Therapie

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24.03.2022

Distanzen überbrücken und Fachkräfte entlasten

Distanzen überbrücken und Fachkräfte entlasten

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Tele-Reha-Nachsorge

Die Freude beim jungen Unternehmen Caspar Health war groß: Caspar Health ist mit dem Angebot der multimodalen Tele-Reha-Nachsorge von der Deutschen Rentenversicherung (DRV) ab 2022 in die Regelversorgung aufgenommen worden. Für viele Patienten ist damit erst eine zeit- und ortsunabhängige Nachsorge möglich.

Die digitale Nachsorge erreicht nun auch Patienten, die bisher kein Faceto-Face-Angebot nach der Rehabilitation wahrnehmen konnten, ist aber gleichzeitig qualifiziert und wirksam – erwiesenermaßen. Das bestätigt die DRV nun mit der Aufnahme in die Regelversorgung. Denn das Ziel ist es, Patienten mit einer qualifizierten Nachsorge weiter zu betreuen und für Übungen zu motivieren, damit die erreichten Ziele der Reha erhalten bleiben.

Maximilian Michels, CEO von Caspar Health, sagt: „Erst die langfristige Sicherung von Rehabilitationsmaßnahmen stellt sicher, dass Rehabilitanden, die Gesellschaft und eben auch die Kostenträger den größtmöglichen Nutzen erhalten.“ Der Gründer weiß, wovon er spricht: Er war lange Jahre Geschäftsführer einer RehaKlinik. TT-DIGI sprach mit ihm.

TT-DIGI: Sehr geehrter Herr Michels, Gratulation. Ein Riesenschritt für die Tele-Reha-Nachsorge im Allgemeinen. Welche entscheidenden Punkte haben dazu geführt?

Maximilian Michels: Vielen Dank, tatsächlich ist bei uns die Freude groß über diese Entscheidung! Wir haben auch hart dafür gearbeitet. Schließlich hat die DRV als Kostenträger unser Angebot für die Kliniken entsprechend geprüft, in einer Studie die Wirksamkeit unter Beteiligung von 35 ambulanten Reha-Zentren und sämtlicher 16 Deutschen Rentenversicherungen im Vergleich mit klassischer Präsenz-Nachsorge nachweisen lassen, sie hat das bewertet – und dann den Weg dafür frei gemacht.

TT-DIGI: Werden die Programme für das Üben zu Hause vom Therapeuten individuell zusammengestellt?

Maximilian Michels: Das ist ein ganz zentraler Punkt: Unsere Angebote sind immer darauf ausgelegt, an die Arbeit der Therapeuten anzuknüpfen, sie zu entlasten und ihre Arbeit zu unterstützen. Therapeuten führen die Patienten in die Arbeit mit Caspar ein und stellen aus modularen Trainingsplänen einen jeweils genau auf die Bedürfnisse zugeschnittenen Plan zusammen. Dazu können sie die große Bibliothek nutzen. Auch in der Nachsorgephase bleibt die Fachkraft stets an der Seite der Patienten. Durch Rückmeldungen lassen sich die Pläne anpassen und in Video- oder Telefongesprächen wichtige Fragen klären. Im Abschlussgespräch kann dann die Zielerreichung abgeklärt werden.

TT-DIGI: Wer und wie wird die Übungsausführung kontrolliert?

Maximilian Michels: Zunächst ist es uns wie gesagt wichtig zu betonen, dass die Rehabilitanden nie unvorbereitet mit Übungen konfrontiert werden. Therapeuten führen in die App-Nutzung ein und die Rehabilitanden haben stets einen konkreten Ansprechpartner. Während und nach jeder Übungseinheit können sie Feedback, Fragen zur Ausführung oder Hinweise auf Schmerzen einsenden oder via Chat übermitteln. Eine medizinische Fachkraft begleitet die Patienten während der Tele-RehaNachsorge.

TT-DIGI: Das erste Mal präsentierten Sie Caspar Health auf der TheraPro 2017. Damals war die Skepsis groß.

Maximilian Michels: Die Skepsis hat uns geholfen. Es lohnt sich, Bedenken anzuhören, die Sorgen zu verstehen und darauf einzugehen. Medizinische Fachkräfte beispielsweise haben häufig die Sorge geäußert, dass die Digitalisierung ihren Job gefährden könnte. Caspar soll nicht ersetzend wirken, sondern unterstützend und ergänzend. Ziel ist es, die Arbeit der Fachkräfte nachhaltiger zu machen und Patienten in die Lage zu versetzen, das Erlernte eigenständig, mit der App, weiterführen zu können.

TT-DIGI: Wie konnten Sie die Vorbehalte im Markt ausräumen?

Maximilian Michels: Oft genug lassen sich häufig gehörte Vorbehalte schnell ausräumen. Was im Markt selbstverständlich Akzeptanz schafft, ist die reine Faktenlage in der Nachsorge. Das ist einfach sinnvoll! TeleNachsorge ist ein Eisbrecher für eine stärkere Zuwendung zur Digitalisierung in der Branche insgesamt. Einen Vorbehalt können wir allerdings bis heute nicht ausräumen: Man muss das in jedem Fall ernsthaft wollen, sonst bringt Tele-Reha nicht die möglichen Ergebnisse.

TT-DIGI: Trägt die digitale Patientenversorgung in Ihren Augen zur Kompetenzsteigerung der Therapeuten bei?

Maximilian Michels: Unbedingt – und das auf zwei Wegen. Zum einen kann digitale Tele-Rehabilitation selbst die Kompetenzen der Therapeuten sinnvoll erweitern. Fortschritte in der Medizintechnik werden vielfach längere stationäre Aufenthalte entbehrlich machen – und dann spielen digital unterstützte Therapien gerade dort eine größere Rolle, wo die Wege zur Therapie weit sind. Also ist diese Kompetenzerweiterung der Therapeuten eine Investition in die Zukunft. In der Ausbildung spielt die Tele-Reha schon zunehmend eine Rolle, das sind erfreuliche Entwicklungen. Außerdem eröffnet die Digitalisierung auch die Chance, dass sich der Berufsstand noch stärker in Richtung Nachhaltigkeit orientiert.

TT-DIGI: Welchen Stellenwert hat die Tele-Versorgung in Zeiten des Fachkräftemangels?

Maximilian Michels: Wir sollten Tele-Versorgung meiner Meinung nach nicht als Ersatzlösung ansehen; das wird dem Wert guter Tele-Versorgung nicht gerecht. Richtig ist, dass sie heute schon helfen kann, Distanzen zu überbrücken und Fachkräfte von Aufgaben zu entlasten, die sie nicht zwingend face to face erledigen müssen. Gerade für die qualifizierte Tele-Versorgung werden Fachkräfte benötigt werden. Insgesamt ergeben sich somit gute Perspektiven für gut ausgebildete Fachkräfte, denen unsere Branche dann gute Arbeitsbedingungen bieten muss.

TT-DIGI: Sie haben sich auf digitale Rehabilitationslösungen spezialisiert. Welche Ideen folgen?

Maximilian Michels: Wie wir auf die Aufnahme der Tele-Reha-Nachsorge in die Regelversorgung durch die DRV mit einem Wachstumsprogramm für unsere Partnereinrichtungen reagieren, welche strukturellen Verbesserungen wir dafür vornehmen werden, darüber wollen wir in Leipzig auf der therapie-Messe sprechen.

TT-DIGI: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Reinhild Karasek.


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