Digitalisierung

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04.05.2023

Freund oder Feind?

Freund oder Feind?

KI in der Therapie

Der Therapiezentren-Inhaber und Physiotherapeut Alexander Srokovskyi ist davon überzeugt, dass Künstliche Intelligenz einen festen Platz in der Physiotherapie der Zukunft haben wird. Wir sprachen mit Ihm über die Möglichkeiten und Aussichten.

TT-DIGI: Welche Chancen bietet KI?

Alexander Srokovsky: Künstliche Intelligenz kann uns in der Physiotherapie helfen, routinemäßige Aufgaben zu automatisieren. Das spart Zeit und Energie. Therapeuten können sich so auf komplexere Aspekte der Behandlung konzentrieren. Ein Chatbot wie beispielsweise ChatGPT kann unabhängig von den Praxiszeiten Rückfragen zu Terminverschiebung oder Leistungsangebot beantworten.

Welche weiteren Einsatzfelder sind möglich?

KI hat insbesondere das Potenzial, bei der Diagnostik und Behandlungsplanung zu unterstützen, indem sie umfangreiche Daten analysiert und Muster erkennt, die einem Einzelnen unter Umständen auch mal entgangen wären. Dies kann zu schnelleren, genaueren Diagnosen und individuelleren Behandlungsplänen führen. Ein weiterer Vorteil ist, dass Therapeuten und Trainer bessere Entscheidungen treffen können, indem sie auf eine umfangreiche Palette von Informationen zugreifen. Dieses Zusammenspiel hilft effizienter und effektiver zu arbeiten und die Therapieergebnisse zu optimieren.

Profitieren auch die Patienten?

Die neue Technik spielt gleichzeitig eine wichtige Rolle im Management von Patienten bzw. Kunden: Um eine starke Bindung aufzubauen, sind KIgestützte Systeme, die die Terminplanung, das Feedback und die Befundverarbeitung berücksichtigen und die internen Prozesse optimieren, wertvoll. Patienten wird so eine umfassende Betreuung und Qualität geboten, die zeit- und kosteneffizient ist. Eine gesteigerte Compliance der Patienten trägt dazu bei, dass auch die Therapeuten motiviert bleiben.

Wie setzen Sie dieses Thema in der Praxis um?

Mit iPlena (iplena.ai) haben wir eine eigene App entwickelt, die es Patienten ermöglicht, ihre Therapie zeitund ortsunabhängig zu unterstützen, während die Therapeuten wiederum von einer KI supported werden: Unsere Patienten können z.B. beim Heimtraining ihre Haltung jederzeit selbst analysieren und ihr Training automatisch daran anpassen. Der Zugang zum Therapeuten steht Ihnen zusätzlich zur Verfügung. Mittlerweile wird unsere KI international in Kliniken zur Rehabilitation, als White Label Solution von BGM-Anbietern sowie zur Kundenbindung und Qualitätssicherung im Gesundheits- und Fitnessbereich eingesetzt.

Mensch oder Maschine: Wo stehen wir aktuell?

Eine KI wird den Therapeuten in nächster Zeit nicht ersetzen, da Menschen nach wie vor Emotionen, Verständnis und Feingefühl benötigen, um langfristig motiviert zu bleiben. Das ist derzeit auch eine der größten Herausforderungen für KI-Systeme. Es ist aber unbestreitbar, dass Therapeuten, die KI-Systeme in ihre Arbeit integrieren, langfristig einen Wettbewerbsvorteil haben, besonders in Zeiten des Fachkräftemangels. Insgesamt sollten Therapeuten KI als ein hilfreiches Werkzeug verstehen, dass ihre Arbeit unterstützen kann, aber kein Ersatz ist für menschliche Interaktion und Empathie ist.

Wohin geht die Reise in naher Zukunft?

Ein gesunder Mittelweg zwischen Technologie und menschlichem Faktor ist wichtig für eine erfolgreiche und effektive Behandlung. Die Physiotherapie wird durch KI viele Veränderungen erleben. Es ist schwer zu sagen, wo die Reise genau hingeht. Hauptsächlich wird die KI Physiotherapie effizienter und personalisierter machen. Eines ist aber sicher: KI hat uns in den letzten Jahren überrannt und wird erst einmal einen kleinen Dämpfer durch mehr Regulationen erfahren − was ich persönlich begrüße, da es aktuell noch an Unterscheidungshilfen bezüglich Qualität und Sicherheit fehlt.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Sabine Mack

Bild: ©Shuttersrtock.com_1304586343


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