Digitalisierung
05.09.2024
Digitale Lösungen warten auf ihre Umsetzung
Gegenwart und Zukunft der Digitalisierung in der Physiotherapie
Die Digitalisierung schreitet in allen Bereichen des Gesundheitswesens mit großen Schritten voran – auch in der Physiotherapie. Während einige Praxen bereits auf digitale Lösungen setzen, stehen viele noch am Anfang dieser Entwicklung. Doch spätestens mit der verpflichtenden Anbindung an die Telematikinfrastruktur (TI) bis Januar 2026 wird die Digitalisierung für alle Physiotherapiepraxen in Deutschland Realität. Welche Chancen und Herausforderungen bringt dieser Wandel mit sich? Ein Blick auf den aktuellen Stand und die Zukunftsperspektiven.
TI als Basis für digitale Anwendungen
Das Fundament für die Digitalisierung im Gesundheitswesen bildet die TI. Dieses sichere Netzwerk ermöglicht den Austausch von Informationen zwischen allen Akteuren - von Ärzten über Krankenhäuser bis hin zu Physiotherapeuten. Ziel ist es, durch digitale Anwendungen wie die elektronische Patienten akte (ePA) und das E-Rezept Prozesse zu vereinfachen und die Versorgungsqualität zu verbessern. Für Physiotherapiepraxen bedeutet der Anschluss an die TI zunächst Investitionen in die technische Ausstattung. Doch langfristig überwiegen die Vorteile: Weniger Bürokratie, effizientere Abläufe und eine bessere Kommunikation mit anderen Leistungserbringern. Zudem werden die Kosten für die Anbindung durch Förderpauschalen unterstützt.
Digitale Tools erleichtern Praxisalltag
Neben der TI-Anbindung bietet die Digitalisierung weitere Möglichkeiten, den Praxisalltag zu optimieren. Praxissoftware mit integrierten Terminplanern, digitaler Patientenverwaltung und Abrechnungsfunktionen spart Zeit und reduziert Fehlerquellen. Auch in der Therapie selbst kommen zunehmend digitale Hilfsmittel zum Einsatz - von Wearables zur Bewegungsanalyse bis hin zu Virtual-Reality-Anwendungen für das Training.
Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Vernetzung der verschiedenen Systeme. Durch standardisierte Schnittstellen können Daten zwischen Praxissoftware, TI-Anwendungen und Medizinprodukten ausgetauscht werden. So lassen sich beispielsweise Therapiepläne nahtlos in die ePA integrieren und für alle Beteiligten zugänglich machen.
Teletherapie ergänzt Behandlungsspektrum
Die Corona-Pandemie hat die Bedeutung von Teletherapie-Angeboten deutlich gemacht. Per Videosprechstunde können Patienten auch dann betreut werden, wenn ein persönlicher Kontakt nicht möglich ist. Doch auch unabhängig von Krisensituationen bietet die Teletherapie Vorteile: Sie ermöglicht eine flexible und ortsunabhängige Behandlung und kann so die Versorgung in ländlichen Regionen verbessern. Entscheidend für den Erfolg ist dabei eine hohe Behandlungsqualität. Durch Leitlinien und Zertifizierungen muss sichergestellt werden, dass TeletherapieAngebote den gleichen Standards entsprechen wie die Behandlung vor Ort. Zudem gilt es, Datenschutz und Datensicherheit zu gewährleisten – eine Herausforderung, bei der die TI mit ihren strengen Vorgaben unterstützt.
Künstliche Intelligenz unterstützt Therapie
Einen Blick in die Zukunft erlaubt die Entwicklung von Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz (KI). Algorithmen können beispielsweise anhand von Bewegungsdaten Fehlhaltungen erkennen und individuelle Trainingsempfehlungen geben. In der Befundung und Therapieplanung können KI-Systeme Physiotherapeuten entlasten, indem sie Muster in komplexen Datensätzen erkennen und Vorschläge unterbreiten. Doch KI wird den Therapeuten nicht ersetzen. Vielmehr geht es um eine sinnvolle Kombination aus menschlicher Expertise und maschineller Analytik. Physiotherapeuten müssen lernen, die Möglichkeiten der KI zu nutzen, ohne sich blind auf die Technik zu verlassen. Dazu braucht es Wissen über die Grundlagen und Grenzen der Systeme sowie ethische Richtlinien für ihren Einsatz.
Digitale Kompetenzen als Schlüssel zum Erfolg
Die Digitalisierung verändert das Berufsbild des Physiotherapeuten nachhaltig. Neben fachlichem Know-how werden zunehmend digitale Kompetenzen gefragt sein. In der Ausbildung müssen angehende Therapeuten lernen, mit digitalen Anwendungen umzugehen und ihre Möglichkeiten einzuschätzen. Für erfahrene Physiotherapeuten gilt es, sich kontinuierlich fortzubilden und offen für neue Technologien zu sein. Dabei darf der Mensch nicht aus dem Blick geraten. Trotz aller Effizienzgewinne durch die Digitalisierung bleibt die persönliche Betreuung der Patienten das Herzstück der Physiotherapie. Empathie, Einfühlungsvermögen und individuelle Ansprache lassen sich nicht durch Algorithmen ersetzen. Es gilt, die Vorteile der Digitalisierung zu nutzen, ohne die Stärken des Berufes zu vernachlässigen. Abschließend möchte ich noch einen Blick auf die Technologien werfen, die bereits im Einsatz sind.
Apps und Software-Lösungen
Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA), auch „Apps auf Rezept“ genannt, unterstützen Patienten bei der Behandlung von Erkrankungen oder dem Ausgleich von Beeinträchtigungen. Beispiele sind die Apps „Kaia Rückenschmerzen“ und „ViVira“ zur Schmerzreduktion bei Rückenbeschwerden. Solche Apps ermöglichen eine flexible Betreuung und individuelle Übungsprogramme für Patienten.
Teletherapie und Tele-Rehabilitation
Durch Videoanrufe können Patienten Behandlungen und Beratungen erhalten, ohne persönlich anwesend sein zu müssen. Dies verbessert den Zugang zu Therapien, gerade für Menschen in entlegenen Gebieten. Auch wenn Teletherapie die persönliche Behandlung nicht vollständig ersetzen kann, ist sie eine sinnvolle Ergänzung.
Wearables und Sensoren
Fitness-Tracker, smarte Kleidung und andere tragbare Geräte liefern präzise Daten über Bewegungsmuster, Herzfrequenz und weitere Parameter. Diese Informationen helfen Therapeuten, Behandlungspläne anzupassen und Fortschritte zu überwachen.
Künstliche Intelligenz
KI-gestützte Systeme können anhand von Bewegungsdaten Fehlhaltungen erkennen und individuelle Trainingsempfehlungen geben. In der Befundung und Therapie - planung können sie Physiotherapeuten entlasten.
Gestalten Sie die digitale Zukunft der Physiotherapie aktiv mit
Die Digitalisierung in der Physiotherapie ist keine Zukunftsmusik mehr, sondern konkrete Realität. Mit der Anbindung an die Telematikinfrastruktur bis 2026 und dem Trend zu digitalen Behandlungsmethoden stehen die Praxen vor einem tiefgreifenden Wandel. Wer die Chancen der Digitalisierung nutzt und gleichzeitig die menschliche Komponente der Therapie bewahrt, wird die Zukunft des Berufes mitgestalten. Dafür braucht es Investitionen, Weiterbildung und eine offene Haltung gegenüber neuen Technologien. Der Weg in die digitale Zukunft der Physiotherapie hat gerade erst begonnen - packen wir es an!
Sanjay Sauldie
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