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21.08.2023

„In der neuen Kombination ergeben sich großartige Möglichkeiten“

Interview mit dem Vorstand der PHYSIOMED ELEKTROMEDIZIN AG

Anfang Juli gaben zunächst die PHYSIOMED ELEKTROMEDIZIN AG und die proxomed Medizintechnik GmbH ihre Fusion zur PHYSIOMED ELEKTROMEDIZIN AG bekannt. Spätestens durch die Übernahme des zuvor zahlungsunfähigen Traditionsunternehmens ERGOFIT entstand einen Monat später ein gewichtiger Player in der Gesundheitsbranche. Wir sprachen mit dem Vorstand der PHYSIOMED ELEKTROMEDIZIN AG, Marcus Melching (Vorstandsvorsitzender, links) und Salim Abu-Abed über den ereignisreichen Sommer und die nächsten Pläne.

TT-DIGI: Sehr geehrter Herr Melching und Herr Abu-Abed, Glückwunsch zur neuen PHYSIOMED ELEKTROMEDIZIN AG. Warum gab es eine Fusion von proxomed und PHYSIOMED und keine Übernahme?

Melching: Dazu bestand keinerlei Anlass, da beide Unternehmen jeweils sehr erfolgreich und gesund am Markt tätig waren. Beide Unternehmen decken den Bereich der Rehabilitation ab, jedoch mit unterschiedlichen Schwerpunkten. PHYSIOMED hat die Expertise in der ersten Phase der Wiederherstellung, während proxomed sich auf die fortlaufende Rehabilitation spezialisiert hat. Diese Komplementarität ergänzt sich optimal und ermöglicht es uns, ein umfassendes Lösungsangebot für den gesamten Rehabilitationsprozess anzubieten.

Welche Vorteile ergeben sich in der neuen Konstellation?

Melching: Ein wichtiger Vorteil der Fusion ist die Übernahme aller Länderzulassungen beider Firmen. Dadurch erlangen wir eine erhöhte Internationalität und sind in der Lage, unsere Produkte in einem breiteren Markt anzubieten. Dies eröffnet gerade für unsere Händler neue Absatzmöglichkeiten und erhöht jeweils deren nationales Angebotsspektrum.

Die Fusion stellt zudem sicher, dass beide Unternehmen auf dem Weg zur MDR-Zertifizierung aller Produkte gemeinsame Ressourcen und Fachkenntnisse nutzen können. So können wir den Herausforderungen der neuen Medizinprodukteverordnung gerecht werden und die erforderlichen Anpassungen und Zertifizierungen erfolgreich mit ausreichenden Personalkapazitäten umsetzen.

Welche Wachstumsmöglichkeiten sehen Sie durch die Übernahme der zuvor insolventen ERGOFIT GmbH?

Melching: Wir kennen den Markt und schätzen das Traditionsunternehmen ERGOFIT seit vielen Jahren. Es produziert hochqualitative Geräte und verfügt neben sehr gut motivierten Mitarbeitern über eine mehr als 70jährige Erfahrung und Expertise. Das Unternehmen ist für uns ein hervorragender Partner, da es unser Leistungsangebot ergänzt und wir somit erhebliche Synergien erzielen können.

Die über den Asset Deal sichergestellte Integration der ehemaligen ERGOFIT als 100%ige Tochtergesellschaft der PHYSIOMED ELEKTROMEDIZIN AG ist ein klares Zeichen für das Engagement beider Unternehmen, die führende Position in der Branche zu stärken und mit den Marken proxomed, ERGOFIT und PHYSIOMED den wachsenden Anforderungen des Marktes gerecht zu werden.

Wie viele Arbeitsplätze bei ERGOFIT bleiben erhalten?

Abu-Abed: Die ERGOFIT GmbH befand sich zuvor in einer Phase der Zahlungsunfähigkeit und hatte ein Eigenverwaltungsverfahren eingeleitet. Insgesamt konnten im Zuge der Übernahme rund 80 der ehemals ca. 100 Arbeitsplätze am Standort Pirmasens gesichert werden, worauf wir sehr stolz sind. Das gilt besonders, weil wir die komplette Ausbildungsabteilung weiterführen konnten und so den jungen Menschen eine Perspektive geben.

„Made in Germany“ ist ein Qualitätsmerkmal, das aber eine zunehmende Herausforderung ist. Bleibt die Produktion in Deutschland?

Melching: Natürlich steht der Industriestandort Deutschland, weltweit weiterhin einer der stärksten Industriestandorte, vor enormen technologischen und politischen Herausforderungen. Trotzdem setzen wir auf die Produktion in Deutschland, um mit hochqualifizierten Beschäftigten und effizienten Wertschöpfungsketten die industrielle Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu stärken. Fusion und Übernahme sorgen für eine optimale Auslastung der Produktion und Verbesserung der Herstellkosten. Aus diesem Grund haben wir mit dem Vermieter der Immobilie in Pirmasens, dem ehemaligen Inhaber Herrn Resch, einen langfristigen Mietvertrag abgeschlossen.

Wird Krakowski-Rosen GF bleiben oder wird diese Position neu besetzt?

Abu-Abed: Herr Prof. Dr. Holger Krakowski-Roosen steht uns in verschiedenen Bereichen, über einen Beratervertrag zur Seite, um insbesondere die Innovationsfähigkeit zu sichern.

Bleiben die Marken proxomed, PHYSIOMED und ERGOFIT im neuen Unternehmen erhalten?

Melching: Never change a winning team – Was langjährig bereits gut und erfolgreich im Markt etabliert ist, wie die drei traditionsreichen Marken PHYSIOMED, proxomed und ERGOFIT, werden wir künftig nicht ändern. Im Gegenteil: Durch vereinte Ressourcen und Kompetenzen können wir nun unser Portfolio im Sinne unserer Kunden und Partner stärken und erweitern. Mit einer nachhaltigen Überschreitung der im Medizinmarkt nötigen kritischen Größe gewährleisten wir eine Zukunftssicherheit für das Unternehmen mit allen drei Marken.

Was ändert sich für die Kunden? Werden weiterhin alle Kunden beliefert?

Melching: Es versteht sich von selbst, dass wir natürlich in der neuen Dreier-Kombination alle Kunden bedienen und bestehende Aufträge ausliefern. Konkret gehen mit der Verschmelzung von proxomed und PHYSIOMED alle Rechte und Pflichten aus den bestehenden Rechtsverhältnissen im Rahmen der Gesamtrechtsnachfolge unmittelbar auf die PHYSIOMED ELEKTROMEDIZIN AG über, genauso wie alle bestehenden Verträge (z. B. Leasing-, Mietkauf- und Rahmenverträge, Bestellungen, Eintritte in Bestellungen). Im Rahmen des Asset Deals mit der Firma ERGOFIT werden wir ebenfalls die Fortführung der Geschäftsbeziehung mit langjährigen und erfolgreichen Partnern fortsetzen.

Für unsere Kunden sind wir durch den Zusammenschluss als bewährter Partner noch besser aufgestellt: Wir bieten ihnen weiterhin eine kompetente Beratung, ein breites Spektrum an hochwertigen Medizinprodukten, innovativen Technologien und einzigartigen Therapielösungen.

Bleiben weiterhin Produkte anderer Cardiogerätehersteller im Sortiment?

Melching: Natürlich wird die PHYSIOMED ELEKTROMEDIZIN AG als Gesamt- und Lösungsanbieter weiterhin auf die Kompetenz weiterer Cardiohersteller zurückgreifen, um alle Marktbereiche abzudecken.

Wie schätzen Sie die Marktposition der PHYSIOMED ELEKTROMEDIZIN AG ein?

Abu-Abed: Hervorragend, denn die PHYSIOMED ELEKTROMEDIZIN AG befindet sich nach Konsolidierung der Produktlinien auf stetigem Wachstumskurs. Der Name PHYSIOMED steht für herausragende Qualität der Produkte, innovative technische Lösungen, hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis sowie vollkommen neue therapeutische Ansätze.

In Deutschland hat die PHYSIOMED ELEKTROMEDIZIN AG eine sehr starke Position und exportiert ihre Produkte in derzeit über 75 Länder weltweit.

Was sind die nächsten Ziele des neuen Unternehmens?

Melching: Zunächst werden wir Synergiepotentiale in Verkauf und Produktion nutzen und diese bis Ende 2025 umsetzen, insbesondere Auslastung der Produktion und Verbesserung der Herstellkosten. Personalkompetenzen zur Steigerung der regulatorischen, vertrieblichen und entwicklungsseitigen Umsetzungsstärke werden zusammengeführt. Unser Ziel ist es, die PHYSIOMED mit den umgesetzten Maßnahmen zu einem der führenden Medizintechnikunternehmen sowohl am Standort Deutschland als auch weltweit zu entwickeln.

Soll das neue Markenkonstrukt langfristig in Hand der Gesellschafter bleiben oder wird mit dem arrondierten Produktportfolio ein Gesamtverkauf angestrebt?

Abu-Abed: Zum jetzigen Zeitpunkt sind wir froh, zwei innovative und vorausschauende Hauptgesellschafter zu haben, die unseren Wachstumskurs und unsere Bestrebungen, unsere Marktposition auszubauen, aktiv mittragen und finanzieren. In der neuen Kombination der Beteiligungsverhältnisse ergeben sich großartige Möglichkeiten. Dies ist in der aktuellen Konstellation die beste Lösung für unsere Mitarbeiter, Kunden und Partner.

Danke für das Interview und viel Erfolg!

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