Therapie

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13.03.2021

Personal-Training in der Physiotherapie?

Personal-Training in der Physiotherapie?

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Mehrwert für Praxis-Inhaber, Mitarbeiter und Patienten

Die Leistungen, die präventiv von Gesundheitseinrichtungen geleistet werden könnten, sind nach Meinung von Burkhard M. Peters, Leitung Healthcare bei miha bodytec, noch mehr zu forcieren. Den modern aufgestellten Physiotherapeuten sieht er zukünftig in der Rolle eines Gesundheitsdienstleisters ­– weit über die klassische Therapie hinaus.

Die seit über einem Jahr bestehende Situation wird das Gesundheitsbewusstsein der Menschen verändern, so glaubt der Sportwissenschaftler und Gesundheitsexperte. Ein Bonus, den auch Physiotherapeuten für sich verbuchen könnten. Ihre Chance, sich gerade in dieser Zeit als kompetenter Ansprechpartner rund um Prävention und Therapie an die Seite von gesundheitsbewussten Menschen zu stellen, sei hoch. Als Leiter Healthcare von miha bodytec ist er mit zahlreichen Praxisinhabern im Gespräch und diskutiert mit ihnen die Möglichkeiten, mit medizinischem EMS-Training diesen Weg gemeinsam zu gehen.

Hinsichtlich der Rückenschmerzen liegt zum Beispiel seit Jahren eine hohe Evidenz für das medizinische EMS-Training vor. Das ist in der Praxis hinlänglich bekannt. „Darüber müssen wir nicht mehr diskutieren“, sagt Burkhard M. Peters. Es bleiben jedoch ge­nügend andere Vorbehalte unter den Therapeuten, worüber TT-DIGI mit Burkhard M. Peters sprach.

TT-DIGI: Was wünschen Sie sich für das medizinische EMS-Training?

Burkhard M. Peters: Es ist nicht nur ein Wunsch, sondern meine feste Überzeugung: Die Akzeptanz des medizinischen EMS-Trainings wird bei Physiotherapeuten weiter zunehmen. Der Nutzen liegt auf der Hand. Vielseitiger Einsatz in Therapie und Prävention bei minimalem Platzbedarf und überschaubarer Investition. So haben auch kleinere Praxen die Möglichkeit, sich mit einem weiteren Standbein als fortschrittlicher Gesundheitsdienstleister zu positionieren, und das ohne kostenintensive Geräteparks.

TT-DIGI: Hat sich das – gerade im letzten Jahr – bei den Physiotherapeuten gewandelt?

Burkhard M. Peters: Ja, ich erlebe das in vielen Gesprächen. Viele Therapeuten machen sich Gedanken über ihre Zukunft. Wo will ich mit meiner Praxis hin und wie geht es mit unserem Gesundheitssystem weiter? Ein Umdenken ist spürbar, wenn auch noch sehr zögerlich. Was miha bodytec betrifft, sprechen unsere Kunden eine klare Sprache. Ein hoher Zufriedenheitsgrad bei Praxisbetreibern, Mitarbeitern und Patienten. Hierauf können wir aufbauen.

TT-DIGI: Woran liegt das?

Burkhard M. Peters: Die Menschen schätzen mehr und mehr das persönliche individuelle Training. Und was die augenblickliche Situation betrifft, die Menschen wollen Sicherheit und Kompetenz beim Training. Das ist durchaus subjektiv, aber wir müssen es so akzeptieren.

Der Physiotherapeut ist systemrelevant, seine therapeutischen Dienstleistungen werden unter höchsten Hygienestandards durchgeführt. Aus dieser Gegebenheit heraus ist es für den Physiotherapeuten – aus meiner Sicht – eine ideale Möglichkeit, jetzt zu sagen: Bei uns ist auch das Training sicher.

TT-DIGI: Wie ist trotzdem die Zurückhaltung der Therapeuten zu erklären?

Burkhard M. Peters: Häufig ist der wissenschaftliche Hintergrund ein Thema. Diese Skepsis können wir mit zahlreichen Studien schnell entkräften. Eine weitere Fragestellung ist: Wie füge ich das EMS-Angebot in meinen durchgetakteten Praxisalltag ein? Hierzu gibt es mehrere individuelle Lösungsansätze, die von uns in der jeweiligen Einrichtung vor Ort besprochen werden. Viele Praxen wählen den Weg, das 20-minütige EMS-Training in ihren Behandlungsplan zu integrieren, andere wiederum schaffen extra Freiräume vor bzw. nach den Behandlungszeiten. Der Lösungsansatz hängt von der jeweiligen Motivation des Praxisinhabers ab. Möchte ich meinen Patienten mit dem medizinischen EMS-Training als Medizinprodukt eine zusätzliche Behandlungsmöglichkeit anbieten oder ist es mein Ziel, den 2. Gesundheitsmarkt erfolgreich aufzubauen? Beides schließt sich nicht aus.

Meine Einstellung ist, den Praxisbetreiber als Therapeuten abzuholen und ihm Wege aufzuzeigen, wie er mit seinen aktuellen Möglichkeiten die neue Dienstleistung erfolgreich ein- und umsetzen kann.

TT-DIGI: Wie gehen Sie da vor?

Burkhard M. Peters: Unsere Herausforderung ist es, den Physiotherapeuten das Zutrauen zu geben, seinen Patienten mehr bieten zu wollen als die ver­ordneten Maßnahmen. Über den berühmten Tellerrand hinaus zu blicken, lautet die Devise der Zukunft. Was ist möglich, was passt zu mir und meinem Team – ohne meine Mission als Therapeut über Bord zu werfen. Nicht entweder oder, sondern sowohl als auch ist mein Credo.

So schlug ich kürzlich einer Praxisinhaberin vor, doch mal über ein therapeutisches Personal-Training nachzudenken. Sie und ihr Team verfügen über entsprechendes Fachwissen, sind räumlich gut aufgestellt und haben ein adäquates Patientenklientel. Die 1-stündige Maßnahme beinhaltet medizinisches EMS-Training, funktionelle Übungen an diversen Kleingeräten, Koordinations- und Sensibilitätsübungen und wird abgerundet durch ein individuelles Dehnprogramm.

Das meine ich mit „über den Tellerrand gucken“. Ich bin nach wie vor Therapeut und biete darüber hinaus mein Know-how in Form einer neuen Dienstleistung an. So sorge ich für Aufsehen und steigere die Attraktivität meiner Praxis – auch für neue Mitarbeiter.

TT-DIGI: Wird das Personal-Training aus der Krise gestärkt herauskommen?

Burkhard M. Peters: Ja, davon bin ich überzeugt. Wie bereits gesagt, Corona hat und wird das Gesundheitsbewusstsein der Menschen verändern. Die Menschen sind bereit, mehr sinnvolle Zeit in ihre Gesundheit zu investieren. Die Bedeutung der Bewegung und des effektiven Trainings wird weiterhin wachsen. Etablierte Gesundheits- und Fitnesskonzepte werden ihr Portfolio erweitern und neue Anbieter und Konzepte werden entstehen. Ich persönlich glaube an den fortschrittlich denkenden Physiotherapeuten, der die Chance nutzen wird, sich in diesem Segment zu positionieren. Und mit medizinischem EMS-Training hat jede Praxis, egal wie groß sie ist, den idealen Einstieg, in diesem Markt erfolgreich zu agieren.

TT-DIGI: Könnte das wiederum die Attraktivität des Berufsbilds erhöhen?

Burkhard M. Peters: Absolut. Der Physiotherapeut wird, sofern er das möchte, im Ansehen weiter steigen, seine Kompetenz noch mehr wertgeschätzt werden. Und das weit über seine therapeutischen Fähigkeiten hinaus.

TT-DIGI: Wie lautet das derzeit stärkste Argument, das Physiotherapeuten überzeugt, in das medizinische EMS-Training einzusteigen?

Burkhard M. Peters: Die Flexibilität und Vielseitigkeit in der Anwendung, die hohe, wissenschaftlich erwiesene Wirksamkeit, insbesondere beim Rückenschmerz, sowie die niedrige Einstiegshürde hinsichtlich der Investition.

Das Gespräch führte Reinhild Karasek.


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