Ernährung & Gesundheit

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24.11.2022

Außer Balance?

Außer Balance?

Warum der Säure-Basen-Haushalt für die Gesundheit wichtig ist

Gewebe und Zellen müssen basisch sein, um optimal funktionieren zu können. Unglücklicherweise ernähren wir uns überwiegend säurespendend und -produzierend. Zusätzlich bildet unser Körper, zum Beispiel durch den Stoffwechsel, weitere Säuren. Ein Balanceakt! Nicht verwunderlich, dass die Bedeutung des Säure-Basen-Haushalts für das Gesundwerden und -bleiben regelmäßig in aller Munde ist.

Die pH-Skala reicht von 1 bis 14, mit 7 als neutralem Wert. Alles, was unter 7 liegt, ist sauer, alles darüber basisch. Unsere Gewebe und Organe haben unterschiedliche pH-Werte beziehungsweise pH-Schwankungsbreiten.

Werden Bindegewebe und Organzellen des Organismus chronisch übersäuert, stört oder blockiert das lebensnotwendige Funktionen und eine Vielzahl säurebedingter Krankheitsbilder entstehen, u.a. rheumatische oder nervlich-psychische Störungen, allergische Reaktionen, Osteoporose, Diabetes Typ II bis hin zu Krebs. Letztlich kann die Übersäuerung fast alle Erkrankungen verursachen oder verstärken.

Die fundamentale Rolle der Ernährung im Säure-BasenHaushalt

Im Alltag und bei entsprechender gesundheitlicher Konstitution reicht im Normalfall eine ausgewogene Mischkost aus sauren und basischen Lebensmitteln aus, um den Säure-Basen-Haushalt im Gleichgewicht zu halten. Eine typische Quelle von Basen sind alle Lebensmittel, die der Definition der Lebendigkeit entsprechen.

Anders verhält es sich, wenn wir unserem Körper vor allem denaturierte Nahrungsmittel zuführen. Prinzipiell kann man sagen, dass alles Denaturierte im Ergebnis sauer bilanziert. Trotzdem ist es schwierig, Lebensmittel allein nach Tabellen zu beurteilen und auszuwählen, welche den Basen- oder Säurereichtum betrachten. Entscheidend ist, wie das jeweilige Lebensmittel im Stoffwechsel des Körpers bilanziert.

Eine streng basenreiche Kost ist beispielsweise nur dann sinnvoll, wenn es aufgrund erschöpfter Basendepots therapeutisch angezeigt ist, Basen zuzuführen. Bei voller Funktionstüchtigkeit der Ausleitungsorgane wie Niere, Haut und Lunge führt die Zufuhr von sauer-bilanzierenden Lebensmitteln gleichzeitig zu einer erhöhten Säureausleitung. Das bedeutet: Wenn ein Patient nur aufgrund des Säure-Basen-Haushalts meint, sich streng vegan ernähren zu müssen, er aber über eine gute Säureableitung verfügt, kann er mit dieser Ernährungsform getrost aufhören.

Der physiologische Hintergrund

Die Lebensmittel gelangen nach dem Kauen in den Magen, wo die Belegzellen Magensäure bilden, welche vor allem für den initialen Verdauungsvorgang wichtig ist. Dabei entstehen in gleichem Maß Basen auf der körperzugewandten Seite. Der Magen ist also das Hauptorgan zur körpereigenen Produktion von Basen. Sie gelangen ins Blut und werden auf ihrem Weg zunächst von der Leber weiterverarbeitet.

Die Leber fungiert als entscheidendes Organ zur Aufrechterhaltung des pH-Werts des arteriellen Bluts in seinen engen Grenzen.

Die verbleibenden Basen werden der Bauchspeicheldrüse zugeführt, um den Pankreassaft so basisch zu gestalten, wie es zur Enzymspaltung notwendig ist. Stehen dort nicht genügend Basen zur Verfügung, ist die Darmschleimhaut gezwungen, durch die aktive Bildung von Basen den pH-Wert im Darmlumen auszugleichen. Hierzu können entsprechende Baustoffe speziell den Knochen entnommen werden – eine der Hauptursachen für Osteoporose.

Auch die Niere benötigt Basen, um die sauren Valenzen zur Ausscheidung zu bringen, wodurch ebenfalls ein Basenverlust entsteht. Bei starkem Säureüberschuss ist der Körper in der Lage, die Säuren im Bindegewebe, speziell an Sehnen, Bändern und Muskeln einzulagern, was zu Verhärtungstendenzen führt. In Körperhöhlen, wie dem Gallengang oder dem Nierenbecken abgegeben, bilden sich Kristalle aus den Säuren und Salzen, die sich zum Beispiel als Nierensteine, Gallensteine oder Gallengrieß bemerkbar machen.

Warum gerät der Säure-BasenHaushalt aus der Balance?

Im Kern können wir, neben einem permanenten Überhang aus denaturierten, toten Nahrungsmitteln statt Lebensmitteln, vier Gründe definieren, die den Säure-Basen-Haushalt aus dem Gleichgewicht bringen:

1. Anhaltende Intoxikationen, die lange Zeit die Entgiftungsmechanismen Magen-Darm, Leber-Galle, Niere-Blase, die Haut oder auch die Lunge überforderten, können zu Einlagerungen toxischer Substanzen führen. Sie sind in der Regel sauer und können zu einer Säureausscheidungsblockade der Niere führen.

2. Eine weitere Irritation der SäureBasen-Bilanz erfolgt durch den Zellstoffwechsel selbst. Bei Schädigungen oder Störungen der Mitochondrien wechselt die Zelle vom aeroben in den anaeroben Stoffwechsel. Beim ineffizienteren anaeroben Gärungsstoffwechsel fällt Milchsäure an, welche die Säurelast im Körper erhöht.

3. Ein Zuviel an Basenmitteln stört die gesunde Säure-Basen-Bilanz. So ist beispielsweise die morgendliche Säureflut im Urin völlig natürlich und aus Regulierungszwecken auch gewollt.

4. Physische und psychische Dauerstresssituationen sowie vor allem der Distress fördern Übersäuerungen.

Heilsbringer Basenpräparate?

Natürlich ist es bei einem übersäuerten Magen hilfreich, Basenmittel einzunehmen, um den Magen zu beruhigen. Logisch ist es aber auch, dass dies eine Symptomtherapie ist. Ursächlich muss entweder die Ernährung auf eine vitale Kost umgestellt und/oder beispielsweise der Ärger, die Angst oder der Stress aufgelöst werden. Nur dann sprechen wir von einer wirklichen Therapie im Sinne des naturheilkundlichen Paradigmas Körper, Geist und Seele.

Martin Keymer


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