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14.10.2022

Leistungsoptimierung dank stetiger Glukosemessung

Leistungsoptimierung dank stetiger Glukosemessung

Interview mit dem Gründer von Supersapiens

Die Technologie von Supersapiens ergänzt die Kontrolle von Training und Regeneration durch die kontinuierliche Erfassung des Glukosespiegels. Dadurch erhält der Sportler eine Art Leistungsbilanz und sieht auch, wie der Körper auf verschiedene Nährstoffe reagiert. Supersapiens wird im Leistungssport (z.B. Radsport und Triathlon) eingesetzt, ist aber auch für ambitionierte Freizeitsportler geeignet. Wir sprachen mit einem der Gründer, Phil Southerland, über sein Produkt.

TT-DIGI: Lieber Phil, Sie haben einen sehr persönlichen Ansatz zur Glukosemessung. Könnten Sie uns bitte kurz erzählen, wie Ihre Lebensgeschichte Sie zu einem Produktgründer gemacht hat?

Phil Southerland: Bei mir wurde im Alter von sieben Monaten Typ-1-Diabetes diagnostiziert, und die Ärzte sagten meiner Mutter, dass ich bis zum Alter von 25 Jahren entweder blind oder tot sein würde. Zum Glück hatte ich hartnäckige Eltern, die Wert auf Bewegung und Zugang zu Technologie und Medikamenten legten. Ich habe nicht nur diese Widrigkeiten überwunden, sondern bin auch Profi-Radfahrer geworden.

Im Rahmen einer Forschungsstudie mit Abbott beim Race Across America (RAAM) verwendete ich 2006 zum ersten Mal ein kontinuierliches Glukosemessgerät (CGM). Bereits im zweiten Jahr belegte mein siebenköpfiges Team, das ausschließlich aus Typ-1-Diabetikern bestand, den ersten Platz. Es folgte die Anmeldung eines Konzeptpatents im Jahr 2009. Der endgültige Durchbruch gelang 2018, als Chip Hawkins, der Gründer von Wahoo Fitness, der CGM-Daten über Bluetooth mit dem Wahoo ELEMNT BOLT verband. Durch die konsistente und genaue Überlagerung der Trainingsdaten mit den Blutzuckerdaten erlebte ich den Aha-Moment und Supersapiens war geboren.

Inwieweit bietet der Glukosewert Sportlern Möglichkeiten zur Leistungsüberwachung?

Zunächst suchen viele Nutzer uns auf, um ihre Leistungsernährung zu verbessern und zu verhindern, dass sie aufgrund einer zu geringen Glukoseverfügbarkeit in die Knie gehen oder gegen die Wand fahren. Oftmals finden die Anwender aber auch einen großen Nutzen in der Verwendung von Supersapiens außerhalb von Wettkämpfen und Trainingszeiten, um die Regeneration zu fördern, ihre Ernährung zu validieren und ihren Stoffwechsel zu steuern.

Welchen Standardbereich sollte man anstreben?

Der Abbott Libre Sense Glucose Sport Biosensor wurde speziell für die Verwendung bei Menschen ohne Diabetes entwickelt. Aus diesem Grund liegt der Messbereich nur zwischen 55mg/dL und 200mg/dL. In den Ruhezeiten (oder wenn Sie nicht trainieren) empfehlen wir, zwischen 70 und 140 mg/dl zu liegen. Den Standardbereich für den optimalen Kraftstoffbereich bezeichnen wir als Glukoseleistungszone (GPZ) und dieser liegt bei 110-180md/dL, aber das ist willkürlich. Da der Blutzuckerspiegel aber sehr individuell ist, sollte jeder Nutzer zunächst seinen GPZ-Wert für die optimale Energieversorgung ermitteln.

Warum sollten Ausreißer nach oben oder unten vermieden werden?

Wenn Ihr Blutzuckerspiegel über 140 ansteigt, ist Ihr Körper Spitzenwerten bei der Insulinausschüttung ausgesetzt. Dies kann Stoffwechselstörungen oder Störungen im Zusammenhang mit Entzündungen und hormonellen Ungleichgewichten verursachen. Im Laufe der Zeit kann dies auch dazu führen, dass der Körper die Glukose lieber als Fett speichert, anstatt sie zu verwerten. Umgekehrt ist es wichtig, den Blutzuckerspiegel über 70 zu halten, um die Erholung zu unterstützen. Die Wiederauffüllung der Muskel- und Skelettglykogenspeicher ist bei der Erholung von hochintensiven Trainingseinheiten unerlässlich.

Wie werden die Daten erfasst?

Der Abbott Libre Sense Glucose Sport Biosensor verfügt über eine 14-tägige Akkulaufzeit und ist über Bluetooth mit der Supersapiens App und dem Supersapiens Energy Band gekoppelt. Der Biosensor wird mit einem einfachen Einweggerät, dem sogenannten Applikator, auf der Rückseite des Oberarms angebracht. Jeder Sensor hat einen ultradünnen Faden direkt unter der Haut, wo er den Glukosespiegel in der Zwischenzellflüssigkeit (IF) misst. Bei der Anwendung des Biosensors wird ein kleiner (5 mm) Faden direkt unter die Haut eingeführt und mit einem kleinen Klebepad an Ort und Stelle gehalten. Die Daten werden im Minutentakt über eine Bluetooth-Verbindung übertragen.

Muss das Smartphone beim Sport immer dabei sein?

Die Benutzer müssen entweder ein Smartphone bei sich tragen oder das Supersapiens Energy Band verwenden. Ansonsten werden die Daten auf dem Biosensor gespeichert. Er kann bis zu 8 Stunden lang Daten speichern, die anschließend per NFC-Scan abgerufen werden können.

Welche Vorteile bietet die Überwachung des Blutzuckerspiegels während des Trainings?

Das Supersapiens-Ökosystem ermöglicht es Sportlern, ihre Energieversorgung zu optimieren, ihr Training zu maximieren und ihre Leistung zu steigern. Ohne Glukosetransparenz setzen Sportler ihre Leistungen aufs Spiel und interpretieren die anderen Daten, die sie sammeln, falsch. Was die Vorteile angeht, so besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Kontrolle des Blutzuckerspiegels und unserer allgemeinen Gesundheit, unserer Stimmung, unserer Energie und unserem Hungergefühl. Genauer gesagt unterstützt eine bessere Blutzuckerkontrolle die Effizienz des Stoffwechsels, reduziert Entzündungen und fördert eine optimale Erholung.

Gibt es bereits Schnittstellen zu Wearables oder Sportuhren? Sind weitere Kooperationen geplant?

Ja, Supersapiens lässt sich bereits mit ausgewählten Garmin-Uhren und Fahrradcomputern, Training Peaks, Nolio, Apple Health integrieren. Wir werden auch weiterhin neue Partner einbinden. In welchen Sportbereichen wird Supersapiens bereits eingesetzt? Supersapiens wird in Dutzenden von Sportarten eingesetzt, von UltraAusdauer bis hin zu Mannschaftssportarten. Athleten in der Formel 1, in der Premier League, im ProfiRadsport, im Triathlon, im Laufsport, im Schwimmen, im Tennis, im Golf, im American Football, im Basketball, usw. nutzen das Ökosystem.

Was sind Ihre nächsten Ziele?

Unser Schwerpunkt liegt auf der Akzeptanz bei den Athleten und darauf, Glukose zu einer Leistungsmessung zu machen, die so selbstverständlich ist wie die Herzfrequenz oder der Leistungsmesser. Es gibt ein enormes Potenzial für sportliche Leistungssteigerungen, wenn die Menschen diese Technologie in jedes Training und jeden Wettkampf integrieren.

Herzlichen Dank für das Interview.

Das Interview führte Philipp Hambloch.

Bild Phil Southerland: ©TeamNovoNordisk


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