Therapie
27.12.2021
Mehr als nur Gerätetraining
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T-RENA zur nachhaltigen gesunden Lebensstilveränderung
Eine Möglichkeit, ein Gerätetraining im 1. Gesundheitsmarkt anzubieten, ist KGG, die Krankengymnastik am Gerät. T-RENA, das von der Deutschen Rentenversicherung (DRV) verordnet und als Kostenträger für die Patienten übernommen wird, ist eine Alternative, die auf Langfristigkeit ausgerichtet ist. Ein Blick auf T-RENA aus der Praxis.
Im Vergleich zu KGG umfasst die Verordnung mehr Einheiten – 26 Einheiten statt 6 – und mehr Teilnehmer pro Gruppe: zeitgleich trainieren 12 statt 3 Personen. Es gibt spezielle T-RENA Nachsorgeeinrichtungen nach Vorgaben der DRV. Eine davon ist das Harener Gesundheitszentrum. Inhaberin Mariele Sibum-Berentelg, selbst Physiotherapeutin, Osteopathin und Heilpraktikerin, beschäftigt 30 Mitarbeiter – neben Verwaltung und Rezeption neun Physiotherapeuten und drei Sportwissenschaftler.
TT-DIGI sprach mit Nadja Berentelg. Die 29-jährige Sportwissenschaftlerin hat seit Oktober 2014 die fachliche Leitung des Trainingszentrums übernommen.
TT-DIGI: Frau Berentelg, seit wann bietet das Gesundheitszentrum T-RENA an?
Nadja Berentelg: Begonnen hat es 2009 mit der Medizinischen Trainingstherapie – so wurde das Angebot vor dem 1. Januar 2019 genannt. Inhaberin Mariele Sibum-Berentelg ging die Kooperation mit der DRV BraunschweigHannover ein. Damals gab es das Programm noch nicht bei allen Deutschen Rentenversicherungen. Seit 2019 ist T-RENA durch das Fachkonzept bundeseinheitlich geregelt. Ausschlaggebend für die Aufnahme in das Portfolio war die Möglichkeit, Patienten direkt im Reha-Anschluss weiterhin zu betreuen, sodass sie weiter an ihren Beeinträchtigungen arbeiten können.
TT-DIGI: Wird das Training ausschließlich von Therapeuten betreut?
Nadja Berentelg: Wir setzen sowohl Therapeuten als auch Sportwissenschaftler zur Betreuung der T-RENA ein, jedoch in erster Linie Sportwissenschaftler. Dies ist aufgrund der Wirtschaftlichkeit einfach sinnvoller. Ein Physiotherapeut kann in einer KGG-Gruppe einfach mehr umsetzen als in einer T-RENA-Gruppe.
TT-DIGI: Welchen Mehrwert bringt T-RENA?
Nadja Berentelg: Unserem Zentrum bietet T-RENA den Vorteil, dass wir die Patienten direkt im Anschluss an die Reha weiter betreuen und sie so auf dem Weg zur Gesunderhaltung unterstützen können. Durch die T-RENA-Verordnung bekommt das medizinische Training eine ganz andere Wertigkeit beim Patienten und er nutzt eine über die DRV finanzierte Leistung eher, als wenn er sie selbst finanzieren müsste. Nach T-RENA werden sie im besten Falle dankbare Kunden, denen mit ihrem Problem geholfen wurde. Wenn sie die Erfahrung gemacht haben, dass Training ihnen hilft, sind sie eher bereit, selbst in ihre Gesundheit zu investieren. Für meine Kollegen, insbesondere für die Physiotherapeuten, bietet T-RENA den Vorteil, auch mal von der Bank wegzukommen, noch mal einen längeren und intensiveren Blick auf die Patienten zu haben und sie in die Eigenverantwortlichkeit zu führen und ihre Selbstwirksamkeit zu stärken.
TT-DIGI: Welche Voraussetzungen muss eine Praxis erfüllen?
Nadja Berentelg: Grundsätzlich erfolgt die Zulassung von Nicht-Reha-Einrichtungen, wie z. B. Physio-Praxen, über den regional zuständigen Rentenversicherungsträger. Voraussetzung sind zunächst mindestens zwei qualifizierte Therapeuten. Der Leitende kann Physiotherapeut oder Krankengymnast mit MTT-Grundkurs (50 UE) oder Sportwissenschaftler der Fachrichtung Rehabilitation/- Prävention mit MTT Grund- und Aufbaukurs (100 UE) sein. Beim zweiten Therapeuten reicht in beiden Berufen die Teilnahme am KG-Gerät Kurs (40 UE). Zudem haben die Trainingsräume ausreichend groß für mindestens 12 Teilnehmern zu sein, die permanent beaufsichtigt werden. Die Ausstattung schreibt acht Geräte vor, fünf davon müssen die Möglichkeit zum differenzierten Therapieansatz bieten, wie Laufband, Stepper, Ergometer, am besten mit Herzfrequenzmessung. Es sollte ein Seilzug oder ein ähnlicher Zugapparat vorhanden sein, sowie mindestens zwei medizinische Geräte für Übungen an den oberen und unteren Extremitäten sowie am Rumpf. Hinzukommen Matten für Bodenübungen, Hanteln, Therabänder, Hocker, Keilkissen, Lagerungshilfen.
TT-DIGI: Wie wichtig ist dafür die Raumplanung?
Nadja Berentelg: Eine 3D-Raumplanung von proxomed ermöglichte es uns, einen guten Einblick zu gewinnen, wie es später aussehen wird. Auch Engstellen konnten so nochmals verändert werden. Anhand des erstellten Elektroplans wurden Steckdosen und Anschlüsse gerätenah verlegt, sodass keine Kabel im Weg liegen. Das war uns eine große Hilfe, da so alle beauftragten Firmen Hand in Hand arbeiten konnten. Auch unseren Kunden konnten wir mithilfe der 3D-Pläne die Veränderungen visualisieren, ihnen Ängste nehmen und neue Kunden darauf aufmerksam machen.
TT-DIGI: Welcher administrative Aufwand ist mit T-RENA verbunden?
Nadja Berentelg: Mit der Antragstellung haben wir als T-RENA Nachsorgeeinrichtung in der Regel nichts zu tun. Die meisten Patienten rufen uns bereits aus der Reha an, vereinbaren einen Ersttermin und kommen mit ihrer Verordnung zu uns. Der Therapeut erarbeitet mit dem Patienten seinen individuellen Trainingsplan, danach trainiert der Patient selbstständig zwei Mal pro Woche in unseren T-RENA-Gruppen. Die Trainingspläne werden immer wieder nach trainingswissenschaftlichen und therapeutischen Aspekten angepasst. Im Anschluss an jedes Training bestätigt jeder Teilnehmer seine Anwesenheit mit seiner Unterschrift auf dem Teilnahmeblatt der DRV. Nach Abschluss der T-RENA-Maßnahme wird beim letzten Termin das Dokumentationsblatt mit dem Patienten ausgefüllt. Alle Unterlagen werden unserer Verwaltung übergeben, welche die Abrechnungsunterlagen der DRV ausfüllt und abschickt.
TT-DIGI: Lohnt sich das Angebot wirtschaftlich gesehen?
Nadja Berentelg: Seit 1. Januar 2021 wird die Ersteinweisung T-RENA mit 49,99 EUR für 60 Minuten 1:1 mit dem Therapeuten vergütet und pro Behandlungseinheit im Gruppentraining, auch jeweils 60 Minuten, mit 8,51 EUR. Rechnet man mit der max. Auslastung von 12 Personen pro Gruppe, so liegt der Stundensatz bei maximaler Auslastung bei 102,12 EUR. Im Vergleich zur KGG, die ab dem 1. Dezember 2021 mit 45,34 EUR pro Einheit bezahlt wird – sprich bei 3 Patienten 136,02 EUR/Stunde –, ist das natürlich ein großer Unterschied. Insbesondere wenn man den Arbeitsaufwand von neun Personen zusätzlich betrachtet, die qualifiziert betreut werden sollen.
TT-DIGI: Welches Ziel verfolgen Sie mit T-RENA?
Nadja Berentelg: Wichtig ist uns, dass der Patient im Laufe der T-RENA Maßnahme seine Aktivitäten des täglichen Lebens, wie das Treppensteigen, Radfahren oder Tragen von Einkaufstaschen, wieder ohne große Schwierigkeiten ausführen kann oder Kompensationstechniken erlernt. Er soll aber auch den Stellenwert eines gesundheitsfördernden Verhaltens erkennen und langfristig etwas für sich uns seine Gesundheit tun.
TT-DIGI: Was empfehlen Sie denen, die sich für T-RENA interessieren?
Nadja Berentelg: Sehen Sie T-RENA nicht in erster Linie als weitere Möglichkeit über Rezepte Geld zu verdienen, sondern ebenfalls als Chance, die Patienten in der Erhaltungsphase zu selbstzahlenden zufriedenen Kunden zu machen. Während der T-RENA-Verordnung können Sie für die Patienten das Training zur Gewohnheit machen und sie langfristig zu einem gesunden Lebensstil führen.
TT-DIGI: Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Reinhild Karasek.
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