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Zur Eventübersicht20.10.2025
Automatische Emotionserkennung durch KI
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Interview mit dem Startup 8AI
Mit KI verbinden wir meistens große US-Firmen wie Apple, Google oder Meta. Auch in Deutschland gibt es ehrgeizige Unternehmen mit spannenden Ideen. 8AI aus Düsseldorf entwickelt eine KI, die Emotionen erkennt und will damit digitale Kommunikation konsequent empathischer machen. Wir sprachen mit dem Gründerpaar Pascal Borucki (CEO) und Melanie Borucki (COO und FeelGood) über die Idee und den Einsatz der KI.
Lieber Pascal, KI ist seit einiger Zeit ein großer Hype. Wie definierst Du KI?
Pascal: Unser Ziel ist eine „gesunde“ KI. Für mich bedeutet künstliche Intelligenz in vielen Fällen eine Ableitung der realen Welt, die dynamisch ist und von der Außenwelt beeinflusst wird. Es sollte keine Gruppenbenachteiligungen geben. Und ich wünsche ich mir gewisse Grundpfeiler als Basis dafür, dass die KI etwas Gutes schafft – daran arbeiten wir. Durch fortlaufende Datenerhebung entwickelt sich eine KI weiter und wird in unserem Fall sozusagen kontinuierlich menschlicher.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, eine Emotions-KI zu entwickeln?
Pascal: Ich beschäftige mich seit 20Jahren mit KI und habe bereits an mehreren Projekten gearbeitet. Als Nutzer eines Musik-Streaming-Dienstes habe ich mich gefragt, ob es möglich wäre, die Musik automatisch auf meine aktuelle Stimmung abzustimmen. Die Idee war grundsätzlich geboren und wurde dann etwas angepasst. Wir entwickeln heute eine KI, die mithilfe von Smartphone-Sensoren erkennen kann, in welcher Stimmung sich Nutzer gerade befinden. Auf Basis dieser Datenableitungen können Apps dann empathisch auf die Stimmung ihrer Nutzer reagieren und ihnen die richtigen Informationen zur richtigen Zeit liefern. Wir arbeiten menschenzentriert und wollen den Menschen besser verstehen – vom Individuum und dessen Bedürfnissen ausgehend. Unserer Anwendung liegt ein theoretisches Modell mit verschiedenen Stimmungslagen zugrunde. Je mehr Daten erfasst werden, desto besser wird es funktionieren.
Gibt es eine wissenschaftliche Grundlage für das Modell?
Pascal: Wir wissen aus der Neurowissenschaft, dass jeder Entscheidung ein Gefühl zugrunde liegt. Emotionen sind daher ein Schlüssel für Total Experience. Für unsere Anwendung verbinden wir Psychologie und Informatik. Unser Modell basiert psychologisch auf mehreren Theorien, dem Rad der Emotionen von Robert Plutchik sowie zu Wohlbefinden und Energielevel. Zunächst hat die KI gelernt, zwischen gut und schlecht zu unterscheiden. Im Anschluss kommen weitere Basisemotionen dazu. Die Lösung soll Muster erkennen, um die reale Welt greifbarer zu machen.
Warum brauchen KI-gestützte Ansätze eine gewisse Anlaufphase?
Pascal: Diese Anlaufphase kann in der KI auch als Training bezeichnet werden. So gesehen wird das Modell durch kontinuierliche und solide Daten immer besser – genau wie beim Sport oder allgemein beim Lernen.
Kannst Du mir konkrete Anwendungsbeispiele nennen?
Pascal: Tatsächlich kann jede App von unserer Technologie profitieren. Die Echtzeiterkennung im Hintergrund kann Apps emotional intelligent reagieren lassen, natürlich im Einklang mit dem Nutzer. Also im Grunde die dynamische Anpassung einer App an meine Stimmung. So wie wir auf unser Gegenüber, können dann auch digitale Anwendungen auf Nutzer eingehen. Eine Lern-App empfiehlt eine Pause, wenn die Aufmerksamkeit abnimmt. Die Mediations-App lädt unterdessen zu einer Erholung ein. Nutzer erhalten im richtigen Moment stimmige Inhalte.
Welche Einsatzmöglichkeiten seht ihr im Bereich Gesundheit?
Melanie: Naheliegend ist die Unterstützung von Mental Health Apps, die zum Beispiel eingesetzt werden, um die Zeit zwischen zwei persönlichen Trainings- oder Therapieterminen zu überbrücken. Im Bereich physischer Gesundheit ist unser Ansatz auch für die Mitgliederbetreuung vielversprechend: Wann sind motivierende Benachrichtigungen sinnvoll? Wollen potenzielle Neumitglieder einen Vertrag abschließen? Dank präziser Ansprache wird die Aufmerksamkeit der Nutzer geschont. Gleichzeitig wird die Kommunikation der Anbieter mit ihren Nutzern erfolgsversprechender – einfach, weil sie sich besser, im Sinne von natürlicher, anfühlt. Dadurch kann ich mich darauf verlassen, dass ich gute Angebote erhalte, die ich durchaus gerne sehen möchte – jedoch nur dann, wenn ich entscheidungsfähig also emotional dazu bereit bin.
Wo steht 8AI derzeit und wann soll das Produkt marktreif sein?
Melanie: Dem zufolge, was wir wahrnehmen, haben wir einen Entwicklungsvorsprung. Wir sind derzeit ein Team aus acht Mitarbeitern und möchten wachsen. Daher suchen wir weitere Investoren und potenzielle Kunden. Unsere KI befindet sich derzeit als Beta-Version in der Test- und Trainingsphase. Das Endprodukt soll in einigen Monaten fertig sein.
Wie wird 8AI integriert?
Pascal: Unser Produkt ist nach abgeschlossener Entwicklung schlüsselfertig und kann als Bauteil in andere Apps integriert werden. Wir stellen unser Modell als Software Development Kit (SDK) bereit. Über eine Schnittstelle leitet das SDK die relevanten Informationen an das Innere der App weiter.
Gibt es Grenzen für die Nutzung von Emotionsdaten?
Melanie: Für alle hiesigen KI-Anwendungen gelten die EU-KI-Verordnung und die Umsetzung in nationales Recht. Emotionserkennung wird dabei explizit reguliert. Unternehmen sind verpflichtet, das Risiko eingesetzter Systeme beispielsweise bezogen auf Grundrechte, Gesundheit, Sicherheit und Diskriminierung systematisch abzuschätzen. Für uns steht ohnehin der Mensch im Mittelpunkt, sodass wir Privacy-first-by-Design von Anfang an mitdenken.
Verbindet Ihr mit eurer Idee auch Werte?
Melanie: Wir ticken wirklich menschenzentriert. So wie uns im Team gesunde Zusammenarbeit wichtig ist, ist es uns ein Anliegen, dass mit 8AI digitale Kommunikation freundlicher, respektvoller, empathischer und letztlich menschlicher wird. Wir bringen mit 8AI unser natürliches Vertrauen ins Digitale.
Wie beurteilt ihr den Standort Deutschland für KI-Startups?
Pascal: In Deutschland gibt es exzellente Ausbildungsmöglichkeiten, starke Forschung und engagierte Initiativen. Wichtig ist, dass Politik und Regulierung klare, innovationsfreundliche Rahmenbedingungen schaffen, damit KI-Startups hier wachsen und skalieren können.
Vielen Dank für die spannenden Einblicke!
Das Interview führte Philipp Hambloch.
Hier geht es zur Testversion von 8AI: Sensorium Interested Parties for Testing
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