Therapie

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09.12.2022

Leitfaden zur Fachkräftesuche

Leitfaden zur Fachkräftesuche

Fachkräftekompass

Die Fachkräftelücke im Gesundheitswesen klafft besonders unter den Heilmittelerbringern. Unterstützt durch aktuelle Arbeitnehmerzahlen des IW Köln bietet ein Fachkräftekompass praxisorientierte Tipps für eine erfolgreiche Fachkräftegewinnung.

Über 15.000 qualifizierte Heilmittelerbringer fehlen in Deutschland. Innerhalb einer Dekade hat sich die Zahl der vakanten Stellen fast verdreifacht, während die Zahl der qualifizierten Arbeitssuchenden stark rückläufig ist. Diese alarmierende Erkenntnis geht aus der Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Consult) und von ETL ADVISION, einer deutschen Steuerberatungsgruppe für das Gesundheitswesen, hervor.

Notbremse für Physiotherapeuten

„Die Babyboomer-Generation geht in den nächsten Jahren in Rente, doch der Nachwuchs fehlt. Die Zunahme der Fachkräftelücke in den letzten Jahren ist erschreckend. Praxisinhaber brauchen jetzt ein neues Mindset, denn die Ansprüche an Arbeitgeber haben sich in den letzten Jahren stark verändert“, kommentiert Fachkräftekompass-Autorin Janine Peine, Steuerberaterin und Leitung von ETL ADVISION, die herausfordernde Lage der Branche.

Orientierung, Abhilfe und praxisorientierte Unterstützung soll nun der Leitfaden leisten. Mit aktuellen Berechnungen zur Fachkräftesituation setzt die Studie beim Status quo der Branche an und analysiert die unterschiedlichen Positionen von Arbeitgeber und Arbeitnehmer, um konkrete Empfehlungen für eine erfolgreiche Fachkräftegewinnung zu geben.

„Anhand erfolgreich umgesetzter Praxisbeispiele zeigt der Fachkräftekompass Heilmittel vielfältige Möglichkeiten auf, wie Einrichtungen ihr eigenes Arbeitgeberkonzept anpassen können, um die Bedürfnisse der Mitarbeiter in den Fokus zu rücken und so dem Mitarbeiterengpass zukunftsorientiert zu begegnen“, erklärt Christoph Soldanski, Mitautor des „Fachkräftekompass Heilmittel“ und ETL ADVISION Branchenleitung für für Heilmittel und Sonstige Leistungserbringer.

Heilmittelerbringer sind überdurchschnittlich hoch ausgebildet

Die Datenauswertung des Marktes für Heilmittelerbringer berücksichtigt die Fachbereiche Physio-, Ergo- und Sprachtherapie sowie Podologie, die wiederum jeweils in Qualifikationsniveaus aufsteigend von Fachkraft über Spezialist bis hin zu Experte unterteilt sind.

„Insgesamt 250.000 Heilmittelerbringer sind in Deutschland beschäftigt, unter denen mit 216.000 überdurchschnittlich viele Spezialisten zu finden sind. Was bleibt, ist eine riesige Fachkräftelücke“, ordnet Janine Peine die Ergebnisse der Analyse ein.

Fachkräftelücke entwickelt sich überdurchschnittlich stark

„Die Zunahme der Fachkräftelücke in den letzten Jahren ist erschreckend. Die Zahlen der qualifizierten Arbeitssuchenden sind rückläufig, doch die offenen Stellen werden immer mehr“, zieht Steuerberaterin Peine Bilanz. Zum Stichtag 31. Dezember 2021 kommen auf über 20.000 Stellenangebote nur knapp 5.000 qualifizierte Arbeitssuchende.

Dies entspricht einer Differenz von über 15.000 Fachkräften. Klaffte 2010 noch eine Fachkräftelücke von 1.406, so vergrößerte sich diese jährlich um 22 Prozent und beträgt aktuell 16.028. Christoph Soldanski zeigt sich besorgt über diese Entwicklung: „Bundesweit sind 16.000 Stellen ausgeschrieben, für die keine passend qualifizierten Arbeitssuchenden zur Verfügung stehen. 80 Prozent davon fehlen in den westdeutschen Bundesländern.“

Heilmittelerbringer vorwiegend jung und weiblich

„Jeder fünfte Beschäftigte ist zwischen 30 und 34. Ein Hoffnungsschimmer, denn der demografische Wandel wird sich vorerst noch nicht in der Heilmittelbranche bemerkbar machen. Wohl aber die Geschlechterverteilung und die damit korrelierende Teilzeitquote“, warnt Christoph Soldanski. Der Anteil der weiblichen Beschäftigten beträgt unter den Heilmittelerbringern über 80 Prozent. Zudem ist auch die Teilzeitquote höher als bei anderen Berufen. Mit 55,4 Prozent arbeiten Heilmittelbringer doppelt so häufig in Teilzeit wie Beschäftigte aller Berufe.

Neue Wege zur Fachkräftegewinnung

„Die neue Generation an Therapeuten ist technikaffin und kann über herkömmliche Stellenausschreibungen nicht erreicht werden. Vielmehr sollte auf Online-Anzeigen und Präsenz in sozialen Netzwerken gesetzt werden – Stichwort E-Recruiting“, betont Christoph Soldanski. Zudem müssten sich Praxisinhaber von konventionellen Arbeitsverhältnissen verabschieden und zu flexiblen Modellen wechseln, da die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie in der Gesamtlebensplanung für die neue Generation ausschlaggebend für ihre beruflichen Entscheidungen ist.

„Die Mund-zu-Mund-Propaganda ist nicht zu unterschätzen. Wenn sich Mitarbeiter wohlfühlen, strahlt dies auf die Interaktion mit Patienten, Ärzten, Kooperationspartnern und letztlich auf potenzielle Bewerber positiv aus“, erklärt Janine Peine. Die Innen- und Außenwahrnehmung seien somit gleichermaßen wichtig und bedingten einander. Ein Perspektivwechsel helfe, um Verbesserungsmaßnahmen im Sinne der Mitarbeiterzufriedenheit zu definieren.

Reinhild Karasek


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