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07.04.2025

Krafttraining nach Knietraumen und -operationen im Fitness-Studio

Krafttraining nach Knietraumen und -operationen im Fitness-Studio

Teil 1: Ziele, Vorüberlegungen und Voraussetzungen

Krafttraining nach Knietraumen und Knieoperationen wird mit zunehmender Tendenz seit den 70er Jahren in Deutschland in der Rehabilitation eingesetzt. Heutzutage ist Krafttraining selbstverständlicher Bestandteil der Rehabilitation, aber auch der Prävention nach Knietraumen und -operationen (Engelhardt, 2022; Seil et al., 2020).

Durch die zunehmende Alterung unserer Gesellschaft sowie die gewachsenen Ansprüche an die Alltags- und Sportfähigkeit nach Schädigungen und Verletzungen ist nach Abschluss einer stationären beziehungsweise ambulanten medizinischen und physiotherapeutischen Versorgung der Gang in ein Fitness-Studio vielfach zur Normalität geworden.

Behandlungsleitlinien & Verantwortung

In der medizinischen und physiotherapeutischen Versorgung nach Knietraumen und -operationen existieren seit vielen Jahren Behandlungsleitlinien und Vorgaben der Evidenzbasierten Medizin (EBM). Im Bereich der Bewegungs- und Trainingswissenschaft existieren jedoch erst seit wenigen Jahren vergleich - bare Konzeptionen; sie werden als ,Evidence Based Practice‘ (EBP) bezeichnet und befassen sich mit evidenzbasierten Trainingsmaßnahmen (Amonette et al., 2016; Freiwald & Gokeler, 2020).

Für die Studiobetreiber sind diese Entwicklungen einerseits interessant und lukrativ, andererseits ist mit einem posttraumatischen Trainingsangebot eine hohe Verantwortung verbunden und erfordern einschlägige fachliche Kompetenzen. Abzuklären sind rechtliche und versicherungsrechtliche Aspekte, sowohl für Studioinhaber als auch Trainer (u.a. Berufshaftpflichtversicherung).

Ziele des Krafttrainings nach Knietraumen im Fitness-Studio

Krafttraining nach Knietraumen und -operationen dient u.a. folgenden Zwecken:

❯❯❯Wiederherstellung bzw. Verbesserung der allgemeinen Fitness

❯❯❯Optimierung bzw. Verbesserung spezifischer alltags- und sportbezogener Fähigkeiten die durch die Schädigung bzw. Operation eingeschränkt sind.

Krafttraining nach Knietraumen zielt auf die Optimierung der Gesundheit ab, jedoch insbesondere auf die Verbesserung der Alltagsfunktionen. Da Knietraumen im Sport des Öfteren vorkommen, hat das Krafttraining für viele Sportler die Funktion wieder in die jeweilige Sportart zurückzukehren.

Vorüberlegungen

Für das Krafttraining mit vorgeschädigten Personen muss sich das Personal im Bereich des Rehabilitationstrainings auskennen, ansonsten besteht die Gefahr, dass durch ein nicht qualifiziertes Training Schäden entstehen bzw. verschlimmert werden.

Voraussetzungen im Fitness-Studio

Das mit dem Krafttraining befasste Personal im Fitness-Studio muss Kenntnisse von unterschiedlichen Knietraumen, der operativen Versorgung und den physio- und sporttherapeutischen Nachbehandlungen haben, daher bieten sich Kooperationen mit ärztlichen Praxen sowie mit Physiotherapeuten an. Neben den personellen Voraussetzungen sollten auch die apparativen und räumlichen Voraussetzungen für ein Krafttraining nach Knietraumen gegeben sein. Krafttraining nach Knietraumen – auf das sich dieser Beitrag im Besonderen bezieht – findet in erster Linie im Kraftraum statt.

Wichtig ist es jedoch, auch Übungen ohne Krafttrainingsgeräten und mit Kleingeräten oder mit dem eigenen Körpergewicht durchführen zu können. Dies kann z.B. im Gymnastikraum geschehen. Übungen zur Optimierung z.B. der Beinachsenstabilität, Sprünge, Antritte bzw. abbremsende Bewegungen können dort optimal absolviert werden.

Planung und Durchführung des Krafttrainings nach Knietraumen im Fitness-Studio

Die Planung und Durchführung des Krafttrainings nach Knieverletzungen und -operationen werden von vielfältigen Faktoren beeinflusst, die dem Trainerteam bekannt sein müssen.

Die bedeutsamsten Faktoren sind:

❯❯❯Art, Lokalisation, Schwere und Versorgung der primären Verletzung und Schädigung

  • Anfordern des Arztberichts
  • Anfordern des Operationsberichts
  • Anfordern des Nachbehandlungsplans

❯❯❯Art, Lokalisation und Schwere der Begleitverletzungen

  • Meniskusschäden oder -verletzungen; Knorpelschäden oder -verletzungen; Kapsel- Bandverletzungen; knöcherne Verletzungen oder -schädigungen

❯❯❯Art, Lokalisation und Schwere vorbestehender bzw. ausgeheilter Verletzungen und Schädigungen; Fehlstellungen n Fragebogen ausfüllen

  • Ggf. Anfordern weiterer Unterlagen (Arzt; Physiotherapeut)
❯❯❯Art und Schwere der beruflichen und sportlichen Tätigkeit bzw. Aktivität
  • Nachfragen zur Art der beruflichen Tätigkeit (Bürotätigkeiten; handwerkliche Tätigkeiten; spezielle Belastungen)
  • Nachfragen zur sportlichen Tätigkeit (Sportarten; Leistungsniveau; Trainings- und Wettkampfbelastungen)
Die Planung des Krafttrainings nach Knietraumen beinhaltet dieselben Schritte wie die Planung eines sportlich-leistungsentwickelnden Trainings. Es ist durch einen systematischen und planmäßigen Prozess gekennzeichnet. Alle Trainingseinheiten (Inhalte) müssen im Vorfeld schriftlich geplant, die Durchführung dokumentiert und anschließend ausgewertet (evaluiert) werden.
 

Training oder medizinische Trainingstherapie?

Während die Trainer im Fitness-Studio davon ausgehen können, dass die Kunden weitestgehend gesund und belastbar sind ist das bei Kunden nach Knietraumen und -schädigungen nicht der Fall. Hilfreich ist an dieser Stelle die medizinische Trainingstherapie, die Methoden und Verfahren aus dem sportlichen Trainingsbereich auf den gesundheitlich eingeschränkten Kunden überträgt und sich deutlich von einem typischen Sport- oder Fitnessprogramm unterscheidet. Für diese Zwecke eignen sich speziell zertifizierte Geräte, mit denen sowohl der Bewegungsumfang (ROM) vorgegeben beziehungsweise limitiert werden kann und die eine besonders feine Gewichtsabstufung ermöglichen.
 
Im nächsten Teil der Serie werde ich auf näher auf Belastungsnormative für am Kniegelenk geschädigte Teilnehmer eingehen.
 
Jürgen Freiwald
Prof. Dr. Jürgen Freiwald M.A. em. ist seit vielen Jahren an der Bergischen Universität Wuppertal im Arbeitsbereich Bewegungs- und Trainingswissenschaft tätig.
 

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