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Zur Eventübersicht19.12.2024
Jeden Tag etwas besser werden

Interview mit Athletiktrainer Arne Greskowiak
EM-Bronze 2022, WM-Gold 2023 und Platz 4 bei Olympia 2024: Die deutsche Basketballnationalmannschaft hat sich eindrucksvoll in der Weltspitze etabliert. Am Erfolg beteiligt war auch Athletiktrainer Arne Greskowiak. Der Kölner betreut auch den DEB, die Kölner Haie und ist als Personal Trainer aktiv. Vor kurzem hat er sein Buch „Bessermacher“ veröffentlicht, das dem Leser die Essenz seines Wissens und seiner Erfahrungen als Basis des Erfolgs vermitteln soll.
Lieber Arne, wie war Olympia 2024 in Paris für Dich?
Arne Greskowiak: Als großer Sportfan verfolge ich viele verschiedene Disziplinen und nicht nur Basketball oder Eishockey. Olympia schaue ich seit meiner Kindheit und aus der Distanz war es für mich immer das Größte, was ein Sportler erreichen und erleben kann. Nach Tokio waren es für mich die zweiten olympischen Spiele. Paris hat einen brutal guten Job gemacht als Gastgeber, auch die Erfahrungen im olympischen Dort mit den Stars aus so unterschiedlichen Bereichen waren großartig. Für mich war Paris 2024 das Highlight meiner bisherigen Karriere.
Platz 4 der Basketballer wurde teilweise als Enttäuschung wahrgenommen. Wie siehst Du das?
Es ist der pure Wahnsinn, dass Platz 4 bei Olympia enttäuschend sein kann. Das zeigt, auf welches Level sich der deutsche Basketball in den vorigen Jahren entwickelt hat. Bei der WM 2019 sind wir noch in der Vorrunde ausgeschieden. Gegen Frankreich und Serbien hat jeweils auch ein Quäntchen Glück gefehlt. Die Spieler können sehr stolz auf ihre Leistungen sein.
Was gab Dir den Anstoß, ein Buch zu schreiben?
Als wir 2023 in Manila mit den Basketballern den WM-Titel geholt haben, war das ein absoluter Höhepunkt und für mich persönlich die dritte Medaille in recht kurzer Zeit, die Bestätigung für die harte Arbeit in den Jahren zuvor und eine Initialzündung. Ich wollte mein Wissen und meine Erfahrungen durch den Austausch mit den Sportlern festhalten. Ohne Co-Autor Alexander Haubrichs hätte ich das nie geschafft. Dass ich ein Buch geschrieben habe, zeigt auch, dass alles möglich ist.
Welches Ziel verfolgst Du mit dem Buch?
In unserer schnelllebigen Zeit bekommen wir über Social Media viele Informationen, darunter auch so mancher Unsinn. Ich möchte anhand meiner Erfahrungen einen Leitfaden geben, was sich bewährt hat. Mein Buch bietet einen Blick hinter die Kulissen, aber auch Inspiration für Leser, die fitter, gesünder und zufriedener werden wollen.
Verfügen Spitzensportler über besondere Eigenschaften?
Athleten wie Dennis Schröder oder Leon Draisaitl sind zum einen ganz normale Menschen mit Stärken und Schwächen. Sie haben es aber geschafft, ihre Stärken bis aufs Maximale zu stärken. Talent gehört dazu, reicht aber nicht aus. Ich muss meine Fähigkeiten jeden Tag abrufen und mich stets verbessern wollen.
Jeden Tag etwas besser werden: Ist das auch manchmal Druck für Dich?
Das ist mein Ziel, auch wenn es natürlich nicht immer klappt. Ich sehe die Entwicklung aber wie eine Pflanze: entweder sie wächst oder sie stirbt. Ruhephasen gehören auch mal dazu, aber ich strebe stets nach Höherem bzw. Neuem.
Warum fällt es so vielen Menschen schwer, regelmäßig zu trainieren und auf gute Ernährung zu achten?
Wenn ich Schokolade esse, sorgt der Zucker für einen schnellen Kick. Die Belohnung ist direkt da. Bei gesunder Ernährung dauert es etwas und man muss dranbleiben, um eine Routine zu entwickeln. Viele Menschen setzen sich auch zu große Ziele. Wir überschätzen, was wir in einer Woche schaffen können und unterschätzen, was in einem Monat möglich ist.
Bist Du eher Personal- oder Athletik-Trainer?
Beides. Ich mag sowohl die Arbeit mit Spitzensportlern als auch das Personal Training mit Menschen, die in ihrem Bereich Top-Performer sind und sich Zeit für Einheiten mit mir nehmen. Durch den Austausch entwickele ich mich persönlich auch ständig weiter.
Wie legst Du als Athletiktrainer Ziele fest?
Egal ob im Personal Trainer oder mit Leistungssportlern – zunächst wird der Mensch gescannt und wir erstellen im Rahmen der Anamnese eine Aufstellung der fünf motorischen Fähigkeiten. So ergibt sich ein Profil mit Stärken und Schwächen. Durch unsere Arbeit verbessern wir dann die Athletik in bestimmten Bereichen, je nach Ziel bzw. Anforderung der jeweiligen Sportart.
Welche Aufgaben hat ein Athletiktrainer während eines Spiels?
Ich kümmere mich beispielsweise um angeschlagene Spieler und deren Aufwärmprogramm. Als Teil des Teams bin ich auch zuständig für die Verpflegung und Versorgung der Spieler. Für Bundestrainer Gordon Herbert war eine aktive Bank zur emotionalen Unterstützung sehr wichtig. Diesem Auftrag bin ich gern nachgekommen.
Welche Eigenschaft ist als Personal Trainer am wichtigsten?
Als Personal Trainer sollte ich mich und meine Fähigkeiten gut kennen. Was ist meine Superkraft und warum kommen die Kunden zu mir? Das muss ich dann als USP verkaufen. Aber auch die Basics zählen. Mir war es von Anfang an wichtig, gut vor - bereitet und pünktlich zu sein. Ich sehe mich als Accountable Partner, der seine Energie gern auf andere überträgt. Jeder Trainer ist da sicherlich etwas anders.
Was ist Dein nächstes großes Ziel?
Durch meine Arbeit kann ich immer nur einen Teil der Erfolgsfaktoren beeinflussen. In meinen Fall dauerte es lange, bis der große Erfolg kam. Erfolg ist für mich eine bestätigende Momentaufnahme und schnell wieder vorbei. Es gibt immer neue Herausforderungen und neue Menschen. Meister mit den Kölner Haien zu werden, wäre eine feine Sache (lächelt).
Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!
Das Interview führte Philipp Hambloch.
Bildnachweise: Christian Hedel, BastiSevastos
Das Buch
"Bessermacher: Von Spitzensportlern lernen“ ist im Juni 2024 im Herder Verlag erschienen und hat es unter die SPIEGEL Bestseller geschafft.
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