie

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28.10.2024

Richtig atmen bedeutet Freiheit

Richtig atmen bedeutet Freiheit

Fallbeispiele: Atemtherapie

Patienten sehnen sich in ihrer Krankheit nach individuellen, auf sie abgestimmte Maßnahmen. Sie schätzen die persönliche Zuwendung, weshalb die Kombination von Osteopathie und Atemtherapie bei den Patienten von Rumi Buchner so gut ankommt.

„Atemtherapie kann Heilung für die Seele mit sich bringen, sodass sie für alle Arten von Beschwerden hilfreich sein kann. Denn Körper und Seele heilen oft gemeinsam, vor allem, wenn der Mensch als Ganzes wahrgenommen und behandelt wird“, sagt Osteopathin und Atemtherapeutin Rumi Buchner aus München, die in ihrem Behandlungsangebot als Heilpraktikerin individuell auf die Wünsche und den Bedarf ihrer Patienten eingehen kann. Im Gespräch mit TT-DIGI beschreibt sie ihre Vorgehensweise anhand von Fallbeispielen aus ihrer Praxis.

TT-DIGI: Frau Buchner, welche Kunden kommen zu Ihnen?

Die meisten kommen über Empfehlungen von anderen Patienten, sodass z.B. jemand erzählt, ich hätte ihm eine Narbe behandelt und dann wäre das Atmen, die Bewegungsfreiheit, das Dichthalten der Blase, die Herzprobleme oder Ähnliches besser geworden. Ich liebe die Vielfalt und zum Glück darf ich als ausgebildete Heilpraktikerin Menschen jeden Alters – vom Baby bis ins hohe Alter – mit den unterschiedlichsten Beschwerden behandeln.

Wie ergänzen sich Atemtherapie und Osteopathie in der Theorie?

Alle Beschwerden, die mit dem Brustkorb oder den darin enthaltenen Organen zusammenhängen (Lunge und Herz) sind eine atemtherapeutische Betrachtung wert und osteopathisch gibt es hier auch zahlreiche Möglichkeiten. Aber das ist nicht alles: Das Zwerchfell und der Beckenboden haben eine enge Verbindung. Nur gemeinsam können sie entspannt sein und gut funktionieren. Dadurch sind alle Organe im Becken- und Bauchbereich ebenfalls interessant für eine Lösung über das Atmen. Sie sehen also, der ganze Mensch ist Anatomie und atmet.

Wie sieht das in der Praxis aus? Gibt es Kriterien, wann Sie die Atemtherapie oder die Osteopathie einsetzen?

Erst einmal bekommen die Patienten immer die Behandlungsmethode, für die sie zu mir gekommen sind. Wenn ich jedoch osteopathisch nicht zum Ziel komme und ich das Gefühl habe, dass hier eine Atemtherapie weiter - helfen könnte, biete ich diese Möglichkeit an. Genauso umgekehrt: Wenn der Patient für eine Atemtherapie zu mir kommt, aber körperliche Barrieren den Atem „nicht durchlassen“, kann man diese osteopathisch lösen, wenn es der Patient will.

Spielt die Atemtherapie auch mental eine Rolle?

Unsere Gesellschaft ist darauf ausgerichtet zu kontrollieren, zu bestimmen und alles unserem Willen unterzuordnen. Die Menschen sehnen sich nach klaren Regeln, nach „wenn – dann“, nach wissenschaftlicher Beweisbarkeit und Berechenbarkeit. Gleichzeitig sehnen sie sich nach Spiritualität und einem Sinn im Leben. Der Atem kann beides – ganz unprätentiös und still – in großer Freiheit. Es geht aber nicht um eine „Technik“, die einen frei atmen lässt, die die unwillkürliche Atmung tiefer werden lässt und verlängert. Ein Hinwenden zum Körper mit seiner ganz persönlichen Geschichte ist hier der Schlüssel.

Vielen Dank für das Gespräch und die Ausführung der Fallbeispiele.

Das Interview führte Reinhild Karasek.

Fallbeispiel 1 – COPD

Vorgehen: 1. Schritt Atemtherapie, 2. Schritt Osteopathie

Eine Dame kam zu mir mit der Diagnose COPD mit Gold 2. Die Patientin wollte Atemtherapie in Einzelbehandlung, um „richtig“ atmen zu lernen. Es gibt eine Reihe von hilfreichen Atemtechniken für Krankheiten, bei denen das Atmen schwerfällt. Zum Beispiel: Lippenbremse, Techniken zum Treppensteigen, atemerleichternde Stellungen und vieles mehr. Zur schnellen Abhilfe der Atemnot trainierte ich mit ihr erst einmal diese Techniken. Das ist für mich aber nur die Notfallmedizin. Danach erst geht es weiter in Richtung Heilung. Dazu muss ein Patient bereit sein, einen eigenen, persönlichen Weg zu gehen. Die Entwicklung, die der Patient zurücklegen muss, verläuft langsam und ist nur auf allen Ebenen von Seele, Körper und Geist gleichzeitig möglich – auch wenn es der Patient selbst währenddessen gar nicht bewusst wahrnimmt.

Meine Patientin ließ sich darauf ein, das ist immer ein Geschenk für mich! Wir machten also mit einigen Stunden Atemmassage weiter. Ihr Atem wurde immer freier, in bestimmte Körperbereiche konnte er sich jedoch nicht ausbreiten. Das ist oft der Fall, wenn Verklebungen im Gewebe beispielsweise durch Narben vorliegen, die ein Verschieben der Faszien nicht ermöglichen. Es ist, als wenn eine Mauer diesen Bereich versperrt. Dabei muss die Verklebung nicht an der Narbe direkt sein, sie liegt oft weit entfernt und wird daher nicht mit der Narbe in Verbindung gebracht. Stellen Sie sich einen Eisberg vor: Die Narbe ist die sichtbare Spitze des Eisbergs, doch der unter Wasser liegende Teil ist oft riesig und weit auseinandergezogen. Da meine Patientin im Bauchbereich vernarbt war, befreiten wir diese mit osteopathischen Maßnahmen in weiterführenden Stunden. Nach ca. einem Jahr war die Dame wieder bei ihrer Lungenärztin. Ihr Lungenvolumen hatte sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert. Das war für die Lungenärztin nicht erklärbar, weshalb sie die Diagnose revidierte und „nur noch Asthma“ diagnostizierte.

Diese Diagnose kümmert die Patientin inzwischen nicht mehr, denn sie genießt die deutlich größere Freiheit in Körper und Geist sowie ein deutlich besseres seelisches Gleichgewicht.

Fallbeispiel 2 – Rücken- und Blasenprobleme

Vorgehen: 1. Schritt Osteopathie, 2. Schritt Atemtherapie

Ein Patient kam wegen Rücken- und Blasenproblemen zu mir in die Osteopathie. Über die osteopathischen Maßnahmen zur Behandlung der Blase und des gesamten Bauchraums – eingebunden in eine Behandlung des ganzen Körpers – verbesserten sich die Beschwerden deutlich. Sein gebückter und angestrengter Gang war jedoch immer noch vorhanden sowie seine seelischen Stimmungsschwankungen.

Erst durch die eigene Beschäftigung mit einigen Übungen aus den Stunden der Atemgruppen konnte er sich von innen heraus aufrichten: So wurde die körperliche wie die innere Haltung verbessert. Sein Gleichgewicht konnte physisch wie psychisch stabilisiert werden.

 Image by freepik


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