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Die Chancen im 2. Gesundheitsmarkt in Deutschland.
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Gesundheit boomt weltweit: Weltweit hat sich ein Gesundheitsboom etabliert, der anscheinend auch in den nächsten Jahren ein nachhaltiges Wachstum verspricht.
Auf dieses Wachstum hatte Roland Berger in seinen Studien zum deutschen Gesundheitsmarkt bereits frühzeitig hingewiesen. Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen in diesem Segment anbieten, können aktuell meist ordentliche Wachstumszahlen vorweisen. Doch was kann dieser Boom für den 2. Gesundheitsmarkt in Deutschland bedeuten?
Die Roland Berger Studien zum Deutschen Gesundheitsmarkt (die erste Studie erschien 2003) prognostizierten in diesem Segment bis zum Jahr 2020 ein jährliches Wachstum von 5 bis 7 %. Dieser Trend scheint ungebrochen zu sein. Weltweit ist zu beobachten, dass Produkte und Dienstleistungen, die auf die Gesunderhaltung der Konsumenten abzielen, immer erfolgreicher global vermarktet werden können. Weltweit ist, laut einem Artikel von Julia Gescher (Mai 2019), seit 2010 ein jährlich zweistelliges Wachstum in der Gesundheits- und Fitnessbranche zu verzeichnen.
Die Gründe und Folgen des Wachstums
Das Gesundheitsbewusstsein der Menschen ist in den letzten Jahren insbesondere auch durch die starke Präsenz von gesundheitsorientierten Themen in allen Medien stark gestiegen. Spätestens seit dem in Deutschland renommierte B2C-Medien, wie beispielsweise der FOCUS oder GEO Wissen Gesundheit oder die Apotheken-Rundschau Gesundheitsthemen mit (Sonder-)Publikationen angegangen sind, wenden sich Menschen verstärkt einer gesundheitsorientierten Lebensweise zu.
In diesen Publikationen wird hin und wieder auch darauf hingewiesen, dass u.a. (betreutes Kraft-) Training gesundheitsfördernd ist. Das hat in der Folge die Angebote des 2. Gesundheitsmarktes in der Öffentlichkeit immer positiver erscheinen lassen. Dazu kommen die unzähligen Online-Veröffentlichungen, die gesundheitsorientiertes Training in allen Facetten beschreiben.
Alleine im Zeitraum zwischen 2014 und 2018 stieg die Anzahl der Mitglieder in Fitness-Studios laut den DSSV-Eckdaten von 9,08 Mio. auf 11,09 Mio. in Deutschland an. Die Studie „Fitness in Deutschland“, durchgeführt von TNS EMNID im Auftrag der Brancheninstitutionen DIFG e.V., FIBO/Reed Deutschland, DFAV e.V., BVGSD e.V. und INLINE, belegt sogar, dass die Anzahl der regelmäßig Fitness-Trainierenden sogar bei ca. 15 Mio. Deutschen liegt, wenn man die Trainierenden in Therapie- Einrichtungen, Vereinen, Volkshochschulen, etc. mitzählt.
Die stetig steigende Anzahl der Trainierenden hat jedoch nur eine begrenzte Aussagekraft, wenn man an eine gesundheitsorientierte Dienstleistung denkt. Insbesondere, wenn man berücksichtigt, dass ca. 50 % aller vom DSSV gezählten Mitglieder in Discountstudios trainieren, die eine weitgehend unbetreute Trainingsdienstleistung erbringen. Aus diesem Grund ist es viel interessanter, sich einige Gedanken darüber zu machen, warum immer mehr Menschen (gesundheitsorientiert) trainieren möchten.
Das könnte die folgenden Ursachen haben, die wir uns etwas genauer anschauen müssen:
- Krankheiten, die durch einen ungesunden Lebensstil hervorgerufen werden, wie etwa Diabetes, Rückenbeschwerden, Adipositas, Herz-Kreislauf- Beschwerden, nehmen weltweit stetig zu.
- Den Menschen wird immer bewusster, dass die Krankenkassen auf Dauer nicht mehr in der Lage sind, alle Kosten im Krankheitsfall zu ersetzen.
- Medien vermitteln zunehmend Wissen über Ursachen von Krankheiten.
Die vier Hauptkrankheitsbilder
Die Anzahl der Diabetes-Erkrankungen in Deutschland steigt jährlich. Laut der Website der Deutschen Diabetes Hilfe (www.diabetesde.org) gibt es aktuell mehr als 6 Millionen Menschen mit Diabetes in Deutschland. Dies ist eine Steigerung um 38 Prozent seit 1998. Altersbereinigt beträgt die Steigerung immer noch 24 Prozent.
Laut der Internetseite der Statista GmbH sind Erkrankungen des Rückens für rund ein Viertel aller Arbeitsunfähigkeitstage verantwortlich. Im März 2018 schreibt die Berliner Morgenpost „Drei Viertel aller Berufstätigen in Deutschland leiden unter Rückenschmerzen“ und bezieht sich mit dieser Aussage auf Ergebnisse, die dem Gesundheitsreport der Krankenkasse DAK entnommen wurden.
Das statistische Bundesamt gibt am 02.04.2019, zwei Tage vor Eröffnung der FIBO, bekannt, dass mehr als die Hälfte aller Erwachsenen in Deutschland 2017 übergewichtig waren. Der Anteil der adipösen Menschen betrug demnach 2017 rund 16 Prozent. 2005 galten 14 Prozent als adipös. Das Robert Koch Institut gibt auf Basis der durchgeführten Studie DEGS1, Erhebung 2008–2011 im Jahre 2014 bekannt, dass zwei Drittel der Männer (67 %) und die Hälfte der Frauen (53 %) in Deutschland übergewichtig sind. Ein Viertel der Erwachsenen (23 % der Männer und 24 % der Frauen) ist stark übergewichtig (adipös).
Das Robert Koch Institut berichtet ebenfalls auf Basis dieser Studie (DEGS1, Erhebung 2008–2011), dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen die führende Todesursache in Deutschland sind und insgesamt etwa 40 Prozent aller Sterbefälle verursachen. Diese Risikofaktoren können durch gesundheitsbewusstes Verhalten und medikamentöse Therapien beeinflusst werden und eröffnen laut dem Robert-Koch-Institut ein großes Präventionspotential für Herz- Kreislauf-Erkrankungen.
Über 40 Mio. Menschen, das heißt, ca. 50% aller Deutschen leiden an einem dieser vier Krankheitsbilder. Zu diesen Krankheitsbildern können Physiotherapiepraxen und qualitätsorientierte bzw. gesundheitsorientierte Studios, die über entsprechend qualifiziertes Personal verfügen, Präventionsangebote unterbreiten bzw. Trainingsangebote anbieten, die auf diese Zielgruppen zugeschnitten sind.
Die Zielgruppen erreichen
Diese Zielgruppen können aus meiner Sicht nur erreicht werden, wenn man sich entsprechend positioniert und sich durch eine kontinuierliche Qualität einen entsprechenden Ruf in seinem Marktumfeld aufbaut.
Dass Menschen bereit sind, für ein betreutes Training in einer Physiotherapieeinrichtung bzw. einem gesundheitsorientierten Qualitäts- Studio deutlich mehr zu bezahlen als im klassischen Fitness-Studio, machen uns die Mikro-Studio-Konzepte eindrucksvoll vor. Hier sind die Trainierenden durchaus bereit, Monatsbeiträge von 100 € und mehr zu bezahlen. Die Bereitschaft, betreute Angebote in Mikro-Studios in Anspruch zu nehmen steigt stetig. Die Entwicklung der Anzahl dieser Studios stieg laut den Eckdaten des DSSV e.V. von 1.151 Studios im Jahr 2011 auf 1.876 auf im Jahr 2016 und auf 2.516 Studios im Jahre 2018. Laut den Eckdaten des DSSV trainieren mittlerweile 620.000 Menschen in diesen Studios.
Immer mehr Menschen sind also bereit, für ein gut betreutes Training mehr Geld auszugeben, als sie das bislang getan haben. Das bedeutet jedoch nicht, dass dies nur mit Mikro-Studio-Formaten möglich ist. Vielmehr denke ich, dass Menschen für eine gut betreute und gesundheitsorientierte Dienstleistung auch in einer Physiotherapieeinrichtung oder einem gesundheitsorientierten Fitness-Studio bereit sind, mehr Geld zu bezahlen.
Mit BGF & BGM vom Gesundheitsboom profitieren
Es gibt aber weitere Ansatzpunkte, um vom anhaltenden Gesundheitsboom zu profitieren. Denken wir an dieser Stelle einmal an Angebote, die in Zusammenarbeit mit Firmen erbracht werden können (BGFund BGM-Konzepte).
Der medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen und der GKV Spitzenverband berichtet in seinem Präventionsbericht für das Jahr 2018 u.a. über die Entwicklung der betrieblichen Gesundheitsförderung. Seit 2005 stieg die Anzahl der Betriebe, die sich hier engagieren von 3.405 auf 17.672 Betriebe an (Anstieg: 519 % in 12 Jahren). Insgesamt werden 1,854 Mio. Arbeitnehmer von diesen Angeboten erreicht!
Der Aufwärtstrend hat, wenn man sich den Kurvenverlauf dieser Entwicklung anschaut, noch nicht den Peak erreicht und es kann mit weiterem Wachstum in den nächsten Jahren gerechnet werden. Interessant ist dabei, dass 52 % der Betriebe angaben, dass die für die Mitarbeiter erbrachten Leistungen von gewerblichen Anbietern erbracht wurden, das heißt, auch von Fitness-Studios bzw. den Therapieeinrichtungen mit Selbstzahlerbereich! Dass von den teilnehmenden Betrieben eine entsprechende Kompetenz des Fitness-Studios bzw. der Therapieeinrichtung verlangt bzw. vorausgesetzt wird, mit dem zusammengearbeitet werden soll, erwähne ich hier nur der Vollständigkeit halber.
Krankenkassen – ein Partner im 2. Gesundheitsmarkt?
Dazu geben mittlerweile einige Krankenkassen an, dass sie mit Fitness-Studios zusammenarbeiten. Eine oberflächliche Suche auf der Website www.krankenkassen. de machte 21 Krankenkassen ausfindig (Stand 02.01.2020), die in der Beschreibung ihrer Leistungen für die Versicherten u.a. angaben, Zuschüsse zu Mitgliedsbeiträgen zu geben oder mit Fitness- Studios zu kooperieren. Beispielsweise gibt die Barmer Ersatzkasse auf dieser Website an, dass sie im Jahr bis zu 100 € Prämie für eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio bezahlt! Man kann es sich gut vorstellen, dass diese 21 Krankenkassen auch bereit sind, mit Physiotherapieeinrichtungen in gleicher Weise zu kooperieren, wenn man diese anspricht.
Ihre Marke im Gesundheitsmarkt
Physiotherapieeinrichtungen mit Selbstzahlerbereich sowie die qualitätsorientierten Fitness-Studios sind bei diesem Boom jedoch nicht alleine! Auch Firmen außerhalb unserer Branche haben den Gesundheits-Markt entdeckt und können Produkte, beispielsweise mit Hilfe von Apple, breitgestreut weltweit anbieten. Welchen „Bumms“ es hat, ein Produkt in Kooperation mit Apple zu vermarkten, kann sich wohl jeder vorstellen, der weiß, dass weltweit in den Jahren 2015 – 2018 jährlich ca. 218 Mio. iPhones verkauft wurden und in Deutschland im Jahre 2018 33,03% der Smart- Phone-Nutzer das iPhone nutzen (Quelle: www.opwoco.de/mobilestatistiken- 2018)!
Aktuell erreichte uns eine Pressemitteilung, in der über ein kleines Krafttrainingsgerät für ca. 129 $ berichtet wird. In dieser Pressemitteilung wird folgendes mitgeteilt: „Beim Training mit der begleitenden Trainings-App kann der Nutzer aus über hundert personalisierten Übungen auswählen und diese in jeweils fünfminütigen Krafttrainingseinheiten an beliebigen Orten durchführen. Der Trainingsfortschritt kann zudem bequem am iPhone verfolgt werden.“ Das Unternehmen bezeichnet sich darüber hinaus als „Pionier in Sachen Gesundheits- und Fitnessprodukten“. Ganz egal, ob dieses Trainingsgerät gut oder schlecht ist, Fakt ist, dass der Anbieter über den Multiplikator Apple einen deutlich leichteren Marktzugang hat, als jeder Studiobesitzer in Deutschland. Die Marke Apple und die Anzahl der User stechen!
Umso wichtiger für Sie, dass Sie sich als Gesundheitsdienstleister in Ihrem Umfeld positionieren und mit Ihren Leistungen zum unverwechselbaren Anbieter mit Ihrer Marke werden. Das ist eine große Herausforderung, die Geduld, Investitionen und Beharrlichkeit verlangen! Aber Sie können das schaffen, wenn Sie sich entsprechend positionieren.
Anamnese: Der Einstieg in den Gesundheitsmarkt
Mein ehemaliger Verleger-Kollege hat die Bedeutung der Anamnese frühzeitig als Dienstleistung erkannt, die in einem gesundheitsorientierten Fitness-Studio, das eine große Betreuungsqualität hat, oder in einer Physiotherapieeinrichtung erbracht werden sollte. Aus diesem Grund hat er 2018 auf der FIBO auf 800m² den Anamnese-Parcours ins Leben gerufen. In diesem Parcours wurden erstmalig die verschiedenen Möglichkeiten, die die moderne Anamnese bietet, geballt und technisch auf dem neuesten Stand, vorgestellt. In der Folge wurde im Jahre 2019 das Buch: Anamnese & Check-ups verlegt, das sehr gut nachgefragt war. Mit dem Parcours, einer mehrteiligen Artikelserie sowie dem Anamnese- Buch wurde den interessierten Club-Inhabern und Therapeuten Möglichkeiten aufgezeigt, welche Dienstleistungen sie in diesem Bereich anbieten können.
Die Anamnese bietet, wenn qualifiziertes Personal die Ergebnisse richtig deuten kann, die Möglichkeit, gesundheitsorientiertes Training gezielt anzubieten und in der Folge, mit regelmäßigen Checks, den Erfolg des Trainings zu dokumentieren und dem Trainierenden damit den Wert seines Trainings vor Augen halten zu können.
Der Mensch ist von Natur aus neugierig und möchte möglichst viel über sich selbst wissen. Wenn das nicht so wäre, dann würden aktuell nicht 6,38 Mio. Menschen in Deutschland „Wearables“ nutzen (Quelle: www.statista. com), um Daten von sich zu erheben und diese auszuwerten bzw. auswerten zu lassen.
Beste Voraussetzungen also, Anamnese-Dienstleistungen anzubieten, wenn man entsprechend positioniert ist.
Krankenkassen & Konsumverhalten
Um 315 % sind die Ausgaben der privaten Haushalte / Organisationen für Prävention (einschließlich Fitness/Wellness) in Deutschland zwischen 1995 - 2011 (von 424 Mio. € auf 1.336 Mio. €) gestiegen (Quelle: Statistisches Bundesamt).
Die verschiedenen Gesundheits- & Pflegereformen in Kombination mit dem Anstieg des Renteneintrittsalters auf aktuell 67 Jahre, sind u.a. ein Ergebnis jahrzehntelanger Misswirtschaft der öffentlichen Kassen in Deutschland. Die Überschüsse aus den Rentenkassen wurden nicht treuhänderisch für die Versicherten, wie beispielsweise in Norwegen, in einem unabhängigen Staatsfond für die Bürger angelegt. In Deutschland wurden die Erträge zweckentfremdet abgeschöpft. Aus diesem Grund muss der Bund jährlich einen Zuschuss aus Steuereinnahmen an die Rentenkassen überweisen. Das heißt, dass wir als Bürger neben unseren Beitragszahlungen zur Rentenversicherung erneut zur Kasse gebeten werden, um die Rentenzahlungen zu garantieren.
Abseits dieses kleinen Exkurses, ist es in den vergangenen Jahren fast jedem Bürger klar geworden, dass die Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen zukünftig immer mehr eingeschränkt werden (müssen). Aus diesem Grund, aber auch, um im Alter gesundheitlich möglichst fit und aktiv leben zu können, ist die Bereitschaft der Menschen, immer mehr in Ihre Gesundheit zu investieren, in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Das zeigt sich auch daran, dass das Durchschnittalter der Trainierenden deutlich gestiegen ist. Laut den Eckdaten des DSSV liegt das Durchschnittsalter der Mitglieder bei über 40 Jahren. In einigen inhabergeführten Studios mit entsprechender Betreuung bereits bei über 50 Jahren. Der größte Wunsch vieler älterer Menschen, die noch voll im Leben stehen, ist es, möglichst sehr alt zu werden und dabei gesund und fit zu bleiben.
Fazit: Der 2. Gesundheitsmarkt ist der Markt der Zukunft
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der 2. Gesundheitsmarkt, den die gesundheitsorientierten Qualitäts-Fitness-Studios und die Therapie-Einrichtungen mit Selbstzahlerbereich optimal besetzen können, langfristiges Wachstumspotenzial birgt. Sich in diesem Bereich zu positionieren ist anstrengend, aber langfristig ein Garant dafür, dass man sich nicht dem „Geiz ist Geil“-Gedanken stellen muss, sondern ordentliche Umsätze mit vernünftigen Gewinnspannen erzielen kann.
Ich bin mir sicher, dass dieser neue Gesundheitsmarkt, der von den gesundheitsorientierten Qualitäts- Fitness-Studios und den innovativen Betreibern von Therapie- Einrichtungen mit Selbstzahlerbereich getrieben wird, den Markt der Zukunft bildet.
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